Stadt Willich Willicher Zeitzeugen berichten von früher

Stadt Willich · Im Heimatmuseum Kamps Pitter in Schiefbahn geht es in Ausstellung und Film um religiöse Riten in den 30er bis 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Heimatfreunde beteiligen sich damit am Museumsprojekt "Himmelwärts".

 Der 90-jährige Zeitzeuge Rudolf Tillmanns (links) und Vereinsvorsitzender Ernst Kuhlen im Museum Kamps Pitter. Erstmals wurde der Film "Religiöse Riten und Abläufe in früherer Zeit" in Gänze vorgeführt.

Der 90-jährige Zeitzeuge Rudolf Tillmanns (links) und Vereinsvorsitzender Ernst Kuhlen im Museum Kamps Pitter. Erstmals wurde der Film "Religiöse Riten und Abläufe in früherer Zeit" in Gänze vorgeführt.

Foto: ACHIM HÜSKES

In der Karwoche durften die Glocken nicht läuten, stattdessen gingen Messdiener mit lauten Klappern durch die Straßen, um auf den Beginn der Gottesdienste aufmerksam zu machen. "Und es war uns eine Freude, gerade bei den Leuten schon morgens um sechs Uhr besonders laut zu klappern, die wir nicht so gut leiden konnten", berichtete gestern Christoph Macke (78), langjähriger Rektor, aus seiner Zeit als Messdiener.

Macke war einer der Zeitzeugen, die in einem Film zu Wort kamen, den die Heimatfreunde Willich (vormals Schiefbahn) gestern zum offiziellen Beginn einer interessanten Ausstellung zeigten. Dies alles gehört zum Thema "Himmelwärts", einem landesweiten Projekt, das im Museum Kamps Pitter auch noch an den nächsten Sonntagen, jeweils von 14 bis 17 Uhr, zu sehen ist und sich mit religiösen Riten und Abläufen in der früheren Zeit beschäftigt (die RP berichtete bereits).

Dr. Helmut Fellinger hatte das Thema mit seinem Team, darunter Kamera-Mann Karl-Heinz Naus, lebendig gemacht. Neben einer kleinen Ausstellung mit sakralen Gegenständen oder Gewändern von einst, wie die des "Kirchenschweizers", waren es vor allem die Erinnerungen, die gestern die etwa 80 Premierenbesucher amüsierten. So sprachen in dem Film unter anderem die 90-jährigen Josef Pauen und Rudi Tillmanns darüber, wie sie die Beichte, Kommunion oder Firmung erlebten. Rudi Tillmanns war ehrlich: "Das Beste an der Kommunion war die neue Armbanduhr vom Patenonkel." Und Josef Pauen hatte aufgrund seiner geringen Größe Probleme, im Beichtstuhl den Pfarrer überhaupt zu sehen.

Zum Thema "Himmelwärts" passend, spielte eingangs die 15-jährige Jana Kamps himmlische Töne auf ihrer Harfe. Danach ließ Heimatvereins-Vorsitzender Ernst Kuhlen einige der vielen Ehrengäste zu Wort kommen. Schirmherr und Bürgermeister Josef Heyes sagte: "Schon wie ich hier reingekommen bin, fühlte ich mich wie im Himmel auf Erden." Die Brücke zur Heimat auf der Erde und zur letzten Heimat da oben schlug MdB Uwe Schummer (CDU): "Dies ist eine wunderbare Kombination." Schummer als auch sein Berliner Kollege Udo Schiefner (SPD) dankten dem Verein für seine Lebendigkeit und für sein Engagement. Schiefner sicherte Kuhlen noch seine Unterstützung zur Verwirklichung des zweiten Museumstraktes zu.

Die Gäste erfuhren etwas über die Kräuterweihe, durch die Blitze von den Häusern ferngehalten werden sollten. Im Film tauchte Macke als "Mönch Christophero" auf und erklärte schmunzelnd den Hubertusschlüssel: "Damit sollten früher von Tollwut befallene Tiere gelegentlich auch Menschen kuriert werden." Zu den Zeitzeugen gehörten ferner Fia Schaper, Margret Altenkamp, Imgard Tillmanns und Annette Naus.

Annette Butzbach sprach über einige Totenzettel, deren Inhalte teilweise merkwürdig oder heroisch waren. So stand auf dem Zettel eines im Ersten Weltkrieg gefallenen 19-Jährigen sinngemäß: er sei dem Ruf des höchsten Kriegsherrn gefolgt...

(wsc)
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