Wülfrath Pflegende Angehörige brauchen Austausch und Unterstützung

Wülfrath · Die Pflegedienste in Wülfrath bieten deshalb regelmäßig einen Gesprächskreis an. Dort gibt es auch Tipps vom Profi.

 Bettina Kassubek-Businski (Mitte) ist Pflegedienstleiterin der Caritas-Pflegestation. Sie beantwortet die Fragen der Angehörigen.

Bettina Kassubek-Businski (Mitte) ist Pflegedienstleiterin der Caritas-Pflegestation. Sie beantwortet die Fragen der Angehörigen.

Foto: D. Janicki

Innerhalb des letzten Jahres haben die in der Kalkstadt tätigen Pflegedienste mit dem Gesprächskreis für pflegende Angehörige ein wirksames Angebot geschaffen. "Die Idee ist geboren, weil wir während der ambulanten Pflege sehr viel Bedarf nach gegenseitigem Austausch und Unterstützung sahen. Es ist ein Kreis, in dem sich die Betroffenen gegenseitig Tipps geben und wir Organisatoren nur begleitend moderieren", erläuterte bei der jüngsten Zusammenkunft Bettina Kassubek-Businski.

Die Pflegedienstleiterin der Caritas-Pflegestation half der Gruppe bei offen gebliebenen Fragen mit verständnisvollem Lächeln und ihrem reichen Profiwissen aus. Wie gewöhnlich waren ein gutes Dutzend Menschen erschienen, um in angenehm ungezwungener Atmosphäre von ihrem eigenen Pflegealltag zu berichten. Manche sind regelmäßig dabei, doch viele kommen nur einmalig, um für eine neue, herausfordernde Lebenssituation grundlegende Informationen zu bekommen.

Pflegebedürftigkeit stellt sich immer ungerufen und oft urplötzlich ein. Ein erster Schritt bedeutet dann die Beantragung einer Pflegestufe und eine Visite durch den Medizinischen Dienst. Nicht selten wird die sofortige Anschaffung zahlreicher Hilfsmittel vom Inkontinenzmaterial bis zum elektrischen Pflegebett notwendig. Zur Finanzierung steht ein sich stetig verändernder Dschungel von Fördertöpfen bereit, die man jedoch kennen muss, um sie nutzen zu können. Seit Jahresanfang gibt es etwa zusätzlich zur Pflegestufe 104 Euro pro Monat, um kurzfristige Betreuungen bezahlen zu können.

Der Trend geht dahin, dass die Menschen im Alter, statt in ein Heim zu ziehen, lieber in einem bekannten Umfeld wohnen bleiben. Erwachsene Kinder nehmen ihre pflegebedürftigen Eltern immer häufiger zu sich; etwa dann, wenn eine Einliegerwohnung im Haus vorhanden ist.

Im Gesprächskreis wiederholt aufgegriffen wird der schwierige Umgang mit der Demenzerkrankung. Es ist bedrückend zu erfahren, wie die Kommunikation zwischen sich einst blind verstehenden Eheleuten zerfahren wird. Die Pflegenden berichten von dem Gefühl, dass der Partner noch da, die Partnerschaft aber verschwunden ist. Eine andere fast unlösbare Herausforderung stellt sich, wenn der orientierungslose Vater sich aggressiv und selbstgefährdend verhält. Da kann es gar der letzte Ausweg sein, die Feuerwehr zur Hilfe zu rufen.

Überschwänglich gelobt wird das rührige Engagement der Mitarbeiter in den hiesigen Tagespflegeeinrichtungen und in der Wohn- und Pflegestelle der Stadt, von deren Beratungen und Kursen Pflegende profitieren können. Für die pflegenden Angehörigen bleib die wohl wichtigste Fähigkeit, sich selbst Freiräume zum Luftholen zu erhalten, damit sie auf Dauer die Kraft für die Pflege behalten. Dem kann Kassubek-Businski beipflichten: "Früher war die Pflege zuhause zumeist kurz. Heute sind diese Zeiten häufig recht lang und damit die Belastungen größer geworden."

(RP)
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