Wülfrath/Mettmann Lkw-Fahrer werden dringend gesucht

Wülfrath/Mettmann · Freie Fahrt für Jobsuchende, die gern auf der Straße unterwegs sind. Bei vielen Speditionen ist großer Bedarf.

 Der Wuppertaler Jan Krewet wird bei der Wülfrather Spedition Dirk Battefeld zum Fahrer ausgebildet.

Der Wuppertaler Jan Krewet wird bei der Wülfrather Spedition Dirk Battefeld zum Fahrer ausgebildet.

Foto: D. Janicki

Dem Kraftfahrer-Geschäft geht der Nachwuchs aus. Viele finden den Beruf unterbezahlt, aber auch die Arbeitsumstände sind nur etwas für Hartgesottene. Viele Spediteure sehen deshalb mit großen Sorgen in die Zukunft. "Das ist definitiv ein Problem und zieht sich auch durch alle Speditionsgrößen", bestätigt Ralph Lamberti von der Spedition Battefeld in Wülfrath. Erschwerend kommt hinzu, dass einige der Fahrer bald in Rente gehen und es einen akuten Nachwuchsmangel gibt.

Bei Battefeld setzt man deshalb auf Auszubildende, aber auch da gibt es Probleme. "Es ist schwer, Auszubildende zu finden, unser letzter hat zum Beispiel abgebrochen", so Lamberti. Bei den meisten jungen Menschen hätten Berufskraftfahrer ein schlechtes Image, vor allem die Arbeitszeiten seien ein Problem.

Ein weiterer Grund für den Nachwuchsmangel: "Die Bundeswehr bildet nicht mehr aus, und so kommt von dort niemand mehr zu uns." Während aktuell 50 bis 60 Prozent der 30 Fahrer bei Battefeld aus Osteuropa stammt, wird sich das in Zukunft ändern. "Die Welle ist verebbt", so Lamberti. Ein Problem, das die Existenz der Unternehmen bedroht. "Der Fahrer ist das erste Glied in der Kette, wenn er fehlt, können wir nicht fahren und damit kein Geld verdienen."

Die meisten Speditionen versuchen deshalb, aktiv Nachwuchs zu generieren. So werden Schulen besucht und bei Aktionstagen nach Auszubildenden gesucht. Doch selbst wenn sie Auszubildende finden, bleibt ein weiteres Problem. "Die größeren Unternehmen holen sich diese Leute dann, indem sie höhere Gehälter bieten." Damit könnten kleine oder mittelständische Unternehmen aber nicht mithalten. "Wir müssen die höheren Gehälter auf die Preise umlegen und das machen die Kunden nicht mit", erklärt Lamberti.

Ähnlich sieht es auch Peter Günzel von der Mettmanner Spedition Jachmann. "Für den Nahverkehr findet man noch relativ einfach Fahrer, beim Fernverkehr ist das jedoch ganz anders." Wer wolle schließlich tagelang unterwegs sein, ohne Freunde und Familie zu sehen. Viele Speditionen versuchen deshalb, Fahrer aus dem Ausland zu holen. Doch diese würden oft schnell wieder in ihre Heimat zurückkehren. Und auch die fehlenden Sprachkenntnisse machten den Alltag schwierig. So sei man inzwischen in Kontakt mit Integrationsämtern, um mögliche Arbeitskräfte zu finden.

Dass Transportunternehmen Lkw-Fahrer fehlen, ergeben immer mal wieder bundesweit unter Speditionen durchgeführte Umfragen des TÜV Rheinland. Danach sagten 2012 acht von zehn der befragten Firmen (80 Prozent), in den letzten Jahren gebe es einen Mangel an Lkw-Fahrern. Und in Zukunft wird sich nach Einschätzung der Speditionen kaum ändern: Ebenfalls acht von zehn Firmen (84 Prozent) gaben an, die Nachwuchssituation bei Berufskraftfahrern sei "eher schlecht" oder "schlecht".

Etwa der Hälfte (47 Prozent) der befragten Unternehmen fehlt bereits entsprechendes Personal. Bei knapp drei Vierteln davon sind es ein bis drei, bei dem Rest sogar mehr als fünf Fahrer, die benötigt werden. Als Grund für den Fahrermangel gab die Mehrheit (70 Prozent) an, dass der Beruf als wenig attraktiv gelte. Zwei Drittel (66 Prozent) sagten, der Beruf sei zu schlecht bezahlt. Mehr als jeder Zweite (59 Prozent) sah in den schlechten Arbeitsbedingungen einen Grund für den Mangel an Lkw-Fahrern. Für die Studie wurden 250 Unternehmen befragt.

(cebu)
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