Wülfrath Rat: Sechs Frauen allein unter 28 Männern

Wülfrath · Nur noch jedes sechste Ratsmitglied ist eine Frau. Früher waren es deutlich mehr. Die Gründe? Bei den Parteien gibt man sich ahnungslos.

 Elisabeth Gawrych (CDU)

Elisabeth Gawrych (CDU)

Foto: CDU

Der Wülfrather Rat wird immer männlicher. Unter den 34 Mitgliedern für die nächsten fünf Jahre gibt nur sechs Frauen. Der Anteil liegt damit bei nur noch gut 17 Prozent. In der Vergangenheit war der Rat deutlich weiblicher: In der Periode von 2009 bis 2014 waren es noch fast 30 Prozent, zwischen 2004 und 2009 waren es sogar 37 Prozent, von 1999 bis 2004 waren es bereits 27 Prozent. Warum der Frauenanteil in den Wülfrather Fraktionen so deutlich gefallen ist, kann sich kaum einer in den Parteien erklären.

 Bettina Molitor (SPD

Bettina Molitor (SPD

Foto: SPD

Achselzucken und Kopfschütteln reichen den Christdemokraten aber nicht. "Es ist auffällig, aber eine wirkliche Antwort haben wir nicht", sagt Parteichef Andreas Seidler. In der Fraktion gebe es mit den sachkundigen Bürgern zwar mehr Frauen, aber der Rat ist außer Elisabeth Gawrych männerdominiert.

 Tabea van Hueth (SPD)

Tabea van Hueth (SPD)

Foto: SPD

Doch die Partei will sich langfristig um mehr Frauen in der Politik kümmern: "Bei der Vorstandswahl im Oktober oder November werden wir fünf oder sechs Frauen in unserem Vorstand haben", sagt Seidler. Nur der geschäftsführende Vorstand bleibe eine Männerunde: "Die Mitglieder haben gute Arbeit geleistet und kandidieren wieder." Bei der SPD gibt man sich gelassener. Immerhin habe man die 40-Prozent-Quote, die es nach sich ziehe, dass mehr Frauen in den Rat einziehen können. Immerhin stellen die Sozialdemokraten mit Bettina Molitor, Angela Nadolski und Tabea van Hueth die Hälfte aller Wülfrather Ratsfrauen. "Doch auch wir merken, dass es schwierig ist, Frauen für die politische Arbeit zu gewinnen", sagt SPD-Fraktionschef Manfred Hoffmann.

 Ophelia Nick (Die Grünen)

Ophelia Nick (Die Grünen)

Foto: Die Grünen

Immerhin können die Wülfrather Sozialdemokraten geschichtliche Meilensteine für sich in Anspruch nehmen. Christina Voss sei nach dem Zweiten Weltkrieg als erste Frau überhaupt 1961 in den Wülfrather Rat eingezogen, sagt Hoffmann. Und: Die erste stellvertretende Bürgermeisterin war Paula Zwilling im Jahr 1984.

 Angela Nadolski (SPD)

Angela Nadolski (SPD)

Foto: SPD

Bei den Grünen ist das Thema seit einiger Zeit Gesprächsthema. "Es ist sehr schlecht, dass wir zu wenige Frauen im Rat haben", sagt Fraktionschef Stephan Mrstik. Frauen hätten eine andere Sichtweise als Männer, wären für die Behandlung aller Themen und Probleme also sehr wichtig, findet er. Immerhin habe man mit Ophelia Nick eine Frau auf Platz Eins bei der Wahl gesetzt. Danach folgten aber Männer. Die Parteigründerin und langjährige Grünen-Ratsfrau Petra Weskott wollte kandidieren.

 Ilona Küchler (Die Linke)

Ilona Küchler (Die Linke)

Foto: Die Linke

Das wollte der Vorstand aber nicht. So zog diese prominente Grünen-Frau nicht mehr in den Rat ein. Mrstik sieht das Problem grundsätzlicher. In Grundschulen und Kindergärten arbeiteten fast nur Frauen, dort fehlten oft die Männer als Lehrer und Erzieher. Doch es sei also immer noch alles sehr rollengeprägt, sagt Mrstik. Auch bei den Grünen.

Bei der Wülfrather Gruppe bleiben die Herren unter sich. Auch in der zweiten Ratsperiode seit Einzug 2009. Immerhin stelle man mit Bürgermeisterin Claudia Panke den Ratsvorsitz, sagt Fraktionssprecher Wolfgang Peetz. Neben Frauen fehle es im Rat auch an Jüngeren, Selbstständigen und Unternehmern.

(RP)
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