Stadt Willich Vertrauen ist der Rote Faden

Stadt Willich · Udo Hartings ist ein Mann der ersten Stunde. Er hat die Erziehungsberatungsstelle der Stadt Willich mit aufgebaut. Nach 18 Jahren als Einrichtungsleiter ist jetzt Schluss. Der Kaarster geht in den Ruhestand.

 Udo Hartings balanciert in seinem Beruf nicht nur mit Bällen, sondern auch mit Lösungen.

Udo Hartings balanciert in seinem Beruf nicht nur mit Bällen, sondern auch mit Lösungen.

Foto: Wolfgang Kaiser

Zwar sind die Schränke schon aufgeräumt und für den Nachfolger bereit, aber die persönliche Note bestimmt noch immer im Büro von Udo Hartings in der ersten Etage der Erziehungsberatungsstelle Willich die Atmosphäre. Die Wände zieren seine Bilder, und es sind die vielen kleinen Gegenstände, die aus dem Büro einen Ort des Vertrauens schaffen. "Der Pappkarton steht aber schon bereit, um die letzten Dinge einzupacken", sagt Hartings, greift zu den drei Jonglierbällen auf dem Schrank und lässt sie durch die Luft wirbeln. So wie der Diplom-Sozialpädagoge, Familien- und Trauma-Therapeut mit den Bällen jongliert, so hat er 18 Jahre lang auch mit Lösungen balanciert, denn "die eine Lösung gibt es in der Regel nicht. Es ist ein Zusammenspiel aus vielen Komponenten, an dem wir immer alle gemeinsam gearbeitet haben, Fachpersonal wie Klienten und das auf der Basis von Vertrauen", fügt Hartings an.

Vertrauen ist das Stichwort, das sich wie ein roter Faden durch die 18 Jahre zieht, in denen der 65-jährige Leiter der Erziehungsberatungsstelle der Stadt Willich war. Eltern sowie Lehrer und Erzieher haben sich bei Hartings und seinem Team immer gut aufgehoben gefüllt und zusammen Lösungen zum Wohl der Kinder und Jugendlichen entwickelt. Ab dem 1. Mai müssen die Ratsuchenden allerdings auf Hartings verzichten, denn dann beginnt sein Ruhestand.

Zur Stadt Willich kam Hartings bereits 1995 als Dezernent. Bis 1997 war der politisch aktive Kaarster als solcher tätig, um danach in die Planungsabteilung der Stadt Willich zu wechseln. Auch hier kam ihm seine politische Erfahrung aus dem Planungsbereich seiner Heimatstadt zugute. 1999 trat die Wende ein, die Hartings zu seinen beruflichen Wurzeln zurückführte. Der damalige Bürgermeister Lukas Siebenkotten und der Vorsitzende des Kinderschutzbundes Willich, Ralf Hasso Sagner, riefen in Willich eine Erziehungsberatungsstelle ins Leben. Bis zu diesem Zeitpunkt erfolgten Beratungen in Viersen, Krefeld und Kempen. Mit Hartings als studiertem Sozialpädagogen war der passende Leiter schnell gefunden.

Im Verwaltungstrakt am St.-Bernhard-Gymnasiums, wo das städtische Jugendamt beheimatet ist, ging es los. Neben Hartings gehörte Norbert Maas zum Team. "Wir haben bei null angefangen. Man kann schon sagen, dass wir die Erziehungsberatungsstelle mit aufgebaut haben", sagt Hartings. Die Arbeit in den Familienzentren, das Installieren eines Beratungsbüros in der Robert-Schuman-Europaschule, die Kontakte zu Familienhebammen und den Familienkinderkrankenpflegern, die gemeinsamen Projekte mit den Rotariern - die Liste des Erreichten ist lang.

Aus den zwei Mitarbeitern wurden drei plus eine Teamassistentin. Durchschnittlich waren es in all der Zeit rund 1200 Kontakte, die die Beratungsstelle pro Jahr hatte. "Wenn man das hochrechnet, kann man sagen, dass wir ein Drittel der Willicher Bevölkerung in unserer Beratungsstelle gehabt haben", sagt Hartings mit einem Augenzwinkern. Der Leiter ist dabei voll des Lobes für sein Team. Man habe allzeit mit hoher Fachlichkeit und organisatorisch gut durchstrukturiert gearbeitet. Trotz der vielen verschiedenen Probleme, die die Kunden mitbrachten, ist es in seinen Augen eine schöne Zeit gewesen. "Die Arbeit hat mir immer viel Freude gemacht", betont der 65-Jährige.

Wichtig war ihm immer die schnelle Hilfe. Wenn ein Jugendlicher mit einem Problem auf einmal in der Erziehungsberatungsstelle aufschlug, kam es innerhalb von 24 Stunden zu Hilfsangeboten. Bei Terminanfragen lag die Wartezeit durchschnittlich bei 14 Tagen. Die gute Vernetzung mit anderen öffentlichen Stellen und freien Trägern war Hartings wichtig. Wenn er jetzt zum 1. Mai in den Ruhestand geht, rücken seine Hobbys Radfahren, Wandern und Nordic Walking etwas mehr in den Mittelpunkt. Seine Nachfolge steht schon fest: Maas, sein bisheriger Stellvertreter.

(tref)
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