Tönisvorst Wie man das Fürchten lehrt

Tönisvorst · Mitte Oktober bis Anfang November 1996 schreckten Pressemeldungen von der Schließung des St.Töniser Krankenhauses den früheren Heimatbundvorsitzenden Rolf Schumacher auf. Er war einer der ersten, der zum Kampf aufrief: "Wehrt Euch, Tönisvorst" stand auf seinem Plakat. Gleichzeitig gründeten Brigitte Sorgalla, Christiane Pohl, Irmeli Gerland und Hans-Dietrich Schatz am 6. November 1996 eine Bürgerinitiative und sammelten spontan 14 000 Unterschriften für den Erhalt des Hospitals. Damit war der Kampf eröffnet, die Bürger ließen nicht mehr locker.

Und der Einsatz bekam klare Strukturen. Nach der Ratssitzung am 20. Februar 1997 gründeten einige Tönisvorster das "Aktionskomitee pro Krankenhaus", das künftig den Krankenkassen und der Politik auf kommunaler und Landesebene das Fürchten lehrte. Rolf Schumacher, Werner Lessenich, Theo Klecker, Sylvia Berndt, Dr. Friedhelm Caspers, Irmelie Gerland, Christiane Pohl, Günter Wolfs (Sprecher des Komitees), Dr. Rudolf Lohmeyer, Brigitte Sorgalla und Heinz-Josef Köhler riefen das später berüchtigte "Donnerwetter am Donnerstag" ins Leben. Los ging es am 7. Februar 1997 mit der Verteilung von Vitaminen, das letzte Donnerwetter, das 59., folgte am 12. September 1998 in Form einer Freudenfahrt. Das Tönisvorster Krankenhaus war gerettet.

Menschenkette, Protestmärsche

Was zwischenzeitlich alles – zumindest öffentlich – geschah, hat Schumacher in dem Buch zusammengestellt. Er erinnert an die spektakulären Aktionen wie die Menschenkette zwischen St. Tönis und Vorst, den Staffelllauf nach Düsseldorf, Protestmärsche mit Rollstühlen, Betten oder auch 200 Fahrzeugen durch Düsseldorf. Und von Woche zu Woche schien die Unterstützung aus der Bevölkerrung zu wachsen. Ob klein, ob groß – die Erinnerung an all diese kreativen Aktionen lassen erahnen, wie viel Arbeit letztlich für das Komitee dahintersteckte. Und die Aktionen waren ja nicht das Ziel: Das Krankenhaus sollte erhalten bleiben. Mit viel Geschick, Konsequenz, Durchhaltevermögen und Kreativität wurde das Komitee zu einem wichtigen Verhandlungspartner für die Entscheidungsträger.

Rolf Schumacher kommt am Ende seines eindrucksvollen Buchs zu dem Schluss "Es ist geschafft". Und geschafft hat er ein eindrucksvolles Werk, das bei all den zahlreichen Mitstreitern von Damals Erinnerungen an die turbulente Zeit wecken wird.

(RP)
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