Stadt Willich Viel Kunst und Musik rund ums Schloss

Stadt Willich · 43 Aussteller, davon 20 neue, zeigten am Wochenende bei "Jazz und Handwerk" rund um Schloss Neersen professionelle Handwerkskunst. Bei frühlingshaften Temperaturen sorgten drei Jazzbands für den richtigen Ton.

 Bei schönem Wetter kamen viele Besucher am Wochenende in den Schlosspark rund um Schloss Neersen, um ganz individuelle Formen von Kunst und Handwerk in Augenschein zu nehmen.

Bei schönem Wetter kamen viele Besucher am Wochenende in den Schlosspark rund um Schloss Neersen, um ganz individuelle Formen von Kunst und Handwerk in Augenschein zu nehmen.

Foto: WOLFGANG KAISER

Winkt ein Maulwurf aus dem Erdhaufen: Die Handpuppen von Katalin Pajor aus Zülpich sind witziger und detaillierter, als so manche Erinnerung ans Kasperle-Theater. Elche, Katzen, Schneewittchen-Zwerge — kaum eine Figur fehlt bei den "Katalin-Handpuppen". Die kleineren Fingerpüppchen eigenen sich hervorragend für lange Autofahrten, "wenn die Kinder ungeduldig werden und quengeln", weiß Pajor. Sie war eine von 43 Ausstellern bei "Jazz und Handwerk" rund um das Neersener Schloss am Wochenende.

Bereits am frühen Samstagnachmittag strömten die Besucher an den Rothweg — viele wissen, dass sie dort Qualität erwartet. Denn die Veranstalter von der Neersener Kaufmannschaft laden ausschließlich professionelle Kunsthandwerker ein und sorgen jedes Jahr für Neuzugänge: So präsentierten sich rund 20 der 43 Aussteller erstmals bei der Traditionsveranstaltung.

Premiere bei "Jazz und Handwerk" feierte auch Virginia Valtin. Im Schlosskeller stellte sie Strickwaren und Naturstoffe aus litauischem Leinen aus. "Das Leinen wächst auf meiner 20 Hektar großen Plantage", sagt die aus Frankfurt am Main angereiste Frau, die selber Kleider, Schals und Ponchos näht. "Leinen ist luftig, trägt sich gut und ist auch für die Haut gesund", sagt Valtin mit Blick auf ihre naturfarbenen Kreationen. Wer's bunter mag, greift zu den vielfarbigen Halstüchern, die sie ebenfalls parat hatte.

Während die erste Band (siehe Kasten) für Musik bei "Jazz und Handwerk" sorgte, wurde der marokkanische Künstler Nacir Chemao an der Westseite der Virmondschen Festung mit Acrylfarbe kreativ. Ein Großformat seiner "Jazzserie" sowie Landschaften und Musikerportraits hatte er aus seinem Atelier in Duisburg mitgebracht, während Chemao mit Anspruch und Können elegante Linien übers weiße Papier zog und mit den Besuchern ins Gespräch kam. Wer länger stand und staunte, erfuhr von dem künstlerischen Anspruch, "künstlerisch eine Ästhetik der Zukunft zu schaffen". Chemaos Kredo "Die Leute sollen durch meine Arbeit zu mir kommen" ging auf.

Mit "Kupfer-Kunst" feierte Britta Rösler aus Trier in Neersen ihren Einstand. Das edle Blech schneidet sie, glüht es aus und schreckt es ab, um es im kalten Zustand zu formen und zu schmieden. Drachen, Pferde, Eidechsen und Mäuse entstehen auf diese Weise, aber auch wunderschöne Blumenkübel-Unikate, kleine Vasen und Gartenkunst mit dunkelbrauner Patina. "An Kupfer fasziniert mich die im ständigen Veränderungsprozess währende Farbe", sagt Rösler.

Auf Reis gebettet präsentierte das Team der Kölner Goldschmiede "Heavy Metal" seine Kreationen: runde Ringe, eckige Halsketten, Unikate nach Kundenwunsch. Kein Metall, sondern weiches Mohair verarbeitet Heidemarie Sitz aus Rommerskirchen zu wundervollen Kuscheltieren mit Knopfaugen. Handgefertigte Teddybären und Trikotpuppen gehören zu ihrem Repertoire.

Wer's nicht nur sauber, sondern auch freundlich mag, war am Stand von der Manufaktur "Irenenseeseife" aus Heide goldrichtig. Dort erklärte Klaus, was eine gute Hand-, Dusch- oder Rasierseife ausmacht: "Der Fettfaktor entscheidet. Je höher der ist, desto hochwertiger ist das Endprodukt." Mit sympathischer Ruhe erklärte der Hautpflegedozent im Ruhestand, warum Bio-Kokosöl besser als jedes Aftershave ist: "Das schützt die Haut!". Keine Milliarden Euro macht er kaputt, aber einzelne Münzen: Flo, der Münzsäger. Sein ehrbares Handwerk führte der Leverkusener mit großer Gelassenheit vor, fertigte Unikate aus Münzen aus 60 Ländern. "333000 verschiedene Münzen gibt es auf der ganzen Welt", ließ er die Zuschauer wissen. Zwei Stunden dauert es mindestens, bis aus einer Münze ein Kunstwerk entsteht. Losglück gefragt war bei der Tombola, die Kunsthandwerker und Veranstalter reich bestückten. Der Erlös von "Jazz und Handwerk" bleibt in Neersen: Er fließt in das Ferienwerk und die Ferienspiele.

(tone)
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