Zehn Jahre "Freunde ohne Grenzen"

Willich · Im nächsten Jahr wird eine Tönisvorster Delegation ins belgische Laakdal-Vorst fahren.

Tönisvorst (RP) Zehn Jahre besteht sie schon: die Städtepartnerschaft von Laakdal-Vorst mit Tönisvorst-Vorst. Wurde das Partnerschaftsjubiläum jetzt mit einem großen Fest unter dem Motto "Kunst und Kulinarisches" in Vorst gefeiert, findet 2017 der Gegenbesuch zum 10-jährigen Jubiläum statt. Aber wie ist es zu der Städtepartnerschaft überhaupt gekommen und was macht sie aus? Dazu drei Fragen an Mitglieder des Partnerschaftskomitees:

Wie lautet die Gründungslegende dieser Städtepartnerschaft?

Peter Joppen, Vorsitzender des Partnerschaftskomitees Laakdal-Vorst: Man schrieb das Jahr 1978, als sich eine kleine Gruppe aus Vorst - darunter ein Journalist - auf die Suche nach dem anderen Vorst in einem Kempener Land machte. Das lag auf belgischer Seite. Damals wurden dann auf Initiative der Fußballabteilung des Spielvereins, der KG Rot-Weiß und den Kegelclubs beider Städte erste Bande geknüpft. Den offiziellen Stein brachte dann der Vorster Kunibert Schmitz mit einer Quizfrage des Heimatvereins ins Rollen: Auf einer Karte abgebildet war ein Herrenhaus. Gefragt wurde, wo in Vorst ein bestimmtes Herrenhaus zu finden sei. Das befand sich zwar auf Vorster Boden - allerdings im belgischen Vorst im Kempener Land. Das löste soviel Interesse aus, dass ich damals als stellvertretender Bürgermeister offiziell gebeten wurde, mich der Sache anzunehmen. Drei Jahre später, am 14. Oktober 2006, war die Sache dann besiegelt: Laakdal-Vorst und Tönisvorst-Vorst waren offiziell Partnerstädte geworden.

Auf wie vielen Ebenen wird die Städtepartnerschaft gelebt? Man hört von Begegnungen der sportlichen, künstlerischen und schulischen Art. Was ist alles in den letzten zehn Jahren an Kontakten entstanden?

Christa Schmitz vom Partnerschaftskomitee: Auf diese Fragen hätte ich viele, viele Antworten. Nach über zehn Jahren Partnerschaft, Freundschaft - und ungebrochenem Interesse nicht nur sportlicher, künstlerischer und schulischer Art, sondern auch an den alltäglichen Dingen des Lebens, können wir - dank der geringen Entfernung - diese Partnerschaft gut leben. Was einst mit einem Kegelclub und Fußball-Club begann, findet seit vielen Jahren seine Fortsetzung. Zum Beispiel mit dem Tennissport: jedes Jahr findet ein Feriencamp der Tennis-Jugend im belgischen oder deutschen Vorst statt. Ebenso treffen sich die Erwachsenen zu Turnieren oder feiern hier in Vorst Oktoberfest. Begegnungen finden unter den Wandervereinen, den Schützenvereinen, dem Verein für Bogenschießen oder beim Maibaumsetzen statt. Ebenso pflegen Institutionen diese Verbindung. Ich denke da an unsere Vorster Feuerwehr, die bereits schöne Tage und Stunden in Laakdal verbracht hat. Im nächsten Jahr soll es gemeinsames Camp der Jung-Feuerwehren geben. Zudem gibt es eine gute Verbindung zu den Künstlern in Laakdal. Mehrfach wurde hier in Vorst und Umgebung gemalt mit anschließender Ausstellung in der Volksbank. Die Landfrauen waren in Belgien, es gibt eine neue Verknüpfung zu den Bierfreunden aus Laakdal und wir hoffen, dass wir im September eine Verbindung mit dem hiesigen Seniorenrat anlässlich eines großen Seniorentreffens in Laakdal herstellen können. Die Einladung der Stadt Laakdal hierzu liegt bereits vor.

