Stadt Willich Winkels wird neuer Vize-Bürgermeister

Stadt Willich · Die Mitglieder der Willicher SPD haben den 64-jährigen Parteichef für das Amt nominiert. Der Stadtrat entscheidet am 22. Februar in geheimer Wahl. Lukas Maaßen wird wohl bald Parteivorsitzender.

Die Willicher SPD hat bewegte Monate hinter sich. Zuerst legte Markus Gather sein Ratsmandat und sein Amt als stellvertretender Bürgermeister nieder, dann traten Theresa Stoll, Detlef Nicola und Martin Dorgarthen aus der SPD-Fraktion aus und gründeten "Für Willich", und zurzeit läuft es auch mit vielen Anträgen der Sozialdemokraten nicht gerade berauschend. Parteivorsitzender Dietmar Winkels hielt daher auch während der Mitgliederversammlung bei Schmitz-Mönk in Anrath nur die ersten paar Sätze seines Berichts in Reimform - denn angesichts des Geschehenen sei ihm nicht danach, "in die Bütt zu gehen. Auch wenn die Situation manchmal narrenhaft ist."

Für viele der 38 anwesenden stimmberechtigen Mitglieder folgte dann eine Überraschung: Winkels ließ sich als neuer zweiter stellvertretender Bürgermeister der Stadt Willich nominieren. Er hatte sich als einziger der neun SPD-Ratsmitglieder für das Amt zur Verfügung gestellt. 35 Genossen stimmten mit Ja, zwei mit Nein, einer enthielt sich. Der Stadtrat muss dem in seiner nächsten Sitzung am 22. Februar noch zustimmen, doch das gilt als Formalie. "Ich bin einfach gerührt", sagte der Diplom-Sozialpädagoge nach seiner Wahl und versprach, das Amt so gut wie möglich auszufüllen. Damit es nicht zu Interessenskonflikten komme, werde er "zeitnah" sein Amt als Parteivorsitzender abgeben. Sein Nachfolger wird wohl der 26-jährige Lukas Maaßen.

Überraschend, aber eines stellvertretenden Bürgermeisters würdig war auch, dass Dietmar Winkels seinem Vorgänger Markus Gather, der nicht anwesend war, ausdrücklich dankte. Er habe zwar lange überlegt, ob er dies tun solle, aber er sei schließlich Demokrat, und Gather habe "die Partei in vielen Dingen gut dargestellt. Auch wenn die Dinge dann auseinandergelaufen sind: Danke für die aktive Zeit!" Der Applaus dafür fiel allerdings deutlich spärlicher aus als für manch andere, kämpferische Aussagen dieses Abends.

Nicht so versöhnlich ist die Willicher SPD gestimmt, was die drei abtrünnigen "Für Willicher" angeht. "Ich arbeite seit 38 Jahren mit Menschen und kann vieles verstehen und Entscheidungen respektieren", sagte Winkels. Nicht verstehen könne er es allerdings, wenn man gegen eine Person, die man seit Jahren kenne, die Keule auspacke und Strafanzeige gegen sie stelle. Damit meinte er Stoll, Dorgarthen und Nicola, die den SPD-Fraktionsvorsitzenden Bernd-Dieter Röhrscheid wegen Verletzung des Briefgeheimnisses Ende des Jahres angezeigt hatten. Laut Winkels sind Stoll, Nicola und Dorgarthen seit dem 31. Dezember nicht mehr Mitglied der Partei, da sie der Aufforderung nicht nachgekommen seien, die "Für Willich"-Fraktion wieder zu verlassen. Detlef Nicola sieht das allerdings anders, wie er gestern auf Nachfrage sagte. Man habe ihren Widerspruch wohl ernst genommen, und erst vor wenigen Tagen sei der Mitgliedsbeitrag abgebucht worden. "Wir gehen davon aus, dass der Status Quo erhalten bleibt."

Zurück zur Mitgliederversammlung: Röhrscheid war sein Ärger über die Vorkommnisse anzumerken, als er sprach. Er bedankte sich aber dafür, dass Fraktion und Partei "zu größten Teilen immer hinter mir gestanden" hätten. Es sei eine schmerzliche Angelegenheit, wenn drei Kollegen, mit denen man jahrelang zusammengearbeitet habe, persönliche Differenzen in den Vordergrund stellten, so Röhrscheid weiter. "Inhaltliche Differenzen hat es zu keinster Zeit gegeben." Er hob erneut hervor, dass die Fraktion moniert habe, dass "die drei Kollegen sich nicht genügend an der Arbeit beteiligt" hätten. Und zum Vorwurf, die Willicher SPD sei eine "verkrustete, veraltete Partei ohne Zukunftsvision" sagte Röhrscheid: "Seht, dort sitzen zwölf Jusos - Jusos, die mitmachen. Darauf bin ich stolz." Zudem verwies er darauf, dass es neben Lukas Maaßen mit dem 23-jährigen Hendrik Pempelfort als stellvertretendem Fraktionsvorsitzenden und der 28-jährigen Eleonore Wittkop als Fraktionsgeschäftsführerin durchaus junge Leute in wichtigen Funktionen gebe.

Apropos Funktionen: Die Mitglieder wählten auch einen neuen Schatzmeister und einen neuen Beisitzer für Finanzen. Schatzmeister ist nun der 31-jährige Finanzcontroller Christian Gosselk, der 34 Ja-und vier Nein-Stimmen erhielt. Er folgt auf Lothar Grau, der nicht mehr antrat (siehe "Info"). Gosselks bisheriges Amt als Beisitzer für Finanzen übernimmt nun Lukas Kothen, der sich mit 30 zu sieben Stimmen gegen Carsten Mader durchsetze. Die beiden hatten sich spontan bereiterklärt, den Posten zu übernehmen. Der Parteivorstand war eigentlich davon ausgegangen, dass Grau dieses Amt übernehmen werde, doch hatte es diesbezüglich wohl ein Missverständnis gegeben. Und, der Vollständigkeit halber: Auf Markus Gather als Ratsmitglied folgte zum 1. Februar der 62-jährige Günter Cranen.

(RP)
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