Wülfrath Der Motor des Freiwilligen Forums

Wülfrath · Als Ruheständler suchte sich Gerd Bohnen eine neue Aufgabe: Seit acht Jahren vermittelt er Ehrenamtler an Schulen, Kindergärten und andere Einrichtungen, die Unterstützung brauchen.

 Gerd Bohnen ist montags im Rathaus erreichbar. Er hat immer ein offenes Ohr für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.

Gerd Bohnen ist montags im Rathaus erreichbar. Er hat immer ein offenes Ohr für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen.

Foto: Dietrich Janicki

Sechs Monate - so lange hat es gedauert, bis Gerd Bohnen endgültig die Decke auf den Kopf fiel. Immer nur von A nach B oder Zuhause vor die Wand laufen? Das wollte der rüstige Pensionär nicht mehr. Deshalb stieß er erst zum Seniorenrat und kurz darauf ging´s los mit dem Aufbau des Wülfrather Freiwilligen Forums. Seither sind acht Jahre vergangen und Gerd Bohnen sagt über sein Projekt "Anfangs war es mühsam, aber mittlerweile läuft es gut."

Das er am liebsten über die Arbeit spricht und nicht so gern über sich selbst, wird recht schnell klar. Dabei gäbe es wohl einiges, was er von sich erzählen könnte. Da wäre zum einen sein früherer Job als Prokurist in einem mittelständischen Betrieb. Vermutlich hat er auch damals schon offen und ehrlich seine Meinung gesagt. Allerdings immer mit der ihm eigenen Ruhe und Gelassenheit. Aus dem Takt bringen lässt sich der 72-Jährige bis heute nicht. Konsequent arbeitet er alle Anfragen ab, die an ihn gerichtet werden.

Ebenso verlässlich begleitet er die Ehrenamtler beim ersten Einsatz an der neuen Wirkungsstätte. Sozialamtsleiter Mike Flohr sagt über ihn: "Er ist zuverlässig. Ich plane noch zwanzig Jahre mit ihm." Aber auch Flohr weiß, dass Gerd Bohnen vor allem eines braucht: die nötige "Beinfreiheit", um sich selbst und das Forum entwickeln zu können.

Dabei waren sie anfangs ein Team, er und Mitstreiter Rainer Rompf. "Es hat gut gepasst" erinnert sich Gerd Bohnen an die Aufbauarbeit, die beide gemeinsam geleistet haben. Deshalb war nach dem Tod von Rainer Rompf auch klar, dass er allein weitermacht. "Ich habe kurz überlegt. Aber ein neuer Mitstreiter wäre doch immer der "Neue" gewesen", gibt Bohnen einen Einblick in die Fragen, die ihn damals umgetrieben haben.

Leicht sei es in den Anfangszeiten übrigens nicht gewesen, ein funktionierendes Forum aufzubauen. Zum einen musste sich Gerd Bohnen als "Neu-Wülfrather" erstmal mit den Örtlichkeiten und den Gegebenheiten vertraut machen. Aber auch die Resonanz sei anfangs ausgeblieben und es dauerte, bis sich die angeschriebenen Einrichtungen beim Freiwilligen Forum meldeten, um ihren Bedarf anzumelden. Dabei half dem Duo Bohnen/Rompf damals vermutlich die Tatsache, dass beide hartnäckig drangeblieben sind. Seither sitzt Gerd Bohnen immer montags in seinem Büro im Rathaus und hat ein offenes Ohr für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Er nimmt sie in seiner Kartei auf und bemüht sich, einen passenden Einsatzort zu finden. Mehr als hundert Mal ist ihm das bislang schon gelungen. Eine Bilanz für die vergangenen acht Jahre, die sich sehen lassen kann.

Hat er irgendwann mal daran gedacht, das Projekt in andere Hände zu geben, um sich dem wohlverdienten Ruhestand zu widmen? "Nein, eigentlich nicht", stellt er klar. Und das liegt vermutlich nicht nur daran, dass Zuhause die bereits zitierte Wand wartet, vor die er dann wieder laufen würde. Im Gegenteil: Mittlerweile ist Gerd Bohnen sein Ehrenamt ans Herz gewachsen. Und wenn man ihm zuhört, glaubt man das sofort.

Übrigens ist der rüstige Pensionär offenbar auch andernorts ein gefragter Mitstreiter: Soziales Frühwarnsystem als Projekt des städtischen Jugendamtes, Seniorenrat, Museumsbeirat: Überall mischt Bohnen mit. Und das offenbar mit einer Begeisterung, die nur eine Grenze kennt: "Wenn ich all das gesundheitlich nicht mehr schaffe, höre ich auf", kündigt er an.

(magu)
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