Stadt Willich Therapiezentrum für Flüchtlinge ist fertig

Stadt Willich · Im ehemaligen Schwesternwohnheim neben dem Katharinen-Hospital eröffnete der Arbeitskreis Fremde seine neuen Räume.

 Der Arbeitskreis Fremde lud in sein neues Zentrum: Über die Eröffnung freuen sich (vorne, von links:) Michael Bangura, Britta Frie und Jutta van Amern, hinten (groß) Hausmeister Nabil Daadouai.

Der Arbeitskreis Fremde lud in sein neues Zentrum: Über die Eröffnung freuen sich (vorne, von links:) Michael Bangura, Britta Frie und Jutta van Amern, hinten (groß) Hausmeister Nabil Daadouai.

Foto: WOLFGANG KAISER

"Bei all den schlimmen Nachrichten über ertrunkene Flüchtlinge ist es umso befriedigender zu erleben und tut es der Seele gut, dass hier in Willich so eine Art Kleinod entstanden ist und wie hier von ihrem Arbeitskreis Integration und Inklusion tagtäglich praktiziert wird", sagte Vize-Bürgermeister Guido Görtz. Er überreichte blühende Pflanzen an die Vorsitzende des "Arbeitskreises Fremde", Jutta van Amern. Gerade stellte sie mit vielen Teammitgliedern das neue Gesprächs-, Lern- und Therapiezentrum vor, das seit einigen Monaten neben dem ehemaligen Katharinen-Hospital in Alt-Willich entstanden ist.

Die Augustinus-Kliniken hatten dem Arbeitskreis komplett die siebte Etage des ehemaligen Schwesternwohnheimes zur Verfügung gestellt. Dafür dankte Jutta van Amern dem ehemaligen Geschäftsführer des Willicher Hospitals, Stefan Knöfel, der nach wie vor die Krankenhaus-Immobilie verwaltet. Zur Erinnerung: Die Augustinus-Kliniken hatten bei heftigen Widerständen und lauter Kritik das Hospital bereits im Juni 2014 geschlossen. Daraus wurde dann ab Dezember von der Arnsberger Bezirksregierung eine Erstaufnahmeeinrichtung der Asylbewerber.

Gekommen waren unter anderem, als jetzt die Räumlichkeiten in der ehemaligen Krankenpflegeschule im siebten Obergeschoss vorgestellt wurden, Kommunalpolitiker, Caritas, Vertreter von Schulen und Kindergärten, Hausmeister Nabil Daadouai, sowie zahlreiche ausländische Mitbürger, die teils anerkannt sind größtenteils aber auch nicht und sich ebenfalls schon lange in vielfältiger Weise einbringen. So gab es kleine Snacks und Spezialitäten aus Angola, Sri Lanka oder Armenien, ging unter anderem Michael Bangura mit dem Tablett voller Sekt- und Orangengläser herum. Der 25-Jährige war als Asylbewerber vor etwa acht Jahren aus Sierra Leone nach Willich gekommen, wurde anerkannt, ist mittlerweile gelernter Koch in der Anrather Haus-Brauerei Schmitz-Mönk und der zweite Vorsitzende des Arbeitskreises. Jutta van Amern berichtete, dass es den Arbeitskreis seit 1993 gibt, dass es auch schwierige Zeiten mit wenigen Aktiven gegeben habe. Davon kann jetzt überhaupt keine Rede mehr sein. "Es hat uns sehr geholfen, dass auf einmal bei der Unterbringung im Krankenhaus die Asylbewerber im Fokus standen", sagte die Anrather Pädagogin, die sich noch bei Ute Pelosi und Gisela Michels für die seinerzeitige "Wiederbelebung" bedankte. Denn auf einmal meldeten sich zahlreiche Männer wie Frauen, die auch die in den städtischen Unterkünften lebenden Flüchtlinge unterstützen wollten. Vorsitzende Jutta van Amern dazu: "Vorher hat man uns gar nicht so richtig mitbekommen. Eigentlich war dies ein gutes Zeichen, da auch die von uns betreuten Menschen größtenteils unauffällig zwischen uns lebten." Jedenfalls ging im vergangenen Jahr die Zahl der Mitglieder auf 34 nach oben, hinzu kamen weitere rund hundert Ehrenamtliche, die helfen wollten.

Es brauchte daher seine Zeit, alles neu zu organisieren und zu regeln. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist im neuen Domizil der Deutsch-Unterricht für die erwachsenen Flüchtlinge. Über 50 Männer und Frauen drücken dort nahezu täglich in den unterschiedlichsten Kursen die Schulbank. "Denn die Palette erreicht vom Analphabeten bis zum Student, vom Ungelernten bis zum Ingenieur", erklärte Jutta van Amern. Koordiniert werden die Deutsch-Kurse von Heidi Vogel. Ab Mai sollen die ehemaligen Schulungsräume für besondere Therapien und Entspannungsübungen genutzt werden. "Denn es ist wichtig, dass die Flüchtlinge den Kopf frei bekommen und ihre Ängste etwas abbauen können", sagte Britta Frie. Sie ist eigentlich eine diplomierte Geografin, aber setzt sich auch schon lange ehrenamtlich für die Mitmenschen ein, hat sich unter anderem als Schamanin ausbilden lassen.

Vorgesehen sind ferner demnächst Erste-Hilfe-Kurse für Flüchtlingskinder. Unter den vielen Gästen bei der Präsentation des kleinen Zentrums war auch Dr. Eugenie Schmitz-Hauss, die über 34 Jahre als Kinderärztin in Willich praktiziert hatte. Sie sagte: "Ich will mal schauen, wo und wie ich mich einbringen kann." Da wird sich garantiert etwas finden lassen.

(RP)
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