Wülfrath Trio will Obstwiese in Oberdüssel retten

Wülfrath · Jochen Schäfer, Detlef Regulski und Klaus Tamm wollen die zum Teil hundert Jahre alten Bäume prüfen und für neuen Wuchs beschneiden.

 Landwirt Jochen Schäfer, Landschaftspfleger Detlef Regulski und Fotograf Klaus Tamm (v.l.) schneiden in Oberdüssel die Obstbäume zurück.

Landwirt Jochen Schäfer, Landschaftspfleger Detlef Regulski und Fotograf Klaus Tamm (v.l.) schneiden in Oberdüssel die Obstbäume zurück.

Foto: D. Janicki

Als es auf der Obstwiese krachte, saß Familie Schäfer gerade auf der Terrasse. Es war ein warmer Sommertag und ein gutes "Obstjahr". An den Bäumen hingen besonders viele Äpfel - einer der alten, knorrigen Äste war mal wieder unter der schweren Last abgebrochen. Davor hatte ein kräftiger Sturm gleich sieben Pflaumenbäume mit sich gerissen und irgendwann war klar: Es muss etwas passieren am Oberdüsseler Hof "Zum Löh", wenn es die Obstwiese dort auch noch in ein paar Jahren geben soll.

"Mein Großvater hat die Bäume vor beinahe 100 Jahren gepflanzt", erzählt Jochen Schäfer die lange Geschichte seiner knorrigen Wegbegleiter. Bis heute wird mit den Äpfeln, Birnen und Zwetschgen nicht nur in der Hofküche gebacken und gekocht. Auch die Therapiegruppen der Diakonie Aprath dürfen sich auf der Wiese bedienen.

All das wäre vielleicht noch zwei oder drei Jahre möglich - dann wäre endgültig das Ende der Obstwiese gekommen. Auch das Steinkauzpärchen, das dort seit Jahren wohnt, wäre dann heimatlos. Die bedrohten Vögel haben ohnehin schon Probleme, sich in der ausgeräumten Kulturlandschaft irgendwo niederzulassen. Ein Gedanke, an den sich Jochen Schäfer nicht gewöhnen konnte und wollte. Auch deshalb nicht, weil er die alten Sorten liebt.

"Man kann sie heutzutage als kleine Bäumchen nicht einfach irgendwo kaufen. Das ärgert mich", sagt der Landwirt, der schon vieles versucht hat, um seinen 120 Bäumen etwas Gutes zu tun. Allerdings fehle ihm die Zeit dafür sie so zu umsorgen, wie es nötig wäre, um ihnen noch zwei oder drei Lebensjahrzehnte zu schenken.

Als diese Erkenntnis vor ein paar Monaten endgültig gereift war, öffneten sich plötzlich neue Wege. Mit Landschaftspfleger Detlef Regulski wurde ein Experte auf das Problem aufmerksam. Hinzu kam Klaus Tamm, der sich seit Jahren als Naturfotograf einen Namen gemacht hat.

Um die Erlöse aus seinen Fachvorträgen und aus dem Verkauf seiner Bilder dem Naturschutz zukommen zu lassen, hat Tamm eine gemeinnützige Gesellschaft gegründet. Jetzt fiel der Startschuss für das auf drei Jahre angelegte Projekt "Obstwiesenverjüngung", das von eben dieser Gesellschaft finanziell unterstützt wird.

In den kommenden Wochen sollen nun alle Bäume in Augenschein genommen werden. "Wir wollen keinen Kahlschlag machen", kündigt Landschaftspfleger Detlef Regulski an, dass erstmal diejenigen dran sind, die es am nötigsten haben. Alte Triebe sollen herausgeschnitten werden, um den Weg für neues Astwerk freizumachen. "So hält man den Baum vital", weiß Regulski.

Durch Veredlung sollen die alten Sorten in ihrem Bestand gesichert werden. Bis zum Mai will er den Verjüngungsschnitt abgeschlossen haben. Bis dahin werden auch die Kühe wieder auf der Oberdüsseler Obstwiese eingezogen sein, um dafür zu sorgen, dass dort niemandem das Gras über den Kopf wächst.

(magu)
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