Stadt Willich Willichs Archiv zieht nicht nach Dülken

Stadt Willich · Willichs Archivalien, die sich in Schiefbahn befinden, bleiben dort. Bestrebungen, das Stadtarchiv ins neue Kreisarchiv in Dülken zu geben, sind gescheitert. Vor allem die SPD hatte sich für den Verbleib des Archivs eingesetzt.

 Die Mitarbeiter des Willicher Stadtarchivs müssen nun keine Kartons packen. Die Archivalien bleiben in Schiefbahn.

Die Mitarbeiter des Willicher Stadtarchivs müssen nun keine Kartons packen. Die Archivalien bleiben in Schiefbahn.

Foto: dpa

Nun also doch nicht: Die Stadt Willich wird ihr Stadtarchiv behalten und nicht ins neue Archiv des Kreises Viersen eingliedern, das bis 2020 in Dülken gebaut werden soll. Das ist das Ergebnis eines Gesprächs vom Montagabend, an dem die Verwaltungsspitzen des Kreises Viersen und der Stadt Willich sowie die Fraktionsvorsitzenden des Willicher Stadtrates beteiligt waren.

Eigentlich hatte die Willicher Politik schon Ende vergangenen Jahres mehrheitlich beschlossen, dass die Archivalien der Stadt, die derzeit im Keller des Verwaltungsgebäudes in Schiefbahn untergebracht sind, nicht ins neue Kreisarchiv ziehen sollen, wenn dieses die Kempener Burg verlassen haben wird. Am liebsten wäre der Willicher Politik gewesen, wenn das neue Kreisarchiv in Willich gebaut worden wäre, weshalb man pokerte und sagte: Wir beteiligen uns am Kreisarchiv nur, wenn dieses auch bei uns steht. Doch dieser Plan ging nicht auf, der Kreistag entschied sich für Dülken als neuen Standort.

Hatte man zu hoch gepokert und sich zu früh festgelegt? Schon in der Haushaltsrede des FDP-Fraktionsvorsitzenden Hans-Joachim Donath deutete sich ein Umdenken an, später äußerte auch die CDU, dass man den Beschluss ja eigentlich doch noch einmal überdenken könnte. "Ergebnisoffene" Gespräche mit der Kreisverwaltung folgten, als Landrat Dr. Andreas Coenen seine Vorstellung von einer Kooperation zu Papier gebracht und eine Reihe Zugeständnisse an Willich gemacht hatte. Einzig die Willicher SPD sträubte sich vehement dagegen, "das Gedächtnis der Stadt" aus der Hand zu geben. Die Zugeständnisse des Landrats gingen ihr nicht weit genug. Vielleicht hatten CDU und FDP die Reaktionen unterschätzt und geglaubt, dass sich über den Verlust des Stadtarchivs kaum jemand aufregen würde. Doch die Sozialdemokraten bekamen für ihren Einsatz für den Archiv-Verbleib von Bürgern und Heimatvereinen viel Zuspruch, die seit Jahren neben einigen Schulen Bildungspartnerschaften mit dem Stadtarchiv unterhalten. Auch in den sozialen Medien gab es Schelte für die Politiker, die nun nicht mehr zu ihrem Beschluss stehen wollten.

Nun bleibt es also, wie es ist. Grund für die weiterhin getrennten Wege: Kreis und Stadt hätten "unterschiedliche Vorstellungen zur Digitalisierung der vorhandenen Archivbestände", hieß es gestern in einer gemeinsamen Pressemitteilung von Stadt Willich und Kreis Viersen - die nun allerdings auch manchen Politiker überraschte. Denn in den zuständigen Gremien beschlossen sei das noch nicht, war zu hören. Ändern wird sich am Verbleib des Stadtarchivs in Schiefbahn aber wohl nichts mehr.

"Der Kreis Viersen wird bei seinen weiteren Planungen berücksichtigen, dass für das Willicher Archiv nun keine weitere Archivfläche eingerechnet werden muss", sagte Kulturdezernent und Kreisdirektor Ingo Schabrich nach dem Gespräch am Montag. Auch Landrat Dr. Andreas Coenen, der mit Willichs Entscheidung eine Schlappe hatte einstecken müssen, betonte: "Es ist gut, dass wir jetzt Klarheit für den gerade angelaufenen Architektenwettbewerb haben. Zu einem freundschaftlichen Gespräch gehört auch die Ehrlichkeit zu erkennen, dass für einen gemeinsamen Weg nicht genug gemeinsame Vorstellungen bestehen."

Die Stadt Willich werde den Weg mit einem eigenen Archiv vor Ort, so Willichs Bürgermeister Josef Heyes, nun "im Interesse unserer Bürgerschaft, besonders in Blick auf die Arbeit der Schulen und der Heimat- und Geschichtsvereine" weitergehen. Die Stadtverwaltung hatte von Anfang an betont, dass sie den Verbleib des Archivs in der Stadt für richtig halte.

(RP)
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