Wülfrath "Wir sind friedliebende Muslime in Wülfrath"

Wülfrath · Zwischen ISIS-Terror und Integration: Der islamische Verein Wülfrath lehnt Hass und Radikalität ab. Morgen lädt der Verein zum Tag der offenen Tür ein.

Gegen islamistischen Terror im Namen ihrer Religion protestieren, sich von Extremisten distanzieren und für ein friedliches Zusammenleben stark machen, das ist es, was die etwa 215 Mitglieder des Islamischen Vereins Wülfrath (IVW) prinzipiell wollen. Und natürlich zusammen mit den anderen etwa 1700 Muslimen Wülfraths ihre Religion ausüben. "Hass und Gewalt sind niemals im Namen des Islam legitimierbar", sagt Hayrettin Kahraman. "Wir sind friedliebend."

Seit 31 Jahren ist er Vorsitzender des IVW. Morgen lädt er Mitglieder, Muslime, Neugierige und Skeptiker ein, sich am Tag der offenen Moschee vor Ort ein Bild von den Aktivitäten, Zielen und Plänen des Vereins zu machen. Einen solchen Kennenlerntag gab es schon oft in dem 2003 feierlich eingeweihten Gotteshaus an der Lindenstraße 6, zu dessen Eröffnung übrigens der damalige Präsident des Deutschen Bundestages Wolfgang Thierse sprach.

Dass der Tag der offenen Moschee diesmal besonders intensiv beworben wird, ist vielleicht der derzeitigen Stimmung geschuldet. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (ISIS) hält die Welt in Atem, Salafisten und deren radikale Auslegung der Scharia sorgen für Angst. In der Öffentlichkeit werden Moscheen momentan oft mit "Anlaufstelle für militante Islamisten' gleichgesetzt, dass hier Hassprediger unterwegs sind, die Dinge predigen, die sich nicht mit der demokratischen Gesellschaft der Bundesrepublik vereinbaren lassen. "Wir bilden keine Parallelgesellschaft. Terror und Töten sind nicht muslimisch. Wir interpretieren unsere Religion friedlich", betont Kahraman. Der Islamische Verein sei transparent. Wer als Nicht-Muslim gucken wolle, was bei Muslimen los ist, sei "immer willkommen".

"Unser Vorbeter besucht an Heiligabend die Kirche, umgekehrt kommen nach Ramadan oder zum Opferfest Pfarrer und Pastoren zu uns." Die Vorbeter sprechen alle gut deutsch, so dass das Freitagsgebet in beiden Sprachen zelebriert wird. Seit zwei Jahren gibt es eine "sehr enge" Kooperation mit dem Büro von Landrat Thomas Hendele, "wir arbeiten auf verschiedenen Ebenen zusammen".

Ob bei Fragen der Ausbildung oder Jugendbotschaftergruppen: "Wir sind Muslime in Deutschland und wollen uns gut in diesem Land einbringen."

Von 9 bis 16 Uhr öffnen sich nun morgen alle Räume anlässlich des Tags der offenen Moschee, "alle Ecken und Winkel sollen besichtigt werden". Vor allem sollen alle Fragen beantwortet werden. Viele davon betreffen Themen um die geschlechterspezifischen Rollen, aber auch das oft diskutierte Kopftuch. Letzteres ist für Kahraman "traditionell, eine alte Sitte".

Sich zu verhüllen, ohne jene überzeugte innere Haltung zu haben, sei ebenso Unsinn wie jemanden zum Tragen des Kopftuches zu zwingen, meint er. "Es ist eine Frage des Respekts." Denn Zwang, das betont er immer wieder, gibt es im Islam nicht. Das allen Mitbürgern zu vermitteln, sei sein Ziel.

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