Stadt Willich Unterricht im Stall kommt bestens an
Stadt Willich · Im Rahmen der Vielzahl ihrer Arbeitsgemeinschaften bietet die Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule auch eine AG "Rund ums Pferd" an. Neun Schüler besuchen einmal in der Woche den Neersener Reitstall Morschheuser.
Im Reiterstübchen des Reitstalls Morschheuser in Neersen ist es voll geworden. Acht Schülerinnen der Schiefbahner Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule haben sich eingefunden. Die Mädchen unterhalten sich lebhaft. "Wir sind komplett, da eine von euch krank ist und ausfällt. Wir können in den Stall gehen", ruft Michelle Mundt in die fröhlich erzählende Schar hinein und hakt jeden Namen auf einer Liste ab. Mit der Mitarbeiterin des Reitstalls geht es entlang der Boxen, wo Mundt die Ponys aufzählt, die aus ihren Boxen geholt werden sollen.
Kurze Zeit später stehen Candy, Vento, Naggur und Americano ordentlich an den dafür vorgesehen Halterungen festgebunden auf der Stallgasse, und je zwei Mädchen sind damit beschäftigt, die Ponys auf Hochglanz zu striegeln. Nur das gleichmäßige Geräusch der Bürsten auf dem Pferdefell und das Ausklopfen der Striegel auf dem Boden sind zu hören. "Das Hufe auskratzen nicht vergessen", erinnert Mundt, die ihren Augen über die Schar schweifen lässt und der einen oder anderen Schülerin noch einmal zeigt, wie ein Pferdehuf korrekt angehoben und sauber gemacht wird.
Ganz routiniert geht es bei Lilli zu. "Ich reite selber seit fünf Jahren, und die AG unserer Schule besuche ich schon zum zweiten Mal", erzählt die Elfjährige. Mit Beginn des Schuljahres 2015/2016 ist an der Gesamtschule eine besondere AG gestartet: Sportlehrerin Uta Stahn hat das Angebot "Rund ums Pferd" ins Leben gerufen. "Gerade viele Mädchen schwärmen für Pferde, haben aber nicht die Gelegenheit, ihnen näherzukommen, weil dieser Sport Eltern oftmals zu teuer ist. Andere reiten bereits und hätten viel Spaß an einem solchen Angebot", berichtet Stahn über die Hintergründe, die innerhalb des Kollegiums die Idee reifen ließen, eine solche AG anzubieten.
Spahn schrieb mehrere Reitställe in der Umgebung an, denn ohne einen Kooperationspartner keine Realisation möglich. Es gab Absagen, aber beim Reitstall Morschheuser, der auch einen Schulbetrieb anbietet und gerade für Kinder etliche Ponys im Einsatz hat, erfolgte eine Zusage. "Ich finde es sehr gut, dass Kinder quasi in der Schulzeit an Pferde herangeführt werden. Der Umgang mit Pferden vermittelt soziale Kompetenz und lehrt, Verantwortung zu übernehmen. Viele Eltern scheuen die Kosten, die der Reitsport mit sich bringt. Hier hat aber jeder die Gelegenheit, Pferde kennenzulernen", sagt Sandra Morschheuser. In der AG geht es so nicht allein ums Reiten, sondern um den Umgang mit den Tieren. Die Pflege, das Verhalten, das Füttern, die Gesunderhaltung, das richtige Satteln und Trensen - alles gehört mit zu den wöchentlichen anderthalb Stunden, die die Schülerinnen im Reitstall verbringen. Die Eigenbeteiligung liegt pro Halbjahr bei 20 Euro. Den Rest finanziert die Schule.
Heute ist es im Reitstall besonders spannend. Mundt hat den Termin mit der Physiotherapeutin und Chiropraktikerin Miriam Sakellariou in die AG-Zeit gelegt. Gespannt verfolgen die Kinder, nachdem sie ihre Ponys fertig geputzt, gesattelt und getrenst haben, wie Cartello in die Reithalle geführt wird und sich Sakellariou zunächst ein Bild über den Gang des Pferdes macht. Alle hören hochkonzentriert zu, als die Fachfrau generell über das Gebäude eines Pferdes informiert und ihnen erzählt, warum Pferde im Stehen schlafen können, ohne umzufallen. Jeden ihrer Griffe, den sie an Cartello ausübt, erklärt Sakellariou den Mädchen. "Das ist spannend, und man lernt jede Menge. Ohne die AG hätte sich mein Traum mit Pferden umzugehen nie erfüllt", sagt Natalie, die ebenfalls zum zweiten Mal die AG gewählt hat. Auch Marie und Pauline, die mit dem zweiten Halbjahr in die AG eingestiegen sind, sind begeistert. Beide schwärmen von Pferden und freuen sich, dass sie nun die Gelegenheit erhalten, den Umgang mit ihnen zu lernen und reiten dürfen.