Wülfrath Das Leben als assoziativer Tanz

Wülfrath · Schüler der Freien Aktiven Schule haben mit dem Tanztheater Pina Bausch gearbeitet. Jetzt war Premiere.

 Der gesamte Gebäudekomplex avancierte zur Spielfläche und einzelne Klassenzimmer wurden szenisch eingebunden.

Der gesamte Gebäudekomplex avancierte zur Spielfläche und einzelne Klassenzimmer wurden szenisch eingebunden.

Foto: Dietrich Janicki

"Mich interessiert nicht, wie die Menschen sich bewegen, sondern, was sie bewegt." Dieser Satz von Tanztheater-Legende Pina Bausch ist oft zitiert worden. Und ist offensichtlich auch nach ihrem Tod noch immer von Bedeutung. Warum, das ließ sich jetzt bei einer Performance an der Freien Aktiven Schule Wülfrath (FASW) erleben. Jahrgangsübergreifend haben 65 Schüler in Kooperation mit Ensemble-Mitgliedern des Tanztheaters Pina Bausch eine Tanzaufführung inszeniert.

Ein bisschen aufgeregt, aber durch das dreiwöchige Training bestens präpariert, zeigten sich die Schüler bei ihrem ungewohnten Auftritt. Dafür agierten sie nicht von einer Bühne und hatten ihr Publikum vor sich sitzen. Der gesamte Gebäudekomplex avancierte zur Spielfläche und einzelne Klassenzimmer wurden szenisch eingebunden. Das führte zu einer sehr unmittelbaren Nähe mit dem Publikum.

Mit "ah!, "oh!" und gefälligen Kommentaren eroberten die jungen Tänzer zunächst als sich wandelnder Reigen zwischen Denker und faulenzendem Ausruher das Treppenhaus. Wie eine Karawane durchmaßen sie dafür die Etagen, gerieten in den Blickpunkt und waren gleichzeitig selbst Betrachter, die ihre Zuschauer beäugten. "Alles, was gezeigt wird, wurde selbst erarbeitet", erklärte Robert Freitag. In typischer Bausch-Manier und so, wie es gutes, modernes Tanztheater auszeichnet, waren alle Szenen überaus assoziativ. Eine Aktion spielte sich beispielsweise entlang einer Stuhlreihe ab. In weiße Shirts und schwarze Hosen gekleidet, wurde im Sitzen Szenen des Schullebens getanzt. Eine andere Situation spielte sich für vier Akteure rund um einen Tisch ab. Zunächst wurde wie im Akkord gearbeitet, dann verwandelte sich die Situation zu etwas wie einer lebendigen Statue, verwoben und ineinander verschlungen wie beim Klammer-Blues, ehe sich die eben harmonisch wirkende Szene schlagartig veränderte und in lautem Getöse endete. Und natürlich durfte auch Wasser nicht fehlen. Dieses Element, das in so vielen Stücken Pina Bauschs eine wichtige Rolle gespielt hatte, nahmen Schülerinnen multimedial auf. Dazu hatten sie Wasserszenen gedreht, die nun als Film-Loop im Hintergrund lief, während sie sich wie Nixen im Vordergrund tummelten. Auch ein Schattenspiel wurde einstudiert, Musiker spielten live, außerdem kamen sphärische Klänge vom Band - ganz großes Theater wurde geboten.

Zustande übrigens kam die ungewöhnliche Zusammenarbeit, weil eine vormalige Solistin aus dem Bausch-Ensemble inzwischen Mutter ist und ihre Kinder die FASW besuchen. Da sich an den FASW Eltern stark einbringen, wurde das Projekt realisiert. Über die "schöne Zusammenarbeit" freute sich nicht nur Ursula Popp aus den Reihen des Tanztheaters. Auch FASW-Chef Robert Freitag schwärmte vom "Wahnsinns-Zeitaufwand", den die Bausch-Tänzer aufgebracht hätten. "Das waren drei Wochen intensives Training", bilanzierte er. Natürlich würde die FASW ein solches Projekt "gerne wiederholen", ob und wann sich das logistisch wiederholen lässt, ist aber noch ungewiss.

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