Xanten 860.000 Euro für wanderlustige Fische

Xanten · Der Winnenthaler Kanal leitet das Grundwasser aus dem Alpener Raum in den Altrheinarm ab. Für die Fische soll nun eine Umgehungsschleife ausgebaggert werden. Birtener wie Hans-Peter Feldmann halten wenig von dem Projekt.

 An der Mühle staut ein Wehr den natürlichen Abfluss und bremst den Weg der Fische. Hans-Peter Feldmann schlägt vor, das Wehr zu öffnen.

An der Mühle staut ein Wehr den natürlichen Abfluss und bremst den Weg der Fische. Hans-Peter Feldmann schlägt vor, das Wehr zu öffnen.

Foto: arfi

Auf ihrem Weg vom Altrhein Richtung Alpen ist für die Fische an der Wassermühle Endstation. Ein kleines Wehr hindert sie daran, den Winnenthaler Kanal weiter hochzuschwimmen. Doch gibt es hier überhaupt solche wanderungswilligen Fische? Müssen wirklich 860.000 Euro für einen Umgehungs-Bachlauf ausgegeben werden? Und wer soll das bezahlen? Das fragt sich der Birtener Hans-Peter Feldmann. Er war viele Jahre Lokalpolitiker und wohnt nur wenige Gehminuten von der Mühle entfernt.

Der Winnenthaler Kanal leitet seit Jahrzehnten das Grundwasser aus dem Alpener Raum in den Altrheinarm ab. Sümpfungswasser aus einem ehemaligen Steinkohleabbaugebiet. Mit den Jahren hat sich dort der Boden abgesenkt, das Grundwasser jedoch blieb gleich hoch, so dass der Boden zu vernässen drohte. Auf Dauer, sagt Feldmann, wäre das Gelände nicht mehr bewohnbar oder für die Landwirtschaft nutzbar gewesen. Aber Pumpen der Lineg haben permanent das Grundwasser in den Kanal abgepumpt.

An der Mühle jedoch staut ein Wehr den natürlichen Abfluss. Zwar ist das Wasserrad des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes inzwischen außer Betrieb. Doch das Wehr, etwa einen halben Meter hoch, bildet weiter ein Hindernis. Das Wasser werde vermutlich weiter angestaut, damit sich das Mühlrad bei Bedarf drehen kann, mutmaßt Feldmann. Dabei wäre doch alles so einfach: Wehr weg und dem Wasser freien Lauf lassen.

Für die Fische soll nun zusätzlich eine Umgehungsschleife ausgebaggert werden mit einem gemächlichen Gefälle. Eine EU-Wasserrahmenrichtlinie, nach der solche Gewässer durchgängig sein müssen, fordert dies. Das Gelände rechts und links des Bachlaufs gehört der Solvay. Betreiberin des Gewässers ist die Lineg. Die voraussichtlichen Kosten für diese und eine weitere Schleife weiter bachaufwärts beziffert Feldmann auf 860.000 Euro.

Den weitaus größten Teil der Kosten - 80 Prozent - trägt das Land, doch auch die Stadt Xanten soll 70.000 Euro und Alpen 47.000 Euro beisteuern. Feldmann schüttelt angesichts dieser Summen nur den Kopf: "Der Kanal existiert seit 100 Jahren, und bisher ist nicht nachgewiesen, ob im Unterlauf wanderungswillige Fische leben. Wenn das Ganze nur den Fischen dient, ist der Aufwand nicht mehr zeitgemäß. Bürgermeister Görtz sollte dies mal darlegen. Die Betroffenen brauchen mehr Informationen, bevor alles abgesegnet wird. Ich bin gespannt auf die Antworten."

Bürgermeister Görtz hat sich im Bezirksausschuss noch zurückhaltend geäußert. Denn zunächst einmal werden sich bei der Lineg die eigenen Gremien mit dem Thema beschäftigen. Ende März kommt es dann zu einem Treffen von Vertretern der Gesellschaft und der Stadt. Aber im Ausschuss hat Görtz schon mal eine Bürgerversammlung vorgeschlagen, in der die Lineg selbst ihre Planung darlegen soll.

Spätestens dann erwartet Feldmann auch Informationen darüber, ob die Umgehung an der Wassermühle überhaupt auf Dauer angelegt ist. Denn wenn sich das Gelände durch den Salzabbau in diesem Teil Birtens absenken sollte, so Feldmann, dann sei es wieder nichts mit einem Weg für die Fische.

Der Bezirksausschuss hat das Thema schon einmal kontrovers diskutiert. Reinhard Landes zum Beispiel steht dem Projekt zunächst einmal positiv gegenüber, sagte der Sachkundige Bürger. Natur- und Artenschutz koste Geld. Dagegen kritisierte Hermann Janßen, die Maßnahme sei nicht nachvollziehbar. Xanten habe ganz andere Probleme. Er erinnerte daran, dass nach einem früheren Beschluss des Rates für Xanten keine Kosten anfallen sollen.

(pek)
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