Wülfrath Wir fahren zum geilsten Club der Welt

Wülfrath · Der Schalke-Fanclub Wülfrath entstand 1989 aus einer Bierlaune an der Theke. 25 Jahre später sind es 100 Mitglieder.

 Der blau-weiße Nikolaus erfreut Kinder auf dem Herzog-Wilhelm-Markt.

Der blau-weiße Nikolaus erfreut Kinder auf dem Herzog-Wilhelm-Markt.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Mit acht Männekes saßen sie 1989 am Tresen im Hansa-Eck, tranken ein Bier und philosophierten darüber, ob der FC Schalke 04 in den Niederungen der zweiten Liga mit Abwehrschrank Dietmar Schacht und Mittelfeldkünstler Günter Schlipper (Bei ihm gab's nur Kreis- oder Weltklasse) den Aufstieg anpeilen könnte. Acht Wülfrather, die nach dem x-ten Bier zumindest das Ihrige zum Wiederaufstieg tun wollten und beschlossen: Wir gründen einen S04-Fanclub in der Kalkstadt. Was war die Maueröffnung neun Tage vorher, wenn die Clubgründung am 18. November vielleicht eine königsblaue Zukunft verhieß. Aus den Acht sind mittlerweile Hundert geworden. Und aus der Bierlaune sind 25 Jahre geworden. Vorsitzender Dieter Brocks ist der Mister-Fanclub in Wülfrath. Als Gründungsmitglied mitsamt seiner ganzen Familie und Geschäftsführer Horst Leuchtmann steht er heute noch an der Spitze der Wülfrather Fans - und in der Kurve auf Schalke.

 Die Freude über den Sieg gegen die ungeliebten Dortmunder am vergangenen Samstag war groß bei den Wülfrather Schalke-Fans.

Die Freude über den Sieg gegen die ungeliebten Dortmunder am vergangenen Samstag war groß bei den Wülfrather Schalke-Fans.

Foto: dj

Natürlich auch am vergangenen Samstag als die Dortmunder (tolerante Beschreibung), Lüdenscheider (distanzierende Bezeichnung), Zecken (abschätzige Betitelung) im Ruhrpottderby mit 2:1 nach Hause geschickt wurden. Zu jedem Heimspiel fahren bis zu 40 Fans ab dem Diek mit dem Bus nach Gelsenkirchen - neuerdings mit einer Riesenfahne im Bus, die verheißt: auf dem Weg zum geilsten Club der Welt. "Natürlich fahren viele Schalker zu den Spielen, aber der Verein ist nach 25 Jahren mehr als nur ein Fanclub", sagt Uwe Baxmeyer vom Vorstand. Die Schalker engagieren sich beim "Kegeln für Kinder in Not und Kids on Tour", spenden für Wülfrather Kinder in Not. Leidenschaft für Schalke ist das eine, Solidarität mit den Kleinsten das andere.

 Die Freude über den Sieg gegen die ungeliebten Dortmunder war groß bei den Wülfrather Schalke-Fans.

Die Freude über den Sieg gegen die ungeliebten Dortmunder war groß bei den Wülfrather Schalke-Fans.

Foto: dj

Schalke-Urgestein Dieter Brocks hat das in den Jahren mit seinen Mitstreitern eingefädelt. Er ist heute noch der Vater aller Schalker in Wülfrath. Und der kann natürlich von glorreichen Zeiten erzählen. Die Fahrt nach Mailand wird Dieter Brocks nie vergessen. Schalke spielte 1997 unter Trainer Huub Stevens im Finale des UEFA-Cups gegen das italienische Star-Ensemble von Inter.

Der Schalke-Fanclub war mit dem Bus über die Alpen angereist. Rund 1700 Kilometer hin und zurück für 90 Minuten Fußball, an deren Ende nur noch Freudentränen in Dieter Brocks' Augen zu sehen waren. "Das war einer der schönsten Tage in meinem Leben", erzählte der Rentner danach. Nach Verlängerung und Elfmeterschießen stand es schließlich 4:1 für die Königsblauen. Der Pott kam in den Pott. Dass der BvB eine Woche später Champions-League-Sieger wurde . . . das tolerieren Schalker eben.

Heute sind die Königsblauen nach Zweitliga-Ausflügen in den 1980er und 90er Jahren selbst Stammgast in der Champions-League. Und Dieter Brocks ist immer noch Vorsitzender der Wülfrather, fährt immer noch zu den Heimspielen auf Schalke.

"Ich bin blau-weiß geboren", erzählte er. Mit zehn Jahren, 1952, nahm sein Vater ihn aus der ostfriesischen Heimat das erste Mal mit "auf Schalke". "Ein Ticket kostete damals zwei Mark", erinnerte sich Brocks. Dafür gibt's heute nicht mal mehr ein Bier auf Schalke. Im alten Hansa-Eck gab's dafür noch ein Bier. Doch das ist 25 Jahre her und die acht Herren hatten am Tresen wichtigeres zu tun, als sich nur ein Bierchen zu trinken.

(RP)
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