Wülfrath Ein letzter Besuch beim Pfarrer

Wülfrath · Jochen Lütgendorf wird die Evangelische Gemeinde Düssel nach 16 Jahren im Amt verlassen. Im Januar tritt er eine neue Pfarrstelle in Düsseldorf-Eller an. Die Nähe zur Gemeinde hat er immer geschätzt.

 Pfarrer Jochen Lüttgendorf hat im Jahr 2000 in Düssel seine erste Stelle als Pfarrer angetreten. Nach 16 Jahren hat er den Wunsch nach einer Veränderung verspürt.

Pfarrer Jochen Lüttgendorf hat im Jahr 2000 in Düssel seine erste Stelle als Pfarrer angetreten. Nach 16 Jahren hat er den Wunsch nach einer Veränderung verspürt.

Foto: Dietrich Janicki

Noch sitzt er nicht auf gepackten Koffern. Aber irgendwie geht der Blick von Jochen Lütgendorf doch so langsam in Richtung Düsseldorf. Denn dort wird der Pfarrer schon bald seine Zelte aufschlagen. Düsseldorf-Eller, Schlosskirche: Dort wird man ihn ab Januar bei seinen Predigten erleben können, von denen nicht wenige sagen, er habe sich damit einen guten Ruf als rhetorisches Talent erworben. Darauf angesprochen, sagt Jochen Lütgendorf: "Das müssen andere beurteilen. Aber ich verbringe durchaus viel Zeit mit der Vorbereitung."

Nach dem Sonntag sei vor dem Sonntag: Dieser Leitsatz habe ihn in den vergangenen 16 Jahren begleitet. Als er damals nach Düssel gekommen sei, war das seine erste Stelle als Pfarrer. Jung, ambitioniert und mit vielen Ideen: So zog er im Mai 2000 ins Pfarrhaus ein. Von der Gemeinde und dem Presbyterium sei er wohlwollend aufgenommen worden. Gemeinsam ist man seither durch gute und weniger gute Zeiten gegangen. Wie in jedem Leben und in jedem Job habe es sie natürlich auch gegeben - die Tage, in denen es mal nicht so gut lief.

Und man fragt sich natürlich auch, wie und ob ein Pfarrer überhaupt mal zu Ruhe kommen kann in einem kleinen Dorf, in dem kein Schritt unbeobachtet bleibt und Seelsorge eigentlich immer und überall von Nöten ist.

Jochen Lütgendorf hingegen hat diese Nähe zur Gemeinde immer geschätzt. "Man kann natürlich in diesem Beruf leicht aufgefressen werden und ist eigentlich nie fertig. Aber ich habe gelernt, Grenzen zu setzen und meine privaten Termine auch schon mal zu verteidigen", sagt er. Selbst in einem Pfarrhaus aufgewachsen, sei der Pfarrberuf für ihn zur Leidenschaft geworden. Und ihm falle es schwer, jetzt Abschied nehmen zu müssen.

Und dennoch sei zunehmend das Bedürfnis gewachsen, an einem anderen Ort einen Neuanfang zu wagen. Am Ende waren es dann zwei Dinge, die zueinander gekommen sind: Die Entscheidung, neu anfangen zu wollen. Und der Moment, in dem der Blick bei der Stellenausschreibung im kirchlichen Amtsblatt hängen geblieben ist.

Nun also ist es entschieden, Ende November wird Jochen Lütgendorf offiziell verabschiedet. Bis dahin wird er bei seinen Predigten die Bibel weiterhin auf seine ganz persönliche Weise interpretieren. "Das ist ein topaktuelles Buch", hält er denjenigen entgegen, denen die Heilige Schrift für antiquiert halten.

In den kommenden Wochen wird auch sonst alles normal weiterlaufen. Er selbst möchte noch dazu beitragen, dass die Übergänge gut gelingen können. Nach seinem Weggang wird es jedoch erstmal eine gewisse Zeit der Vakanz geben, bis alle Voraussetzungen für seine Nachfolge geschaffen sind.

"Man sollte sich bei einer solchen Entscheidung nicht hetzen lassen. Es muss schon zueinander passen und die Gemeinde ist gut aufgestellt, um eine solche Durststrecke zu überwinden", glaubt Jochen Lütgendorf.

(magu)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort