Wülfrath Pensionäre fühlen sich von Rheinkalk verlassen

Wülfrath · Jahrzehntelang waren sie in unterschiedlichen Bereichen für Rheinkalk tätig, doch inzwischen hat sich das Unternehmen von ihnen entfernt. Viele Plätze im Paul-Ludowigs-Haus sind leer, als Hans-Peter Schelling das Wort ergreift. "Leider kann ich aus der Firma weder jemanden aus dem Personalrat noch aus der Geschäftsführung begrüßen", sagt der Vorsitzende des Pensionärsvereins von Rheinkalk.

 Hans-Peter Schillings ist Vorsitzender des Pensionärsvereins.

Hans-Peter Schillings ist Vorsitzender des Pensionärsvereins.

Foto: dj

Die jüngsten Nachrichten aus dem Unternehmen habe er aus der Zeitung. "Das waren die Berichte über den Besuch des belgischen Königs und die Tatsache, dass auf den Straßenschildern nun nicht mehr Rheinkalk sondern Lhoist steht."

Seit die Führung von Wülfraths größtem Arbeitgeber im Nachbarland sitzt, hat sich viel verändert. "Es gibt kaum noch Kontakt. Am liebsten würden sie den Pensionärsverein loswerden, doch die Verpflichtungen sind nun einmal da. So sterben wir eben langsam aus, denn es kommen keine neuen Kollegen nach. Irgendwann sind wir so klein, dass es sich nicht mehr lohnt, den Verein aufrecht zu erhalten", sagt Henry Hänel hörbar enttäuscht. Er freut sich immer noch jedes Mal darauf, die Kollegen von damals wiederzutreffen.

"Früher hat das Unternehmen die Mitarbeiter feierlich verabschiedet und bei dieser Veranstaltung konnten wir neue Mitglieder werben. Heute wissen wir gar nicht mehr, wer wann aus dem Dienst ausscheidet", beklagt Hans-Peter Schelling. Seit die meisten Entscheidungen in Belgien fallen, löst die einst starke Verbundenheit der Kalkmitarbeiter sich langsam auf. "Als die Geschäftsführer noch Wülfrather und das Unternehmen noch in deutscher Hand war, kannte jeder jeden. Da kamen zu unseren Versammlungen immer Mitglieder der Führungsetage und des Betriebsrates."

Während seiner Dienstzeit hat Günter Heger den Kontakt zu den Pensionären gepflegt. "Es gibt dafür noch immer jemanden, doch der lässt sich nicht sehen und begründet es damit, dass es seine Aufgabe sei, Kalk zu produzieren und zu verkaufen." Genau darüber hätte Helmut Höher gerne mehr erfahren und ist dafür aus Bergisch-Gladbach angereist. "Die wirtschaftliche Lage des Werks hätte mich interessiert. Wo investiert das Unternehmen, welche Märkte sind eingebrochen, welche neuen dazu gekommen. Denn nur solange es der Firma gut geht, sind auch unsere Renten sicher."

Bedauerlich findet auch Dieter Wetzel diese Entwicklung. "Die ganze Betriebskultur war mal anders. Die meisten Leute hatten bei Rheinkalk eine Anstellung fürs Leben. Doch das ist längst vorbei." Die Zukunft des Vereins sieht er ähnlich düster. "Er stirbt langsam aus, das ist nun einmal so."

(domi)
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