Wülfrath Trapps Franzosen leben 100 Tage auf Gut Holz

Wülfrath · Es muss nicht immer Gans sein: Landwirt Gerhard Trapp hält als Einziger in der Region Perlhühner im Herbst.

 Sie kommen als Ein-Tages-Küken in Gerhard Trapps Ställe und leben in Stroh und mit viel Platz.

Sie kommen als Ein-Tages-Küken in Gerhard Trapps Ställe und leben in Stroh und mit viel Platz.

Foto: Dietrich Janicki

Es ist jedes Jahr dasselbe. Immer zum Augustanfang kommen rund 100 junge Franzosen aus dem Nachbarland zu Gerhard Trapp nach Düssel. Die neuen Bewohner sind jung, sehr jung, genaugenommen erst einen Tag alt. Etwa 100 Tage verweilen die jungen Ausländer auf Gut Holz, der heimatlichen Scholle von Trapp. Sie essen gut, bewegen sich frei auf den Wiesen, spielen ein bisschen miteinander. Nur das Ende der Geschichte ist jedes Jahr nicht ganz so heimelig. Denn Mitte November segnen die 70 Franzosen wohlgenährt das Zeitliche und werden an Feinschmecker aus der ganzen Region verkauft. Landwirt Gerhard Trapp setzt aber nicht auf gemeine Gänse, die ein Zubrot im Nebenerwerbsbetrieb in Düssel bringen. Der 53-Jährige kauft jeden Spätsommer Perlhühner in Frankreich als Ein-Tages-Küken und verkauft sie nach der Schlachtung als Delikatesse an Liebhaber dieses Fleisches aus der ganzen Region. "Ich bin der Einzige, der diese Perlhühner hier hat", sagt Trapp. Immerhin kommen Feinschmecker aus der ganzen Bergischen Region, aus Düsseldorf und aus dem südlichen Ruhrgebiet nach Wülfrath, um sich die Köstlichkeit zu gönnen.

Die Suche nach den ursprünglichen Nahrungsmitteln, bei denen man sieht, wie die Tiere leben und aufwachsen, der Wunsch, naturbelassenes Fleisch ohne Medikamente und Mega-Züchtung in kürzester Zeit sind die Gründe, warum so viele bei Bauer Trapp auf den Hof kommen. Die Perlhühner, eigentlich in Afrika südlich der Sahara angesiedelt, locken laut Trapp sogar ein paar Veganer an, die sich ausnahmsweise einmal im Jahr ein gutes Stück Fleisch gönnen. Vor zehn Jahren haben Trapps Eltern die Aufzucht der Perlhühner in Düssel begonnen. "In Frankreich gilt das Perlhuhn als Delikatesse", sagt Trapp. Deshalb holt er seine Küken auch aus dem Nachbarland. Ab Anfang August dürfen sie etwa 100 Tage auf Gut Holz wachsen, "in der Massentierhaltung müsste das viel schneller gehen", weiß er. Im November dann werden sie geschlachtet. Und wie schmeckt so ein Perlhuhn?

Nichts gegen Hähnchen, aber wenn es etwas Feineres sein darf, hat das Perlhuhn definitiv noch mehr zu bieten als sein Vetter. Das Perlhuhn sei die Perle unter den Hühnervögeln, hört man. Das zarte, rötliche Fleisch vom Perlhuhn schmeckt ähnlich wie der Fasan, "nur nicht streng", sagt Trapp.

In gut einer Woche sind Trapps "Franzosen" reif für die Schlachtung. Ausbauen, womöglich über das ganze Jahr lang Perlhühner in Düssel, das möchte Trapp nicht. "Es ist eine Spezialität für die Feinschmecker-Stammkunden, die sich einmal im Jahr bei ihm versorgen. Also werden die nächsten Franzosen erst wieder im August nächsten Jahres bei den Trapps einziehen.

(rei)
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