Wülfrath Seine Nächte sind für die Uhus verplant

Wülfrath · Detlef Regulski ist der Experte, wenn es um die Uhus geht, die sich vor zehn Jahren in den Steinbrüchen rings um Wülfrath und Mettmann angesiedelt haben. Nachts macht er sich auf die Suche nach den Tieren.

Der Mann ist ein wahrer Nachtschwärmer. Wer Detlef Regulski treffen möchte, sollte früh aufstehen. Denn dann ist der Uhu-Experte vielleicht gerade noch wach. Oder man macht sich spät abends auf den Weg zu ihm. Dann könnte es aber sein, dass er schon auf Beobachtungstour ist. Irgendwo in den Steinbrüchen rings um Mettmann und Wülfrath würde man ihn mit viel Glück treffen. Ob er dann allerdings Zeit für einen Plausch hat, steht in den nächtlichen Sternen. Gilt doch sein Interesse vor allem den Uhus, deren Leben er begleitet, seit sie sich vor zehn Jahren hier in der Gegend angesiedelt haben.

Genauso lange läuft nun schon das Niederbergische Uhu-Projekt, über das Detlef Regulski immer wieder auch im Wülfrather Zeittunnel berichtet. Und wer ihm dabei zuhört, der spürt schnell, dass hier jemand mehr als nur wissenschaftliche Studien betreibt. Der Biotop- und Landschaftspfleger hat keines der üblichen Studienfächer mit einem Diplom abgeschlossen. Er ist ein Autodidakt, der jedoch nicht nur Fachbücher wälzt, sondern nah dran ist an der Natur. "Ich bin schon als Kind ständig draußen unterwegs gewesen", erinnert er sich. In der Mettmanner Siedlung Kaldenberg groß geworden, hat er oft das Weite gesucht, wenn es zuhause wieder laut wurde. Hinzu kam, dass das Verhältnis zu den Eltern nicht tiefgehend war.

Allerdings waren die Voraussetzungen dafür auch prägend. "Ich hatte als Kind eine Lungentuberkulose und musste zwei Jahre in der Uniklinik in Quarantäne und danach noch ein Jahr in der Lungenheilanstalt in Aprath verbringen", erinnert sich Detlef Regulski an die schwierigen Lebensumstände seiner Kindheit. Drei Jahre hat er weder Eltern noch Freunde gesehen - vielleicht lässt sich so am ehesten erklären, warum ihm Menschentrubel zu unruhig ist und er heute sagt: "Nachts ist es so wunderbar still".

In der frühen Jugend streifte er mit Freunden durch die umliegenden Täler und gründete eine Tierschutzgruppe. "Wir haben damals alles mit Nistkästen zugepflastert. Irgendwann hatten wir genug von den Meisenkästen und haben einen Eulenkasten in einer Scheune aufgehängt", erzählt er. Es dauerte keinen Monat, bis ein Schleiereulenpaar eingezogen war, um dort eine Familie zu gründen.

Dieses Erlebnis als 16-Jähriger ist ihm bis heute in bester Erinnerung geblieben. "Wunderschöne Tiere, als ich sie zum ersten Male sah...", erinnert er sich an den Moment, als es um ihn geschehen war. Später schloss er sich einer Ornithologengruppe an, die den Vogelbestand des Kreises Mettmann erfassen wollte und fuhr mit dem Fahrrad über die Bauernhöfe, um Eulen zu beobachten. Niemand sonst hatte Lust darauf, sich zu nächtlicher Stunde damit zu befassen. "Die Vollmondnächte waren besonders schön. Ich bin quer durch die Felder gelaufen und war froh, dass ich niemandem begegnet bin", erinnert sich Detlef Regulski..

Ein Nachtschwärmer ist der Uhu-Experte bis heute geblieben. Mit seinem Privatleben lässt sich das mittlerweile gut vereinbaren. "Früher habe ich meine Freundin auch schon mal allein vor dem Fernseher sitzen lassen, um in klaren Nächten in die Steinbrüche zu gehen", sagt er schmunzelnd. Auf einen Fernseher kann er übrigens gut verzichten: "Dafür hab ich ohnehin keine Zeit".

Kompromisse in Sachen Naturschutz hat Detlef Regulski nie gemacht: "Die Natur wird gern als Alibi benutzt. Wenn man etwas tun muss oder das ganze womöglich auch noch Geld kostet, verdrücken sich die meisten." Er selbst ist übrigens einen konsequenten Weg gegangen. Auf die Möglichkeit eines sicheren Jobs als Gärtner oder Forstwirt hat er trotz Ausbildung verzichtet. "Das hat mir nicht gefallen, weil die Natur bei diesen Berufen oft zerstört und etwas Künstliches und Lebloses geschaffen wird". Sein Erfolg scheint ihm Recht zu geben: Aus dem anfangs eher kleinen Uhu-Projekt ist ein von Steinbruchbetreibern und Kommunen unterstütztes Artenschutzprojekt geworden.

(magu)
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