Stadt Willich Viel Natur und jede Menge Zeit

Stadt Willich · Dass ein naturnaher Garten nicht viel Arbeit machen muss, zeigt die Anlage von Monica und Jack Sandrock. Das Schiefbahner Ehepaar setzt auf heimische Pflanzen, Teiche und Rückzugmöglichkeiten für Tiere.

 Freya, Theresa und Magdalena sowie Helmut Freiesheim, Marion Vieth-Kempa und Monika Fustermanns zeigen Schmetterlingsraupen.

Freya, Theresa und Magdalena sowie Helmut Freiesheim, Marion Vieth-Kempa und Monika Fustermanns zeigen Schmetterlingsraupen.

Foto: Kaiser Wolfgang

Der Blick über den weißen Holzzaun fällt auf eine Wiese mit Dutzenden von bunten Farbtupfern und Obstbäumen. An der Einfahrt grüßen zwei Sanddornsträucher, und entlang des schmalen Weges aus den alten Steinen zieht sich eine Buxbaumhecke, hinter der ebenfalls dichtes Grün das Bild bestimmt, durchbrochen von Blumen, die für Hingucker in den Grüntönen sorgen. "Wir müssen nichts umpflanzen, um Farbtupfer zu haben. Alles kommt Jahr für Jahr erneut von selber", sagt Monica Sandrock. Der Vorgarten erinnert ein wenig an einen Bauerngarten, nur dass hier kein Stückchen Erde zu sehen ist. "Und damit muss auch keine Erde geharkt oder von irgendwelchen Dingen befreit werden, die dort nicht wachsen sollen. Eine Arbeitsersparnis für uns und auf der anderen Seite ein Refugium für Tiere, angefangen bei Insekten bis hin zu den Vögeln. Sie finden hier Nahrung und Lebensraum. Dazu kommt für uns der einfach nur schöne Anblick und das zu jeder Jahreszeit", sagt Jack Sandrock.

Aber nicht nur im Vorgarten ist bei den Sandrocks viel Natur und wenig Arbeit angesagt. Auch der rückwärtige Teil des insgesamt knapp 1500 Quadratmeter großen Grundstückes ist eine Idylle, in der sich Mensch und Tiere wohlfühlen und "in der nicht am laufenden Meter gearbeitet werden muss. Viele meinen das zwar, wenn sie unseren Garten sehen, aber das ist nicht so", betont Jack Sandrock.

 Monica und Jack Sandrock sitzen gern auf ihrer Terrasse und genießen den Ausblick. Denn ihr naturnaher Garten ist nicht sehr anspruchsvoll.

Monica und Jack Sandrock sitzen gern auf ihrer Terrasse und genießen den Ausblick. Denn ihr naturnaher Garten ist nicht sehr anspruchsvoll.

Foto: Wolfgang Kaiser

Als die Sandrocks vor 30 Jahren das Haus mit dem großen Grundstück erwarben, gab es noch einen ganz normalen Garten mit einigen Bäumen, Sträuchern und Rasenfläche. "Ich habe unter anderem regelmäßig den Vertikutierer im Einsatz gehabt, um das Moos zu entfernen, damit es einen entsprechenden Rasen gibt, den ich dann wiederum alle naselang mähen musste. Irgendwann habe ich mir gesagt: Moos im Rasen ist auch schön grün", erinnert sich Jack Sandrock. Er ließ das Gras wachsen und mähte lediglich einen Weg durch das Grün. Blumen siedelten sich an und sorgten für Farbtupfer. Statt mit Vertikutierer und Rasenmäher zu hantieren, saß das Ehepaar im Wintergarten oder auf der Terrasse und beobachtete die Vögel und das Geschehen an den Gartenteichen, die eine Einheit mit dem restlichen Garten bilden und ebenfalls absolut pflegeleicht sind, denn auch hier regelt die Natur alles. "Der Garten hat sich im Laufe der Jahre selbst gestaltet. Bäume und Sträucher wachsen von selber. Wir mussten nur hin und wieder etwas korrigieren", sagt Monica Sandrock. So starb einer der Süßkirchenbäume ab. Statt einer Fällaktion mit viel Arbeit ließen die Sandrocks dem Efeu seinen Weg. Heute ist der alte Baum von Efeu überwachsen und bietet nicht nur ein schönes Bild, sondern dient Vögel und Insekten als Heimat. Die als Wildschutzhecke angelegt Hecke mit Feuerdorn, Weißdorn, Haselnuss, Schlehen, Traubenkirche, Felsenbirne und weiteren heimischen Gewächsen sieht zweimal im Jahr zum Pflegeschnitt die Heckenschere. Ansonsten ist sie das Refugium der Tiere und hält keinen der Sandrocks arbeitstechnisch in Trab. Die 15 Meter hohen Birken zogen indes einst als Minibäume ein. "Die Bäumchen standen bei Freunden auf der Terrasse in Kübeln. Sie wollten sie nicht mehr. Wir haben sie ins Auto gepackt, mitgenommen, bei uns eingepflanzt und wachsen lassen", erzählt Jack Sandrock. Nackte Erde gibt es auch im rückwärtigen Teil nicht, wobei besonders der hintere Bereich verwunschen wirkt. Geht man den schmalen Naturweg entlang, so stellt sich ein Gefühl wie im Wald ein. Laub darf fallen und verrotten, der Baumschnitt füllt die Totholzhecke und sorgt damit für weitere nützliche Funktionen. Mit ihrem Garten hatten die Sandrocks schon beim NRW-Landeswettbewerb in der Kategorie "Privatgärten - Ein schönes Stück Natur" die Nase vorn. Über 400 Gartenbesitzer bewarben sich, neun Gärten wurden prämiert, darunter der Schiefbahner Naturgarten.

Sogar den Nachbarn gefällt es. Sie dürfen das Laub, das von den Sandrocks in ihre Gärten fällt, einfach über den Zaun kippen, wo es Igeln und Insekten ein Daheim gibt. "Einer unserer Nachbarn baute sogar seine Terrasse in Richtung unseres Grundstückes, weil er den Blick in unseren Garten so schön findet", berichtet Jack Sandrock. Und dass sich die Tiere wohlfühlen, sieht das Ehepaar Tag für Tag. 32 Vogelarten sind bei ihm heimisch, Igel leben vor Ort, Schmetterlinge sowie weitere Insekten sind unterwegs, die Teichbewohner fühlen sich wohl und machen den Lückenlarven den Garaus - mittendrin dazu die Sandrocks auf ihrer Terrasse, denn der naturnahe Garten lässt viel Zeit zum Genießen.

(RP)
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