Wülfrath Eine Extra-Sprengung für den König

Wülfrath · Der König der Belgier Phillipe besuchte gestern die Kalksteinwerke und sprach mit Auszubildenden in Wülfrath.

König Philippe von Belgien besucht Rheinkalk
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Seit Philippe im Juli 2013 den belgischen Thron bestieg, hat er es nicht leicht. Beim Volk gilt er als schüchtern und manchmal ein wenig unbeholfen, der sich Sympathien erst noch erarbeiten muss. Politisch hat der ausgebildete Kampfpilot und Langstreckenläufer mit seiner Frau Mathilde lediglich repräsentative Funktionen. Von dem 54-jährigen Philippe wird aber verlangt, dass er den Dialog zwischen Flamen und Wallonen moderiert. Doch der Dialog ist offenbar nicht so seine ganz große Stärke.

Fast zwei Stunden lang besichtigte Philippe die Kalksteinwerke in Wülfrath - doch gesagt hat der König der Belgier eigentlich so gut wie nichts. Na gut, es ist wohl nicht üblich, dass so ein König eine Rede hält. Das Reden hat dann netterweise Baron Berghmanns übernommen. Seiner Familie gehört seit mehreren Generationen Lhoist, das belgische Unternehmen hat 1997 die Kalksteinwerke gekauft. Seitdem wird immer mal wieder spekuliert, ob nicht auch die Rheinkalk-Verwaltung irgendwann von Wülfrath nach Belgien zieht. Das wären 100 Arbeitsplätze in der Stadt weniger. Baron Berghmanns redet natürlich lieber über große Erfolge. Das Berufsbildungszentrum zum Beispiel, das er gerne auch seinem König zeigen möchte.

Belgiens König Philippe besucht NRW
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Strahlende Mathilde ist Belgiens neue Königin
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Dort werden jedes Jahr 70 junge Leute ausgebildet, teils für das eigene Unternehmen aber immer so gut, dass der Nachwuchs auch in anderen Firmen problemlos Anschluss findet. In der Werkstatt warten die Azubis auf den Besuch des Königs. Einige geben sich sichtlich Mühe, nicht aufgeregt zu sein. Erst mal tun sie so, als würden sie ganz normal schweißen, schrauben oder lernen. Das ist aber ganz schön schwierig, wenn man von gut 50 Fotografen, Kameraleuten und Journalisten belagert wird. So ein König kommt selten so ganz allein. Wenn man die jungen Leute etwas fragt, sagen sie ganz nett und höflich: "Wir dürfen nicht reden, das geht nur über die Pressestelle". Einige reden aber doch und sagen Sätze wie: "Der König ist doch auch nur ein ganz normaler Mann. Ich bin gar nicht aufgeregt, dass er hier ist". Als der König der Belgier kommt, sind die Azubis natürlich doch aufgeregt. König Philippe fragt die jungen Leute, was sie mal werden wollen. Die Übersetzer bemühen sich, Baron Berghmanns lächelt und auch NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider grinst. Sind ja auch überall reichlich Kameras. Und wehe, man springt nicht schnell genug zur Seite, wenn der König ein paar Schritte weiter geht. Wenn einer im Weg steht, wird er halt sanft beiseite geschubst von den Sicherheitsleuten, die den König ständig umringen. Die Sicherheitsleute achten auch darauf, dass man den König nicht beim Essen fotografiert. Auch wenn nur Häppchen serviert werden, der Medien-Pulk muss den Saal sofort verlassen. "Sowas macht man auch nicht, von Angela Merkel gibt es auch keine Bilder, auf denen sie herzhaft in ein Frikadellenbrötchen beißt", sagt ein Kollege, der extra aus Belgien angereist ist. Es sei schade, dass Mathilde nicht dabei sei, die wäre oft etwas lockerer als der König. Ganz locker nimmt Philippe auch noch die Sprengung. Der König steht oben am Rand, irgendwo da unten macht es drei mal "Bumm-Bumm" und 6000 Tonnen Stein lösen sich von den Wänden. Muss man auch mal gesehen haben.

(RP)
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