Wülfrath Machmajatzz heizen ein in Kulturschreinerei

Wülfrath · Die sieben Musiker der Düsseldorfer Combo begeisterten ihr Publikum in Schlupkothen.

 MachMaJatzz spielte im Komm-Center Schlupkothen.

MachMaJatzz spielte im Komm-Center Schlupkothen.

Foto: Dietrich Janicki

Schon wieder waren es mehr als hundert Musikfans, die dem quasimagnetischen Wirkmechanismus der Schlupkothener Kulturschreinerei gefolgt waren. Kansas City Jazz war angesagt, interpretiert durch die vierzehnhändige Düsseldorfer Band Machmajatzz, die zum wiederholten Mal nach Wülfrath angereist war.

Der sicht- und hörbare Könnertrupp bezieht die Inspirationskraft von seinem amerikanischen Idol Count Basie, der vor einem Dreiviertel-Jahrhundert den Swingblues kultivierte. In der Szene dieses Musikstils blieb sein Geist bis zur heutigen Zeit lebendig und die Liebhaber feiern diese Leidenschaft mit ausgedehnten und gutbesuchten Veranstaltungen. Für die hiesige Region gilt die Jazz-Time im Essener Kattenturm als angesagtester aller klassischen Jazzvenues.

Ab und an bekommt sie jedoch mit der Kulturkathedrale eine heiße Konkurrenz. "One O'Clock Jump" heißt der Superhit Basies, der die Zeit nach der Geisterstunde beschwört, zur der sich eine Combo üblicherweise in den passenden Rausch gespielt hat. Im Kommunikations-Center wird dieser Trancezustand traditionell viel früher erreicht, denn hier beginnt die Lebensfreude bereits mit Nachmittagskonzerten. Und nicht selten, so auch diesmal, wird dann knapp drei Stunden lang durchgefeiert.

Ein paar viel zu selten zu genießende Instrumente erweiterten das Repertoire von Machmajatzz ins Phantastische. Darunter zu entdecken war etwa eine gebogene Bassklarinette, deren Klang an die Sanftmut des Kulturschweins erinnert. Eher wie ein scharfes Stilett zum Einschneiden dicht geknüpfter Klangteppiche geführt wird das wiederum gar nicht gebogene Sopransaxophon.

In der Hitze der Scheinwerfer reifte der Auftritt zu einer Luftspiegelung erinnerter Größen. Mit George Gershwins "I got Rhythm" erfüllten Machmajatzz ihre Mission und hatten ihre Hörer in den Zustand des Einswerdens mit dem Moment versetzt. Nicht völlig unschuldig am Gelingen dieses Frühabends war Gastgeber Bernd Kicinski.

Er hat inzwischen eine ganz eigene Kunstform entwickelt oder zumindest wiederentdeckt: die Zwischenrufe. Der aufpeitschende Effekt solcher Einlassungen lässt sich sonst vielleicht noch bei den gefühlsberstenden Fado-Konzerten in Lissabon beobachten. "Habe ich Euch zuviel versprochen?" oder "Ich sehe nur sieben Musiker, doch ich höre ein ganzes Orchester!" rief Kicinski zwischen den Liedern in die Menge.

So verwandelte er in bester Manier eines Zirkusdirektors die letzten schlummernden Reserven des Publikums zu purer Energie.

(lard)
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