Stadt Willich Wird Zukunftsschiene zum Abstellgleis?

Stadt Willich · Der Widerstand aus Mönchengladbach gegen die Regiobahn mit Haltepunkten in Schiefbahn und Neersen wächst. Willichs Bürgermeister Heyes ist verärgert und will persönlich mit Gladbachs Oberbürgermeister sprechen.

 Bisher ist der Kaarster See die Endstation der Regiobahn, die aus Mettmann kommt.

Bisher ist der Kaarster See die Endstation der Regiobahn, die aus Mettmann kommt.

Foto: Busch

Die "Abfahrt" der Regiobahn vom Kaarster See über Haltepunkte in Schiefbahn und Neersen nach Viersen verzögert sich weiter und sorgt nicht nur in Willich für Verärgerung. Nach vielen Jahren intensiver Gespräche und zuletzt positiven Signalen aus Mönchengladbach weht nun starker Gegenwind aus der Nachbarstadt, in der die Streckenführung durch die Donk in Neuwerk verlaufen würde. Viele Anwohner dort laufen Sturm, reichen ihre Gärten doch teilweise bis an die alte Trasse, die nun reaktiviert werden soll, heran.

Mönchengladbachs Oberbürgermeister Hans-Wilhelm Reiners (CDU) empfiehlt dem Stadtrat, den Ausbau der Regiobahn abzulehnen. In Mönchengladbach sorgt sich zusätzlich die Politik, dass die Strecke nachts auch für den Güterverkehr genutzt werden könnte und dass auf lange Sicht womöglich der Regionalexpress 13, der Mönchengladbach mit den Niederlanden verbindet, eingestellt wird. Von schwer kalkulierbaren Risiken ist in der Verwaltungsvorlage für die Ratsmitglieder die Rede.

Willichs Bürgermeister Josef Heyes ist verärgert über die Nachbarn und will OB Reiners persönlich im Namen aller Fraktionen einen Brief überreichen und ihn an die guten Vorgespräche und dessen bisher positive Bewertung der Regiobahn erinnern. Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen (SPD) hat bereits einen offenen Brief an die Politik in Mönchengladbach gerichtet und betont, dass der Nachbar seiner Funktion als Oberzentrum nicht gerecht werde. Heyes sieht das genauso: "Es muss im Interesse der Gesamtregion gehandelt werden." Man könne es nun mal nicht allen recht machen, sagt Heyes und spielt damit auf die betroffenen Anwohner in der Donk an. "Wenn Mönchengladbach einen Schwerpunkt in der Region darstellen will, wie auch das neue Einkaufszentrum Minto zeigt, muss es sich an die Verkehrsströme anbinden und sich keine Chancen verbauen", so Heyes weiter. Viele Unternehmer in Willich warteten dringend auf die Regiobahn, da nicht wenige Mitarbeiter aus Düsseldorf herpendeln und mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht selten mehr als eine Stunde pro Strecke unterwegs seien. Bernd-Dieter Röhrscheid, SPD-Fraktionsvorsitzender, sieht in der Regiobahn eine mögliche Entlastung der A 52 und möchte über die Kreis-SPD auf Gespräche mit den Gladbacher Sozialdemokraten hinwirken.

Christian Pakusch (CDU), Vorsitzender des Willicher Planungsausschusses, hat die jungen Leute im Blick: "Die Regiobahn ist eine ,Zukunftsschiene', denn ohne sie halte ich junge Leute nicht vor Ort." Mit der neuen Zugverbindung ließen sich die Hochschulen in Düsseldorf, aber auch in Wuppertal, recht bequem erreichen. Studenten könnten also in Willich wohnen bleiben und müssten sich nicht mehr entscheiden, ob sie sich ein Auto zulegen oder in die Unistädte ziehen. "Und von denen, die einmal weg sind, kommen nach dem Studium höchstens 20 Prozent wieder", sagt Pakusch. Er möchte deswegen auch seine Kollegen der Jungen Union in den Nachbarkommunen von der Wichtigkeit der Regiobahn überzeugen, am 4. Juni soll es dazu Gespräche geben.

Letztlich hängt nun alles an Mönchengladbach, denn sowohl der Kreis Viersen als auch die Städte Willich und Viersen sowie der Rhein-Kreis Neuss wollen eine gemeinsame Absichtserklärung unterschreiben, um die Regiobahn endlich auf den Weg zu bringen. Und der ist auf jeden Fall noch lang, denn noch ist nicht klar, wie hoch die Kosten sein werden (von etwa 50 Millionen Euro ist die Rede) und wer sie in welcher Höhe übernimmt, und auch das erforderliche Planfeststellungsverfahren benötigt seine Zeit. Bürgermeister Heyes geht davon aus, dass die Regiobahn frühestens 2020 rollt - und das auch nur, wenn jetzt alles glatt läuft. Aber auch wenn Gladbach nicht mitzieht, sei das Projekt nicht am Ende. Laut Pakusch müsse man dann über eine alternative Streckenführung nachdenken. Bürgermeister Heyes indes glaubt, dass der Druck auf Mönchengladbach so sehr wachsen werde, dass man am Ende doch noch mitmachen müsse. "Aber dann haben wir viel wertvolle Zeit verloren."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort