Xanten 800 Jahre alte Fenster im Dom restauriert

Xanten · Die teilweise fast 800 Jahre alten Fenster im Xantener Dom als Imitat? Es hätte nicht viel gefehlt, und die Schreckensvision wäre wahr geworden. Nach zehn Jahren ist die aufwendige Arbeit an der unteren Reihe der detailreichen Glasbilder nun abgeschlossen.

 Glasrestauratorin Franziska Koch und Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte vor einem der restaurierten detailreichen Fenster aus dem Mittelalter. Das stammt aus der Zeit um 1360. Unten links ist der Stifter abgebildet: Kanoniker Everhard Hagedorn.

Glasrestauratorin Franziska Koch und Johannes Schubert, Leiter der Dombauhütte vor einem der restaurierten detailreichen Fenster aus dem Mittelalter. Das stammt aus der Zeit um 1360. Unten links ist der Stifter abgebildet: Kanoniker Everhard Hagedorn.

Foto: Fischer

Vor einigen Jahrzehnten hatte Dombauchef Johannes Schubert schon die Motive abfotografiert, um sie, auf normales Glas gezogen oder als Foto, als Ersatz für die gefährdeten Originale einzubauen. Zum Glück kam alles anders. Mit Spenden und Zuschüssen floss genug Geld in die Kasse des Dombauvereins, um die prachtvolle Glasmalerei nach und nach zu restaurieren und gegen Umwelteinflüsse zu schützen. Nun sind die Arbeiten an der unteren Reihe der Fenster abgeschlossen - bis auf einige wenige an der Südseite, weil die aus der Zeit nach 1945 stammen und nicht wertvoll genug sind.

Den Domfenstern sah man die Spuren der Alterung deutlich an. Der saure Regen und manuelle Beschädigungen hatten ihre Spuren hinterlassen. Hinzu kam, dass ein Teil der Fenster im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war und die Restaurierung nach Kriegsende aus heutiger Sicht nicht fachgerecht genug ausgeführt wurde.

Untersuchungen hatten unter anderem Kondensfeuchtigkeit an der Innenseite, Verschmutzung, Korrosion, Glassprünge und den Verlust von Malereien ergeben. Es bestand also Handlungsbedarf. "Ziel der Konservierung und Restaurierung war in erster Linie, die wertvollen Glasmalereien zu sichern", erläutert der Leiter der Dombauhütte, Johannes Schubert. "Die dringendste Aufgaben war der Einbau einer Schutzverglasung." Daher erhielten die wertvoll bemalten Fenster nach außen hin Glasscheiben vorgesetzt. Kein einfaches Fensterglas, sondern Verbund-Sicherheitsglas auch als Schutz gegen Vandalismus. Jedes einzelne Fenster musste gesondert angepasst und angefertigt werden.

Die Arbeiten haben sich über ein Jahrzehnt hingezogen, weil der Schutz der rund neun Meter hohen Fenster nur ein Teil der Aufgaben der Dombauhütte darstellt. Anfangs stand mit Gerlinde Möhrle eine freiberufliche Glasrestauratorin zur Verfügung. Doch seit Januar 2014 ist Franziska Koch, eine fest angestellte Expertin für Glasmalerei, dabei. Der Ausbau der in einzelne Felder unterteilten Scheiben "ist ein Riesenaufwand. Sie sind sehr fragil", berichtet die Rheinbergerin von ihrer Arbeit. An einigen Feldern hat sie über 100 Stunden lang gearbeitet.

Zwar wurden Domfenster auch schon in der Vergangenheit immer wieder restauriert, vor allem im 19. Jahrhundert. Doch damals ging man ziemlich rabiat vor: "Kaputte raus, neue rein", nennt das Franziska Koch. Gebrochene Gläser wurden kurzerhand ausgetauscht, weil es noch an einem passenden Kleber mangelte. Heute hingegen versucht die 28-jährige Expertin, so viel wie möglich zu retten. "Es ist einfach toll, an einer solch alten Glasscheibe arbeiten zu dürfen", schwärmt sie, "allein schon wenn man den Detailreichtum der Bilder sieht und wie aufwendig sie gestaltet sind."

Die Rettung der Fenster ist möglich dank einer Finanzierung aus verschiedenen Quellen. Land und Bund haben immer wieder Zuschüsse gewährt, das Bistum hat sich beteiligt, die Volksbank hat ebenso gespendet wie viele Bürger; der Dombauverein macht mit. "Für die nächsten Jahre ist die Finanzierung ebenfalls gesichert", freut sich Schubert darüber, dass nun auch die oberen Fenster - teilweise mit Malereien aus dem 16. Jahrhundert - in Angriff genommen werden können. Bis 2020 möchte er diese Arbeiten abgeschlossen haben.

(pek)
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