Stadt Willich "Mein kleines Telefonmuseum"

Stadt Willich · Michael Gäbel hat ein Faible für Telefone. Der Anrather hat ein Museum, das ein Stück Geschichte rund ums Telefonieren widerspiegelt.

 Im Museum zeigt Michael Gäbel nur ein Drittel dessen, was er in den vergangenen Jahren gesammelt hat.

Im Museum zeigt Michael Gäbel nur ein Drittel dessen, was er in den vergangenen Jahren gesammelt hat.

Foto: Kaiser

Wenn Michael Gäbel in den Keller steigt, steigt mit jeder Stufe abwärts seine Stimmung. "Es hat etwas gedauert, aber jetzt ist es so fertig, wie ich es mir vorgestellt habe. Die letzten Monate habe ich hier nahezu nonstop gearbeitet", sagt der Anrather, öffnet eine Tür und gibt den Blick frei auf Geschichte pur. Wobei man beim Eintritt in den Kellerraum zunächst einmal gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll.

In der Ecke tickert ein gewaltiger Fernschreiber vom Nachtjagdgeschwader 1 vor sich hin. Ein Stückchen weiter zieht ein alter Münzfernsprecher die Aufmerksamkeit auf sich. Schwarze Telefonapparate mit Wahlscheiben als auch Apparaturen mit Kurbel geben sich ein Stelldichein mit Holzvarianten. Da gibt es kastenförmige Telefone mit Hörer, die per Schnur miteinander verbunden sind. Ein Telefon im Brokatmäntelchen ist ebenso zu sehen wie Modelle mit Großtasten und in Form einer Micky Mouse.

Ein Stück eines Telefonmastes mit Steigeisen und Gurten, Kabel, Militärfernsprecher, Volksempfänger, DDR-Produkte, mit denen abgehört wurde, Anschlussdosen der unterschiedlichsten Art, Gebührenanzeiger, Hörkapseln, ein mobiler Prüfschrank von 1927, Ortsgruppenleiter-Telefone, der Apparat von Bürgermeister Neusen, Schaufensterpuppen, die in Arbeitskleidung der Deutschen Post stecken und neben denen Servicekoffer stehen, mit denen die Mitarbeiter einst ihrer Arbeit nachgegangen sind, wenn es irgendwo zu telefontechnischen Problemen kam. Die Welt des Telefonierens wird lebendig.

 Wählscheibe statt Display

Wählscheibe statt Display

Foto: Kaiser Wolfgang

"Das ist mein Anrather Telefonmuseum, das kleine Entstörermuseum der DBP", bemerkt Gäbel. Seit Jahren hält den Pensionär die Sammelleidenschaft rund um die Materie Telefon fest im Griff. Und das kommt nicht von ungefähr. Schon als Kind wuchs er damit auf, denn sein Vater Erwin war beim Krefelder Fernmeldeamt tätig. Gäbel trat in die väterlichen Fußstapfen und wurde Servicetechniker. Von einem älteren Kollegen erhielt er ein erstes Sammelobjekt in Form eines Amtsanschließers von 1938 als Geschenk - damit war der Grundstein zu seiner heutigen Sammlung gelegt.

"Wobei das, was ich in der Ausstellung zeige, vielleicht ein Drittel von dem ist, was ich habe. Aber für mehr reicht der Platz leider nicht. Ich bin schon froh, dass ich meine Frau überreden konnte, mir den Kellerraum für mein Museum abzutreten", erzählt Gäbel. 250 Telefonapparate, Zusatzeinrichtungen, Endverschlüsse, Verzweiger, Anschlusstechniken, Uniformen, Dienstkleidung, Werkzeuge, Messeinrichtungen- und Instrumente - im Laufe der Jahre kam mehr und mehr zusammen. Zumal es sich nicht nur in Anrath rundsprach, dass Gäbel sammelte.

Zu jedem der Exponate kann er ein Anekdötchen erzählten. Etwas ganz Besonderes sind die Apparate, auf denen ein blauer Punkt klebt. "Das sind allesamt Modelle aus Anrath", erklärt der Sammler. Bis 1956 gab es in Anrath noch die sogenannte Handvermittlung. Das heißt, wenn das Fräulein aus dem Amt Feierabend machte, konnte auch nicht mehr telefoniert werden.

Beim Blick zur Kellertür muss Gäbel schmunzeln. Über der Tür hängen vergilbt aussehende Urkunden. "Auf der einen Unterlage hat jahrelang die Kaffeemaschine gestanden, bis ich mir mal angeschaut habe, was das eigentlich ist", erzählt der Anrather. Er entdeckte, dass es sich um den ersten Telefonantrag von Jakob Krebs aus dem Jahr 1907 handelte, der seinerzeit einen Antrag für sein Unternehmen gestellt hatte. Der alte Messkoffer von 1890 wurde hingegen bei Aufräumarbeiten auf einem Anrather Speicher gefunden.

"Er stand auf einer Nähmaschine, und man dachte zuerst, es würde sich um Nähutensilien handeln", erinnert sich Gäbel, der den Koffer, einst vom königlich-bayerischen Hoflieferanten hergestellt, dann geschenkt bekam. Apparate, die die Amerikaner beim Einmarsch einst zurückgelassen hatten, landeten ebenfalls in seinem Fundus. 80 Kilogramm Telefon hängen so an der Wand neben Schätzchen, die früher einmal ihren Platz im Brüggener Munitionsdepot hatten.

Michael Gäbel öffnet sein Museum am Josefsplatz 34 in Willich-Anrath für interessierte Bürger und bietet Führungen an. Eine kurze telefonische Anmeldung unter 02156 40808, reicht.

(tref)
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