Wülfrath Schiedsleute regeln Nachbarschaftsstreit

Wülfrath · Jochen Gödde und Lutz Salamon sind die neuen Schiedsmänner in Wülfrath. Sie versuchen Gerichtsverfahren zu vermeiden, wenn es um Grillen auf dem Balkon oder Laub in Nachbars Garten geht.

 Lutz Salamon (l.) und Jochen Gödde vermitteln bei Nachbarschaftsstreitigkeiten, aber auch bei Beleidigungen und leichten Körperverletzungen.

Lutz Salamon (l.) und Jochen Gödde vermitteln bei Nachbarschaftsstreitigkeiten, aber auch bei Beleidigungen und leichten Körperverletzungen.

Foto: D. Janicki

Manchmal reicht schon eine Zigarette auf dem Balkon, um mächtig Ärger mit dem Nachbarn zu haben. Wenn es am Abend nicht bei einer Zigarette bleibt und der blaue Dunst zum Nachbarn rüberweht, kann es schnell Ärger geben. Ein Wort gibt das andere, der Raucher möchte qualmen, der Nichtraucher die frische Luft ohne Qualm genießen.

"So etwas wäre ein typischer Fall für uns", sagt Jochen Gödde. Seit einigen Wochen ist er der neue Schiedsmann in Wülfrath. Doch er macht die Arbeit nicht allein. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Lutz Salamon hat er sich darauf geeinigt, dass beide regelmäßig Bürgersprechstunden anbieten und bei schwierigen Fällen eingreifen. Der 58 Jahre alte Gödde ist Biologie- und Religionslehrer und beschäftigt sich an seiner Schule schon seit 15 Jahren mit dem Thema Streitschlichtung. Er bildet so genannte Mediatoren aus, die an der Schule so aktiv werden, dass es keine Gewinner und Verlierer gibt, sagt Gödde. Sein Stellvertreter Lutz Salamon kennt sich mit Streit schlichten ebenfalls aus. "Ich sorge eigentlich dafür, dass es gar nicht so weit kommt", sagt der Elektro-Ingenieur, der seit einigen Jahren als Trainer für Führungskräfte arbeitet. Beide wollen sich in ihrer Freizeit dafür einsetzen, dass nicht jeder Streit in einem Gerichtsverfahren enden muss.

Zuständig sind die Schiedsleute für Delikte wie Bedrohung und leichte Körperverletzung. Aber auch für Hausfriedensbruch, Beleidigung und Verletzung der persönlichen Ehre stehen die Schiedsleute parat. Wenn die Bürger sich an die beiden wenden wollen - jeden Donnerstag wird im Rathaus eine Sprechstunde angeboten. Eine der Hauptaufgaben werden aller Voraussicht nacht Nachbarschaftsstreitigkeiten sein, das hat bereits die Durchsicht der ersten Fälle ergeben. "Manchmal fasst man sich an den Kopf", sagt Gödde. Es geht um Bäume, die an der Grundstücksgrenze stehen oder Laub, das herüberweht.

Immer wieder ein Ärgernis könnten auch Mülltonnen sein, aus denen Reste hervorquillen und auf die Straße fallen und so die Nachbarn provozieren. Oder Sichtschutz-Zäune, die auf einmal den Blick in die vorher freie Landschaft verstellen. Gödde und Salamon haben es mit Fällen zu tun, in denen auch schon Rechtsanwälte von beiden Parteien eingeschaltet worden sind. "Die Leute reden nicht mehr miteinander, sondern gehen direkt zum Anwalt", sagt Gödde.

Die beiden Schiedsmänner entscheiden aber nicht. "Im Idealfall kommt es zu einem Vergleich", erklärt Jochen Gödde. Zwischen den beiden Parteien wird ein Vertrag geschlossen, aus dem bei Bedarf auch die Zwangsvollstreckung betrieben werden kann. "Das heißt, wenn der Baum weg muss, dann muss er auch weg", so Gödde. Einige Klienten kommen aber auch nicht aus eigenen Antrieb, sondern werden vom Amtsgericht an die Schiedsleute verwiesen. Ein Vergleich mithilfe des Schiedsmann ist immer wesentlich günstiger als ein Gerichtsverfahren. Im vergangenen Jahr ist das ihrer Vorgängerin in zwei von zehn Fällen gelungen.

(RP)
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