Willich Wenn die Muse aus dem Bild verschwindet

Willich · In der Kunst- und Kulturscheune Mülhausen ist die Ausstellung "Hier spielt die Musik" zu sehen. Der Künstler Rüdiger Houba aus Hersdorf in der Eifel zeigt in Grefrath seine aktuelle Malerei, die sein Leben auf dem Lande reflektiert.

 Der einstige Krefelder Künstler Rüdiger Houba (Mitte) lebt und arbeitet seit 15 Jahren in der Eifel. Seine aktuellen Bilder stellt er bis zum 20. März in der Grefrather Kulturscheune aus.

Der einstige Krefelder Künstler Rüdiger Houba (Mitte) lebt und arbeitet seit 15 Jahren in der Eifel. Seine aktuellen Bilder stellt er bis zum 20. März in der Grefrather Kulturscheune aus.

Foto: ACHIM HÜSKES

Vor 15 Jahren zog Rüdiger Houba in die Eifel. Der einstige Krefelder fühlt sich dort nun zuhause und zugleich als Beobachter, der seine Eindrücke auf Leinwand bannt. Bis zum 20. März ist eine Auswahl der so verarbeiteten Eindrücke in der Grefrather Kunst- und Kulturscheune Mülhausen zu sehen. Zur Vernissage gab es Musik im Doppelpack: Zum Hören und visualisiert im Bild. Die Kombination offenbarte zugleich Houbas ganz eigene Reaktion auf die ihn umgebende Welt. Während ihm das Musizieren offensichtlich so viel Freude bereitet, dass er mit Nada Vitz auf der Caisa (eine konvexe Steel Pan) improvisierte, zeigt er im Bild, wie Musik auch unangenehm auf die Ohren gehen kann. Denn der Protagonist des Gemäldes hält sich gequält die Ohren zu, da sich hinter ihm eine kleine Gruppe von Bläsern aufgestellt hat. "Ich habe den Draht zur Blechblasmusik noch nicht verinnerlicht", erklärt Houba das Bild, dessen Titel zugleich der Ausstellung den Namen leiht.

Passend zur Schau eines Malers las die Tönisvorsterin Anja Scheik aus Robert Gernhardts Essayband "Der letzte Zeichner". Die Geschichte sei witzig, kraftvoll, skurril und passe ganz einfach zu Houbas Art, begründete Scheik ihre Wahl der Geschichte um einen sterbenden Maler. Der grämt sich wegen des nicht Erreichten, aber, erbost über die Tröstungsversuche der Verwandtschaft, arbeitet er wütend weiter, statt zu sterben.

Im Gegenzug bekennt Houba: "Die Bilder erzählen auch irgendwie Geschichten von mir". So hat sich der Künstler und Aushilfslehrer an vier Klassenrowdys "gerächt", indem er sie als Rapper vor einer Kapelle in der Eifel darstellte. Häufig denkt er sich im Vorfeld Szenerien aus, nach denen sich seine Modelle aufstellen müssen. "Oft dichte ich etwas dazu", bekennt er sich zum Spiel um Abbild und Fiktion. Merkels Besuch in Prüm war ihm eine Darstellung wert. Die Kanzlerin ist eindeutig zu erkennen, ebenso die typische Handhaltung, die allerdings genügend abgewandelt ist, um eine Flasche halten zu können. Wichtiger als die politische Prominenz scheint allerdings die mittig platzierte Würstchenbude zu sein.

In einer persönlichen Auseinandersetzung mit dem Vereinsleben spielt der Maler mit Sprichwörtern. Im surreal angelegten Schauplatz sägt eine Figur an ihrem Stuhl, während sich die "Hohen Priester" abgewandt haben und eine Gruppe im Hintergrund einen Karren nicht aus dem Dreck zieht, sondern damit verschwindet. Dem Betrachter erschließen sich nicht alle Bildsymbole. "Da ist auch eine private Chronik. Ich als Städter und Niederreiner in der Eifel beobachte und bin zugleich in das Ganze verflochten", sagt Houba. Er stellt den Eifelbürgern ein gutes Zeugnis aus. Als deren Nachbar hat er gelernt, dass die gar nicht so reserviert seien, wie der Niederrheiner glaube. Die Bilder finden ihren ironischen Abschluss im Gemälde "Kunstpause". Da steht der Maler vor leerer Leinwand, während die Muse mit Gitarre in den Hintergrund verschwindet.

(RP)
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