Xanten Abgeholzter Wald: Anklage steht bevor

Xanten · Das Fällen von Bäumen auf einer Fläche an der Kornstraße in Moers Ende 2016 hat ein gerichtliches Nachspiel. Ein Xantener soll sich wegen Sachbeschädigung verantworten. Die Stadt Moers hat einen Teil des Areals aufforsten lassen.

 Hier stand früher ein kleiner Wald. Auf der dunklen Fläche hat die Enni inzwischen neue Pflanzen eingesetzt. Das restliche Areal befindet sich im Privatbesitz.

Hier stand früher ein kleiner Wald. Auf der dunklen Fläche hat die Enni inzwischen neue Pflanzen eingesetzt. Das restliche Areal befindet sich im Privatbesitz.

Foto: Christoph Reichwein

Die nach Ansicht von Behörden unerlaubte Abholzung eines Wäldchens an der Kornstraße in Moers hat Ende 2016 für Empörung gesorgt: Auf einer Fläche von insgesamt 6300 Quadratmetern war das Grün innerhalb kurzer Zeit komplett entfernt worden. Jetzt sind die Ermittlungen abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft will Klage gegen einen Xantener wegen Sachbeschädigung erheben, sagte Staatsanwalt Sebastian Noé auf Anfrage. Das Gesetz sehe für den Tatbestand eine Geldstrafe oder eine bis zu zweijährige Freiheitsstrafe vor. Ein Gerichtstermin stehe noch nicht fest.

Ein kleinerer, 1300 Quadratmeter großer Teil des in Nachbarschaft eines Neubaugebiets liegenden Waldareals gehört der Stadt, der Rest ist im Besitz des ehemaligen Xantener Bürgermeisters Christian Strunk. Er hatte nach der Abholzung angegeben, dass es sich um einen Irrtum handeln müsse: Ein Unternehmen, bei dem er lediglich einen Kostenvoranschlag eingeholt habe, sei anscheinend voreilig tätig geworden und habe die Bäume sowohl auf seinem als auch auf dem städtischen Grundstück abgeholzt. Die Ermittlungen hatten sich hingezogen, weil das fragliche Unternehmen in den Niederlanden ansässig ist und die deutsche Polizei die dortigen Behörden um Amtshilfe bitten musste.

Die Stadt Moers hatte nach dem Vorfall Strafantrag gestellt. Der Rat beschloss später die Wiederaufforstung der städtischen Fläche. Die Enni hat dort gerade 600 Vogelkirschen, Schlehen, Wildrosen, Heckenkirschen, Haselnüsse und andere Sträucher angepflanzt. 3500 Euro zahlt die Stadt dafür - Geld, das sie sich vom Beschuldigten gern zurückholen würde. Aus Sicht des Forstamts wäre es sinnvoll, den gesamten Wald, also auch das im Privatbesitz befindliche Areal, in einem Zug wieder aufzuforsten. Dazu kam es aber nicht. Der Xantener scheint bislang keine Bereitschaft gezeigt zu haben, sein Grundstück neu zu bewalden. Moers' Stadtsprecher Thorsten Schröder sagt dazu lediglich: "Es gibt ein Gesprächsangebot an den Eigentümer."

Das Forstamt Niederrhein hat Strunk aufgefordert, seiner Pflicht zur Aufforstung nachzukommen. Die Frist dafür betrage laut Landesforstgesetz zwei Jahre, sagt Martin Vollmering, Fachgebietsleiter bei der Behörde in Wesel. Wälder seien wichtig, auch innerhalb von Städten. "Es ist bedauerlich, dass innerstädtische Waldflächen immer mehr verschwinden."

Kommt der Eigentümer der Verpflichtung nicht nach, könne das Forstamt ein Zwangsgeld verhängen oder selbst für Aufforstung sorgen und das Geld vom Eigentümer einfordern. Ob es dazu kommt, ist aber fraglich. "Die Waldfläche war faktisch da", sagt Vollmering. Aber es gebe auch einen Bebauungsplan der Stadt, in dem für das Areal ein Spielplatz eingetragen ist. "Die Stadt hätte entweder die Waldfläche aufheben oder den Bebauungsplan ändern müssen." Denn nach Lage der Dinge bestehe eine rechtliche Unsicherheit, von der der Eigentümer möglicherweise profitiert.

(RP)
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