Wülfrath Schüler und Künstler verlegen vier Stolpersteine für ermordete Wülfrather

Wülfrath · In der Innenstadt erinnern jetzt vier mattgoldene Stolpersteine an Opfer des Nationalsozialismus. Zu verdanken ist das den Zwölftklässlern Hanna Albrecht, Andreas Schmitz und Erik Hohnhorst. Im Rahmen einer Projektarbeit haben die Gymnasiasten die Geschichten der Opfer und ihrer Familien recherchiert. Die Verlegung der Stolpersteine übernahm gestern der Künstler Gunter Demnig persönlich. Er hat seit 1993 mehr als 60.000 solcher Gedenksteine in 20 europäischen Ländern verlegt.

 Gunter Denig und die drei Gymnasiasten Hanna Albrecht, Andreas Schmitz und Erik Hohnhorst verlegten die Steine.

Gunter Denig und die drei Gymnasiasten Hanna Albrecht, Andreas Schmitz und Erik Hohnhorst verlegten die Steine.

Foto: DJ

Am Panoramarundweg hinter dem Alten Bahnhof wurden die ersten beiden Steine in den Boden eingelassen. Sie erinnern an das Ehepaar Heinrich und Maria Dreier. Die waren im Frühjahr 1944 verhaftet worden, weil sie den Zeugen Jehovas angehörten. Bei den Recherchen über das Schicksal des Wülfrather Paares waren die Schüler auf eine Wiedergutmachungsakte zum Fall Heinrich Dreier gestoßen. Über seine Frau existiert keine solche Akte. "Wir gehen davon aus, dass sie ermordet wurde", erklärte Hanna Albrecht. Die 17-Jährige belegt wie ihre Mitschüler Geschichte als Leistungskurs. Die Recherche zu den Stolpersteinen haben die drei aber außerhalb des Unterrichts vorgenommen. "Wir haben uns regelmäßig getroffen und sind auch zu mehreren Archiven hingefahren", erzählte Hohnhorst. Aber auch die Suchdienste im Internet seien bei der Recherche von Nutzen gewesen. Unterstützung erhielten sie unter anderem von ihrer Geschichtslehrerin Angela Köhler, die Kosten übernahm der Förderverein der Schule.

Initiiert wurde das Projekt von Frank Homberg. Der Historiker stellte Nachforschungen zu zwei weiteren verfolgten Bürgern an: Eugen Raukamp und sein Schwager Willi Everts wurden im Juli 1943 im KZ Neuengamme ermordet. Sie waren verhaftet worden, weil sie auf einer Feier einen russischen Radiosender gehört hatten. Als "Rundfunkverbrechen" galt das im Dritten Reich. Die Stolpersteine für die beiden ließ Demnig in das Pflaster vor der Heumarktstraße 19 ein. "Es ist schockierend zu erfahren, dass Menschen wegen solcher Nichtigkeiten festgenommen wurden", so Schmitz. Für die Drei ist die Arbeit noch nicht abgeschlossen. Jeder der drei wird eine 30-seitige Abschlussarbeit zu dem Projekt anfertigen, die Teil ihrer Abiturprüfung ist.

(rab)
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