Stadt Willich Wenn Niederrheiner Oktoberfest feiern

Stadt Willich · Zünftig bayerisch mit Dirndlkleid und Lederhose feierten am Samstagabend etwa 3300 Gäste beim Oktoberfest der Schiefbahner St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft. Das Bier floss in Strömen, die Stimmung war bestens.

 Wie es sich für ein Oktoberfest nach bayerischer Art gehört, waren die Damen im feschen Dirndl und die Herren in der Krachledernen gekommen. Ein Teil des Erlöses der Veranstaltung soll Bedürftigen in Schiefbahn zu gute kommen.

Wie es sich für ein Oktoberfest nach bayerischer Art gehört, waren die Damen im feschen Dirndl und die Herren in der Krachledernen gekommen. Ein Teil des Erlöses der Veranstaltung soll Bedürftigen in Schiefbahn zu gute kommen.

Foto: Kaiser

Wenn bereits im April etwa 3300 Karten in etwa 20 Minuten vergriffen sind, Trachtenhäuser den Ausverkauf melden, sich Fremde freudetrunken in den Armen liegen oder junge Leute in vorgerückter Stunde nach entsprechendem Alkoholgenuss den besten Freund nur noch vierfach geklont vor sich sehen, dann muss es ein besonderes Ereignis sein: Gemeint ist das Oktoberfest der Schiefbahner St.-Sebastianus Bruderschaft. Zum siebten Mal hat die von Manfred Hendricks angeführte Bruderschaft dieses große Event am Samstag durchgeführt.

Bereits am späten Nachmittag beginnt der Run auf das Paulaner-Bier, bringen es für vier Euro je 0,5-Liter-Krug 48 Kellner und Kellnerinnen an die Tische. Sie brauchen an dem Abend die Parolen, wie "Oins, Zwoi, Gsuffa" oder "Hopfen und Malz, ab in den Hals" nicht besonders auszugeben. Die bekannte Partyband "Albfetza" mit der quirligen in Rot gekleideten Sängerinnen Alexandra stimmt schon mal mit "Ein Prosit der Gemütlichkeit" auf die feuchtfröhliche Zeit ein. Bevor offiziell das Trinken erlaubt wird, kommt Willichs Vizebürgermeister Guido Görtz mit einer hölzernen Sackkarre und einem 20-Liter-Fass vor die Bühne. Er hat sich vorgenommen, beim Fassanstich die zwei Schläge von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter zu übertreffen. Es klappt nicht ganz, am Ende sind es etwa zwölf Schläge.

Was reibungslos funktioniert, ist, schon früh Stimmung in die Reihen zu bekommen. "Es ist einmalig, ich bin schon zum fünften Male hier und liebe die Bayern", sagt eine 28-Jährige aus Düsseldorf. An den Tischen sitzen Menschen von überall her - natürlich auch aus Alt-Willich, so Schützen oder der Kegelclub der "Quertreiber", die "Neuwerker Vröngde" oder die "Flotten Jonges" aus Klein-Jerusalem.

"Ich bin von Anfang an dabei, es ist herrlich", meint Angie Göllner in ihrer schmucken schwarz-roten Tracht. Gemeinsam mit ihrem Mann ist sie das amtierende Schiefbahner Schützenkönigspaar, das für seine vielen Freunde oder für die Wachzüge gleich über 150 Eintrittskarten geordert hatte. Die vier Hofdamen Julia, Tamara, Jil und Astrid präsentieren dabei ihre neuen hellblau-pinkenen Trachtenkleider.

Man lässt es krachen. Viele Schützen sind mittendrin wie die Formationen "Freunde der Nacht" oder "Allzeit Bereit" mit ihrem Zugführer Martin Bratscke. Auch die "Strammen Jonges" von Lauritz Tost zeigen Durchhaltevermögen, stärken sich zwischendurch mit einer Leberkäs-Semmel, mit Spießbraten oder für 5,50 Euro das Stück mit Kaiserschmarrn und Apfelmus. Drinnen und draußen haben mehr als 30 Security-Männer und Frauen der Detektei Nordrhein alles im Griff, sorgen vor allem dafür, dass der Lärm draußen nicht zu laut wird.

Der Maltester Hilfsdienst (MHD) schickt elf Sanitäter zum Event. Die Malteser haben für die Erstversorgung und zur Ausnüchterung ein kleines Zelt mit einigen Betten aufgebaut. Als "Albfetza" gerade das "Atemlos" spielt, kommt gegen 21.30 Uhr "Patient" Nummer eins, ein etwa 25-Jähriger, der wohl etwas zu tief in das Paulaner-Glas geschaut hatte. Kurz nach Mitternacht bilanziert MHD-Einsatzleiter Tobias Müller: "Es war eigentlich ein ruhiger Abend, acht Personen mussten wir versorgen, drei wurden in die benachbarten Krankenhäuser gefahren." Unter den Sanitätern ist auch die 19-jährige Eva: "Die Musik ist nicht so mein Ding, da mache ich lieber Dienst, ich liebe Rock-Musik", sagt sie.

Es wird dennoch auch auf bayerisch drinnen kräftig gerockt und genagelt. Gemeint ist der Wettbewerb, möglichst schnell und präzise Nägel ins Gebälk zu schlagen. Es gibt viel Lob für die sechsköpfige Band, die heute bereits in Stuttgart im Hofbräu-Zelt auf den "Cannstatter Wasen" spielt. Und es gibt noch einige Gewinner, die unter anderem mit Reise-Gutschein, Hotel-Schecks, einem 32-Zoll-Fernseher oder mit VIP-Karten für Spiele von Borussia Mönchengladbach das große Zelt verlassen. Nach mehr als sechs Stunden gibt es starken Schlussapplaus für die Band.

(wsc)
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