Wülfrath Kinder lernen die neue Kita kennen

Wülfrath · Es hat nichts mit dem Flughafen unserer Hauptstadt zu tun und ist auch kein besonders pfiffiger Schachzug, wie man zuerst annehmen könnte. Das Berliner Modell ist eine besonders sanfte Methode der Kita-Eingewöhnung, die in den meisten Kindertagesstätten so oder zumindest so ähnlich angewandt wird.

 Anna Woznicki hilft ihrem Sohn Levin (vorne), sich in die Kita Arche Noah einzugewöhnen. Unterdessen zeigt Erzieherin Franziska Klüser ihnen das namensgebende Schiff.

Anna Woznicki hilft ihrem Sohn Levin (vorne), sich in die Kita Arche Noah einzugewöhnen. Unterdessen zeigt Erzieherin Franziska Klüser ihnen das namensgebende Schiff.

Foto: Dietrich Janicki

Mein Sohn ist zwanzig Monate alt und hat heute seinen dritten Tag in der Caritas Kindertagesstätte Arche Noah, eine von zehn Kitas in Wülfrath. Hier verbringen jetzt, in den letzten Wochen und Tagen der Sommerferien, die Eltern der insgesamt 176 neuen Kindergartenkinder ihre Zeit mit der Eingewöhnung.

677 Plätze sind nun in den Wülfrather Kitas belegt. Im vergangenen Jahr waren es noch 625 Kindergartenkinder. "Gerade die U2-Plätze sind stark nachgefragt", so Veronika Engel, Leiterin der Kindertagesstätte Arche Noah. Nachdem manche Eltern zunächst bangen und teilweise ihren Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz geltend machen mussten, sind in Wülfrath nun für das aktuelle Kindergartenjahr alle Bedarfe gedeckt. Die Eltern können aufatmen. Die Kindergartenzeit kann beginnen.

Beim Betreten der Räume fallen mir zuerst die Mütter auf, die Kaffee trinkend im Gemeinschaftsraum zusammen sitzen und sich austauschen. Der Nachwuchs lernt gerade Erzieherinnen und Spielkameraden kennen. 15 Kinder sind in diesem Jahr in der integrative Kita Arche Noah neu dazugekommen. "Die Eingewöhnung verläuft bei uns ganz individuell", erklärt Veronika Engel, Leiterin der Kita. "Wir sind zwar an das Berliner Modell angelehnt, aber richten uns immer nach dem einzelnen Kind. Der eine braucht mehr Zeit, der andere weniger. Die Eingewöhnungsphase, die in der Regel vier bis sechs Wochen dauert, ist sehr wichtig für das Kind. Verläuft diese gut, können sich alle auf eine entspannte Kindergartenzeit freuen."

Das hört sich schon einmal gut an. Und wenn ich mir Levin so anschaue, muss ich anscheinend nicht allzu lange Kaffee trinkend meine Zeit im Kindergarten verbringen. Schon steuert er den Sandkasten an, schnappt sich eine Schaufel und legt los. Beeindruckt beobachtet er, wie die größeren Kinder mit Fahrrad und Laufrad an ihm vorbei sausen. "Levi auch Fahrrad fahren", sagt er, schnappt sich die Hand seiner Erzieherin Monika und zieht sie in die andere Ecke des Geländes. Und ich? Ich wundere mich ein bisschen und bin doch etwas erleichtert, als er dann nach einiger Zeit mal nach mir fragt und Blickkontakt sucht. Noch kann ich ihm zuschauen, bin da, wenn er mich braucht. In ein paar Tagen werde ich dann auch im Gemeinschaftsraum sitzen, auch ohne die Mama zu spielen - und Levin lernt. "Bei uns kann jedes Kind das spielen, was es möchte", erklärt Veronika Engel. "Darin wird es dann gefördert und unterstützt. Es ist Baumeister seiner selbst und kann seine Fähigkeiten und Talente ausbauen und Spaß daran entwickeln."

Die Zeiten, in denen jedes Kind zur gleichen Zeit eine Prickelnadel in die Hand gedrückt bekam, sind also vorbei. Ich habe ein gutes Gefühl. Und Levin scheint es auch zu haben. Die Namen von zwei seiner neuen Freunde kennt er schon. Luca, Leon und Levin. Das passt doch. "Hier bleiben", sagt er, als es nach Hause gehen soll. Ich stutze. "Mama auch", schiebt er nach. Die Zeit der "sanften Eingewöhnung" ist gar nicht verkehrt, finde ich. Für beide Seiten.

(anwo)
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