Wülfrath Stolze Leistung: 40.000 Magenspiegelungen

Wülfrath · Ulrich Mairose hält am Donnerstag seinen 100. und letzten Vortrag vor Fachpublikum. Es geht um einen Problemkeim.

 Ulrich Mairose bereitet seinen 100. Vortrag vor. Der Problemkeim Clostridium difficile ist das Thema.

Ulrich Mairose bereitet seinen 100. Vortrag vor. Der Problemkeim Clostridium difficile ist das Thema.

Foto: Dietrich Janicki

Angefangen hat alles vor mehr als drei Jahrzehnten. Damals war Dr. Ulrich Mairose (73) gerade als Chefarzt ans Wülfrather Krankenhaus gekommen. Vor ärztlichen Mitarbeitern seines Teams und niedergelassenen Ärzten referierte er über Morbus Crohn, eine chronisch entzündliche Darmerkrankung. Morgen nun hält er seinen 100. Vortrag vor Fachpublikum - und damit möchte er seine Vortragstätigkeit beenden.

Dazwischen liegen unzählige Spiegelungen von Magen und Darm, eine lange Agenda von Vorträgen vor Ärzten und Laien - und vor allem auch sein unermüdliches, ehrenamtliches Engagement für die Gesundheitsvorsorge, für das er mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde. Dass in Wülfrath mittlerweile an mehreren Stellen Defibrilatoren zur Reanimation zur Verfügung stehen, ist auch seinem Einsatz zu verdanken.

Viele seiner Patienten kamen von weither angereist. "Mit insgesamt 40.000 Gastroskopien habe ich quasi jedem Erwachsenen in Wülfrath zweimal den Magen gespiegelt", bemüht Ulrich Mairose die Statistik. Nötig wäre es nicht, um spürbar werden zu lassen, das der Doktortitel für ihn immer schon mehr war als ein unverzichtbares Accessoire einer gelungenen Arzt-Karriere - und sein Beruf vielmehr Berufung als bloßer Broterwerb.

Ulrich Mairose gilt innerhalb der Gastroenterologie wohl längst als das, was man gemeinhin eine "Koryphäe" nennt. Mit der Schließung des "Herminghausstift" vor neun Jahren war für ihn selbst noch lange nicht Schluss. Gesundheitszentrum Wülfrath, Aufbau einer Privatambulanz am EVK Mettmann und schließlich Mitarbeiter einer endoskopischen Facharztpraxis in Krefeld: All das hört sich keineswegs nach Ruhestand an. Ulrich Mairose blieb auch nach der Schließung des Wülfrather Krankenhauses für Kollegen und vor allem für Patienten ansprechbar.

Bis zu jenem Augusttag im vergangenen Jahr, an dem für ihn selbst wegen eines Tumors im Rückenmark ein Operationstermin auf dem Plan stand. "Als ich nach der Narkose aufgewacht bin, konnte ich meine Beine nicht mehr bewegen", erinnert er sich.

Am Tag zuvor hatte er noch in der Krefelder Praxis neun Patienten den Darm gespiegelt. Und dann ging plötzlich nichts mehr. Das ist der Moment, über den so mach einer am liebsten hinwegreden würde. Einfach weil es zu schmerzlich ist, zu nahe geht - oder auch weil es eine Erfahrung ist, die den davon betroffenen Menschen zweifelnd zurücklässt und den Zuhörer verunsichert. Dass Ulrich Mairose dort weiter spricht, wo andere längst aufgehört hätten, lässt die Begegnung mit ihm zu einer intensiven Erfahrung werden.

(magu)
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