Stadt Willich "Terrorismus hat keine Religion"

Stadt Willich · Zum Tag der offenen Moschee hat die Willicher Glaubensgemeinschaft an der Bahnstraße eingeladen.

 Gut 50 Bürger kamen, um sich über den Islam zu informieren, die Moschee zu besuchen und Gespräche zu führen.

Gut 50 Bürger kamen, um sich über den Islam zu informieren, die Moschee zu besuchen und Gespräche zu führen.

Foto: Achim Hüskes

Islamischer Staat, Al Qaida, Boko Haram, Al-Shabaab - immer wieder schwirren die Namen der Organisationen durch die Nachrichten. Sie alle töten, im Namen der Religion, im Namen des Islams, sagen sie. Auch in Willich treiben die Gräueltaten der Terroristen viele Menschen um. Das zeigten die Fragen der Besucher beim Tag der offenen Moschee an der Bahnstraße. Seit 1996 gibt es das Gebetshaus, das in den Räumen einer ehemaligen Schreinerei untergebracht ist. Im Erdgeschoss beten die Männer, in der ersten Etage die Frauen. Die Willicher Gemeinde gehört dem Dachverband Milli Görüs an und hat rund 700 Mitglieder.

"Wie sind die Verbrechen der Islamisten mit dem Koran zu vereinbaren?", fragt Jörg Winterwerb beim Gespräch im Gebetsraum. Zekeria Berber, stellvertretender Vorstandsvorsitzender, und Kerim Isik, Vorsitzender der deutsch-türkischen Union, stellen klar, dass Ahmet Tasci, Imam der Gemeinde, seine Zuhörer dazu aufruft, von den Terroristen, die im Namen des Islam töten, Abstand zu nehmen. "Der Koran sagt ganz deutlich, dass es verboten ist, Menschen zu töten", betont Isik. Auch sei der Islam keine Staatsform, sondern eine Religion, die mit dem "Islamischen Staat" nichts zu tun habe. Noch deutlicher bringt es Zekeria Berber auf den Punkt: "Terrorismus hat keine Religion."

Der Willicher Jörg Winterwerb findet es beruhigend, dass die Muslime in seiner Nachbarschaft sich vom Terrorismus distanzieren. Allerdings: "Ich hoffe, dass die in Deutschland integrierten muslemischen Gemeinden sich erheben und gemeinsam mit starker Stimme den islamischen Terrorismus verurteilen." Die Muslime an der Bahnstraße habe er als gastfreundlich, offen und tolerant kennengelernt, sagt der 66-Jährige.

Diesen Eindruck haben auch Marlene Panzer und Helma Nys. Die beiden Seniorinnen haben sich nach dem Gespräch im Gebetsraum am Büffet gestärkt. Jetzt sitzen sie im Innenhof und plaudern. "Wir sind aus reiner Neugier gekommen", sagen die Willicherinnen, "und wir haben einen guten Eindruck gewonnen." Die Muslime der Gemeinde seien alle sehr freundlich und höflich.

"Der Tag der offenen Moschee ist eine gute Gelegenheit, sich näherzukommen", findet Andrea Grieco. Auch sie ist zum ersten Mal in der Moschee. "Aus den Gesprächen und den Informationen hier nehme ich als Botschaft mit, dass es möglich ist, dass wir alle, unabhängig von Religion und Herkunft, friedlich miteinander leben können, wenn wir das wollen."

"Islam ist Friede" steht auch auf den Buttons, die einige Muslime an diesem Tag am Revers tragen. Tatsächlich bedeutet das arabische Wort "Islam" so viel wie "Erlangung von Frieden durch Unterwerfung unter Allah". Und ein Muslim ist demnach jemand, "der durch seine Unterwerfung zu vollkommenem Frieden gelangt".

Nach teils intensivem und freundschaftlichem Austausch verlassen die Gäste mit einer Rose als Geschenk die Moschee an der Bahnstraße. Einige tragen zusätzlich eine deutsche Übersetzung des Korans mit sich. Kerim Isik hat sie verteilt, damit "jeder nachlesen kann, dass der Islam eine friedliche Religion ist."

(WS03)
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