Serie Vor 440 Jahren Vorst wurde "furchtbar dezimiert"

Im reformationsgeschichtlichen Teil der 2003 erschienenen "Geschichte der Stadt Willich" sind die Auswirkungen des Kölner Krieges auf den Raum Kempen-Tönisvorst-Willich detailreich beschrieben. Als am 19. November 1583 die erzbischöflich-katholischen Truppen unter dem Chorbischof Herzog Friedrich von Sachsen-Lauenburg in einem Gefecht vor Hüls eine schwere Niederlage erlitten hatten, flohen sie bis nach Kempen und Neuss.

Dabei machten Söldner unter dem Befehl des Freiherrn Adolf von Schwarzenberg acht Tage in Schiefbahn Quartier und brannten zahlreiche Häuser nieder. Am 20. Dezember wurde Neersen von Kriegsvolk Friedrichs von Sachsen ausgeplündert. Kurz darauf rückten von Aldekerk her Spanier zum Entsatz an. Ihr Vorstoß wurde eine Art Rachakt vor allem gegen die unbeteiligte Bewohner. Wahrscheinlich am 22. Dezember 1583 steckten sie Vorst in Brand, die Bevölkerung wurde "furchtbar dezimiert".

Der Sachsen-Herzog plünderte zur selben Zeit Neersen. Anrath wechselte 1583 mehrfach den Besitzer und wurde 1584 von wallonischen Fußsoldaten, die unter dem Grafen Werner von Reifferscheid in Krefeld lagen, völlig verheert. Ferner spricht einiges dafür, dass Spanier oder mit ihnen verbündete Truppen im Anschluss an das Gefecht bei Hüls Willich in Flammen aufgehen ließen. Es war also nicht nur die spektakuläre Sprengung der festen Godesburg bei Bonn signifikant für diesen Krieg, auch das Elend, das die Kriegsfurie über die kleinen Dörfer und Städte brachte, kennzeichnete die Grausamkeit und Rücksichtslosigkeit, mit der man vorging.

In seinem bis 1586 geführten Tagebuch hat Ambrosius von Virmond auf der Burg Neersen zahlreiche Einzelheiten mitgeteilt, die sonst nicht überliefert wären.

Einige Beispiele für die meist wortkargen Eintragungen Virmonds: Am 3. Februar haben spanische Truppen in Anrath und Neersen gelegen. Am 9. September 1579 traf ein Adeliger in Neersen ein, um im Auftrag der Gräfin von Reifferscheid mitzuteilen, dass die Kölnischen ("di Colschen") beabsichtigten, Neersen einzunehmen ("myn behausung in zo nehmen"). Virmond rüstete seine Burg auf. Am 27. Februar 1581 kam dort ein großes Geschütz an. Am 4. August 1582 heißt es lapidar, das Uerdingen in Flammen aufging ("ist Urdingen gebrant worden"). Burg Uda fiel am 20. Oktober 1582 den Spaniern in die Hände. Im November 1583 lagen Soldaten des Freiherrn von Schwarzenberg in Schiefbahn "auf der sceyffebain").

Es folgen etliche weitere Kriegsnachrichten bis 1586: ein von den Spaniern ausgelöster Brand in Anrath, eine Plünderung der "Nerstrais" (Neersen). Wichtig ist schließlich die Nachricht vom 2. September 1584, wonach "das stetgen Crevelt" von den Neuenahrschen Soldaten eingemommen und verbrannt worden war.

(plp)
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