Wie steht es mit der Jugend?

Schmitz Die jungen Menschen sollen unsere Partnerschaft im Sinne des europäischen Gedankens weiterführen, damit es eines Tages nicht mehr heißt: "Vorst in Deutschland" und "Vorst in Belgien", sondern "wir Vorster in Europa." Das wird weiterhin auch Hauptaufgabe unseres Vereins-Komitees sein. Dank der Sparkassenstiftung waren wir in den zehn vergangenen Jahren in der Lage, diese Jugendverbindungen zwischen Tönisvorst und Laakdal besonders zu fördern und hoffen, das auch in Zukunft weiter ausbauen zu können. Wie gesagt, die Tennisjugend geht mit gutem Beispiel voran, die Jugend der Feuerwehr und der Schützenbruderschaften machen mit, und die Treffen der Grundschule Vorst und der Basisschulen aus Laakdal - zweimal im Jahr - gehören zum festen Bestandteil unserer Partnerschaft. Eine Basisschule bringt zu jedem Treff einen Scheck für Medeor mit, da sie dieses Hilfswerk in jedem Fall unterstützen wollen. Die Pfadfinder aus Laakdal - etwa 150 Personen - haben sich für ihr Feriencamp angemeldet.

Die vielen Aktivitäten klingen aber auch nach viel Arbeit.

Schmitz Ja, um das alles auch zukünftig weiterzuführen, fehlen uns leider, leider freiwillige Helfer, die wie wir Spaß und Freud an einer solchen Partnerschafts-Arbeit haben. Wer sich angesprochen fühlt und gerne mitmachen möchte, kann sich sehr gerne bei uns melden.

Was ist Vorstern in Laakdal und in Tönisvorst gemeinsam? Wie ähnlich sind sich die "Namens-Zwillinge"?

Harry Golsteyn vom Partnerschaftskomitee: Vorster - Belgier wie Deutsche - lieben das Ländliche. Und das Wesentliche im Leben: das Leben und Erleben in Gemeinschaft. Und genau das öffnet sehr viele Türen. Man geht offen aufeinander zu. Dazu kommt: Beide Seiten sind sehr daran interessiert, die Geschichte und Gebräuche des "Zwillings" zu erfahren. Aus dem Interesse an dem Anderen entsteht schnell ein Verständnis für einander. Beide Ortschaften sind auch sehr breit aufgestellt, was Interessen und Vereinsleben betrifft. Gepaart mit dem offenen Wesen und der Fähigkeit, Gemeinschaft herzustellen, haben sich viele Verknüpfungen zwischen den beiden Vorsts gebildet: Das reicht bis hin zu zwei Straßengemeinschaften, denkt man da an die Eichenstraße, wo man über diese simple Namensgleichheit wieder eine wunderbare Gemeinschaft geschaffen hat. So fand sich die Straßengemeinschaft Eichenstraße hier bei uns aus Vorst - die nur mal nach der namensgleichen Straße in Vorst-Laakdal kucken wollte - unversehens wenige Wochen später an einer herrlichen Kaffeetafel in Laakdal-Vorst wieder. Dinge, die unsere Kindern und Schulkinder mitbringen - und wovon wir Erwachsenen lernen können, ist die Unbefangenheit bei der Sprache. Ich habe erst in diesem Jahr wieder erlebt, wie eng die Kinder aufeinander zugehen und sich verstehen - wobei keiner einer anderen Sprache mächtig ist. Die Kinder besuchen ja jährlich unser Medikamentenhilfswerk Action Medeor und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus, dass von hier aus Hilfsgüter in die ganze Welt geschickt werden. Hier sind die belgischen Kinder immer sehr stolz, etwas dazu beigetragen zu haben. Kurzum; zwei Gemeinden, die sich gesucht und gefunden haben, oder wie wir zu sagen pflegen "Freunde ohne Grenzen".

Lust sich für die Städtepartnerschaft zu engagieren? Wer Interesse hat, kann sich bei Christa Schmitz unter Tel. 02156/7423 melden.

(RP)
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