Wülfrath Selbst reparieren statt wegwerfen

Wülfrath · An staatlichen Schulen haben Schüler nur Werkunterricht. An der Freien Aktiven Schule Wülfrath (FASW) gibt es jetzt einen Technikraum 2.0. Zu diesem "Makerspace" gehört auch das Reparatur-Café. Es findet ein Mal im Monat statt.

 Nur, weil die Stablampe plötzlich nicht mehr leuchtet oder die Kaffeemaschine zickt, müssen sie nicht gleich in den Müll geworfen werden. Im Repair Café an der Freien Aktiven Schule Wülfrath lernen Schüler von Roland Härter (r.), wie sich derlei Dinge fachgerecht reparieren lassen.

Nur, weil die Stablampe plötzlich nicht mehr leuchtet oder die Kaffeemaschine zickt, müssen sie nicht gleich in den Müll geworfen werden. Im Repair Café an der Freien Aktiven Schule Wülfrath lernen Schüler von Roland Härter (r.), wie sich derlei Dinge fachgerecht reparieren lassen.

Foto: Dietrich Janicki

Auf der Suche nach einer Halbrundfeile stöbert Leo (10) in der schwarzen Werkkiste. Bevor er dann mit dem Utensil an die Werkbank geht, holt der Fünftklässler sich noch aus der entsprechenden Schublade eine Arbeitsschutzbrille. Denn egal, wie groß das Vergnügen am technischen Werkeln ist, "Sicherheit ist wichtig", weiß er.

Seit Oktober 2015 gibt es an der Freien Aktiven Schule Wülfrath (FASW) das sogenannte Repair Café. "Prinzipiell kann alles, bis auf Waschmaschinen oder Plasmabildschirme, das anscheinend seinen Geist aufgegeben hat, hier wieder instand gesetzt werden", erklärt Mathias Wunderlich. Regulär unterrichtet er Physik, Mathe und Technik an der FASW, zusammen mit Roland Härter, Vater eines FASW-Schülers und im Beruf ebenfalls Techniklehrer, ist er Initiator dieses Projekts. Dafür wird der Werkraum der FASW genutzt, der so gar nicht genannt wird, weil nicht "Werken", sondern "Arbeitslehre" regulär auf dem Stundenplan ab Klasse 6 steht. Der Makerspace als Labor für Experiment, Forschung und Selbermachen steht allen offen. "Ein Mal im Monat können alle, die sich dafür interessieren, gemeinsam Dinge reparieren." Dabei geht es einerseits darum, technisches Wissen im Umgang mit Schrauber und Co. zu vermitteln. Und um Nachhaltigkeit. "Nicht alles, was angeblich im Eimer ist, muss wirklich weggeworfen werden. Wir wollen auch den Reparaturgedanken wieder etablieren." Zielgruppe sind nicht allein die FASW-Schüler, sondern auch deren Eltern, weshalb im Repair Café ein bunt gemischter Haufen an der langen Werkbank sitzt. Dieses Miteinander, erzählt Mathias Wunderlich, ist ausdrücklich gewollt. Denn so lässt sich auf direktem Wege Wissen vermitteln - im Erfahrungsaustausch und als Volksbildung. Die Idee dazu entstand übrigens 2009 in Holland. Und stößt in der FASW auf gute Resonanz. "Bislang mehr bei Jungs als bei Mädchen", dabei richtet sich das Angebot nach dem Motto "ist wirklich nicht schwer" ausdrücklich an Evas Töchter.

Leo (10) jedenfalls ist begeistert. Weil er den eigentlich notwendigen Zwei-Finger-Schrauber im gut sortierten Materialkasten nicht findet, funktioniert er unter Anleitung einen gewöhnlichen Schlitzschraubenzieher mit Hilfe einer Dreiecksfeile und Roland Härters Hilfe um. "Ich finde das hier super", lobt seine Mutter Marion Leifeld. Ihr Sohn sei "sehr technikaffin, aber Zuhause sind die Einsätze oft nicht so zielführend, weil es am passenden Werkzeug fehlt." Und es soll noch besser werden. "Wir befinden uns hier gerade in einer Art Übergangsraum", berichtet Mathias Wunderlich. In der vormaligen Krankenhausküche entsteht zurzeit ein Makerspace auf 130 Quadratmetern. Zukünftig soll nicht nur an der bereits existierenden Drehmaschine fachmännisch gearbeitet werden, Möglichkeiten zu drechseln und zu fräsen sind ebenso geplant wie zu gießen und zu schweißen.

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