Wülfrath Wer erhält die Stromkonzession ab 2019?

Wülfrath · Firmen haben Angebote abgegeben, um ab 2019 das Wülfrather Stromnetz zu betreiben. Die Stadt hat Kriterien aufgestellt, prüft und verhandelt ab jetzt. Läuft alles nach Plan, soll der Rat im Sommer über die Vergabe entscheiden.

2018 läuft der derzeitige Pachtvertrag über das Stromnetz der Stadt Wülfrath mit dem Energiekonzern RWE aus. Bis dahin müssen Unternehmen und private Haushalte Abgaben an den Konzern zahlen, wenn sie über das Netz mit Strom versorgt werden. Das ist eine gute und dauerhaft sichere Einnahmequelle.

Deshalb ist die Entscheidung, wer in knapp zwei Jahren das Wülfrather Stromnetz für wohl wieder 20 Jahre managen wird, nicht nur wichtig für die Bürger. Sie ist ebenso wichtig für das Unternehmen, das den Zuschlag erhält. Es kann dauerhaft mit guten Gewinnaussichten rechnen.

Der Rat hat jetzt den Kriterienkatalog, den die Stadt für die Bewerber aufgestellt hat, abgesegnet. Auf sieben Seiten werden alle Details erfragt: Wie hoch ist die Zahl der eingesetzten Mitarbeiter, wie deren Qualifikation? Wie genau sehen der Serviceleistungen aus? Oder auch welche Maßnahmen zur Schonung von Bäumen das Unternehmen ergreift?

"Dieser Kriterienkatalog geht jetzt an den Kreis der Bewerber", sagt Kämmerer Rainer Ritsche. Die Bewerber stehen fest, nachdem sie in der Vergangenheit so genannte indikative Angebote abgegeben haben. Das heißt: Es sind grobe Angebote mit Zahlen und Fakten.

Jetzt wird die Stadt in die Bietergespräche gehen, um in Verhandlungen alle Details konkret abzufragen. Das Ziel: Das Beste für die Stadt soll rausgeholt werden. "Anschließend geben die Unternehmen ihr verbindliches Angebot ab. Anhand des Kriterienkatalogs wird dann nach einem Punktesystem ermittelt, wer das beste Angebot hat und ausgewählt wird.

Streng nach objektiven Kriterien wird entschieden, nachdem die Politik im Vorfeld ihre wohlmeinenden Ratschläge und Wünsche wohl zu offenherzig bekundete, denn: Die Stadt hat unliebsame Nachfragen, andere sprechen von mächtig Ärger bekommen und hat die Politik deutlich ermahnt. Im Ausschuss vor einiger Zeit sah sich Ritsche genötigt, die Politiker auf die zwingend notwendige Objektivität bei dem Auswahlverfahren zu erinnern.

RWE hatte das Stromnetz 1998 für zwei Jahrzehnte gepachtet. Da die Konzession nun neu vergeben wird, müsse man genau und korrekt arbeiten, sind sich alle einig. Fehler müssten vermieden werden, die vermeidbar sind. Mettmann lässt grüßen. Die Nachbarstadt hatte versucht, Stadtwerke zu gründen und scheiterte kläglich vor den EU-Gerichten. Allein der Prozess hat die Mettmanner 500 000 Euro gekostet.

Eineinhalb Jahre hatte eine Wülfrather Arbeitsgruppe mit Vertretern aus Verwaltung und Politik an diesem jetzt verabschiedeten Kriterienkatalog gearbeitet. Zwei Unternehmen haben nach RP-Informationen ihre Absicht bekundet, ins Stromnetz einsteigen zu wollen: die städtische Tochter Stadtwerke und RWE.

Die beiden Bewerber stehen für unterschiedliche Modelle: Ein Fremdunternehmen übernimmt die Konzession komplett und bietet alles aus einer Hand an. Also so, wie es in den vergangenen 20 Jahren durch RWE gehandhabt wurde. Oder aber die Stadtwerke steigen ein, höchstwahrscheinlich mit einem Partner wie dem Kreisversorger Neander-Energie, an denen die Wülfrather beteiligt sind. Möglich ist theoretisch auch eine Partnerschaft mit einem Fremdunternehmen wie RWE. Das alles werden die jetzt beginnenden Verhandlungen zeigen, denn Wülfrath möchte in dem Stromdeal möglichst viele Vorteile festzurren.

Kein Wunder, dass es in der örtlichen Politik Kräfte gibt, die in eine so genannte Rekommunalisierung streben. Denn: Wer die Energieversorgung vor Ort in der Hand habt, kann mitentscheiden über Strategien, Preise und Service-Leistungen. Schon jetzt ist zu beobachten, dass RWE im vergangenen Jahr immer wieder gerne auf Presseterminen sein Sponsoring darstellt. Neue E-Bike-Stationen, Elektro-Tankstellen, Laterne für die Lindenschule, Generationenspielplatz In den Banden, Schulstaffellauf, Klimapreis für Parkschule, iPads fürs Gymnasium. Die Liste ist lang.

(rei)
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