Ausbildungsinitiative 2014 Eine Aktion Von Rheinischer Post Und Volksbank Niederrhein "Als Bäcker muss man Idealist sein"

Xanten · Arbeiten, wenn andere frei haben. Das bringt der Beruf des Bäckers zwangsläufig mit sich. Genauso wie das Schlafen in Etappen. Ob dieser Job das Richtige ist, sollte vor der Entscheidung für die Ausbildung mit einem Praktikum getestet werden.

 Dirk Rosentreter, Geschäftsführer der Bäckerei Tebart, mit Marvin Zythen, einem von zwei Auszubildenden zum Bäcker, vor einem Blech frischer Apfeltaschen. Bei Tebart werden momentan auch drei Bäckereifachverkäuferinnen ausgebildet. Eine von ihnen ist Julia Tooten (von links).

Dirk Rosentreter, Geschäftsführer der Bäckerei Tebart, mit Marvin Zythen, einem von zwei Auszubildenden zum Bäcker, vor einem Blech frischer Apfeltaschen. Bei Tebart werden momentan auch drei Bäckereifachverkäuferinnen ausgebildet. Eine von ihnen ist Julia Tooten (von links).

Foto: Armin Fischer

Sonsbeck Wenn Marvin Zythen zur Arbeit geht, dann gehen seine Freunde ins Bett - oder, je nach Wochentag, auch mal feiern. Denn der 18-Jährige Xantener ist Bäcker. Und das heißt: arbeiten, wenn die anderen frei haben. Darüber muss man sich bewusst sein, wenn man sich für diese Ausbildung entscheidet. "Ich habe nie einen richtigen Traumberuf gehabt", sagt Marvin, der mittlerweile im zweiten Lehrjahr bei der Sonsbecker Bäckerei Tebart ist. Dass er nun Bäcker wird, hat er seiner Familie zu verdanken. "Die hat mich drauf gebracht." Denn seine Schwestern sind als Konditorin und Konditoreifachkraft in ähnlichen Bereichen tätig. Sie erst brachten ihn auf die Idee, Bäcker zu werden. Nach einigen Praktika stand sein Entschluss fest - eine Entscheidung, die er nicht bereut hat.

"Als Bäcker muss man Idealist sein", sagt Dirk Rosentreter, Bäcker und Geschäftsführer bei Tebart. Man müsse ins Team passen und zu 100 Prozent dahinterstehen. "Es muss einem tagtäglich Spaß machen", so der Geschäftsführer. Es sei zunehmend schwerer, junge Leute für diesen Beruf zu begeistern. So hat es Jahre gegeben, in denen sich kein passender Bewerber gefunden hat. Momentan absolvieren zwei Auszubildende bei Tebart ihre Bäcker-Lehre.

Rosentreter rät Interessierten zu einem Praktikum. So könne man ein Gespür für die Herausforderungen bekommen. "Das muss jeder mal selbst austesten." Mit dem Schlafrhythmus beispielsweise komme nicht jeder klar. "Ein Bäcker schläft in Etappen", erklärt er - nach der Arbeit und vor der Arbeit. Um 2 Uhr, beziehungsweise 0 oder 23 Uhr nachts beginnt Marvin Zythens Schicht. "Es hat was Abschreckendes, aber auch durchaus Vorteile", so Dirk Rosentreter. Denn: die Arbeit in der Nacht bedeute auch einen frühen Feierabend". Gerade im Sommer lässt sich da der Tag gut nutzen.

Einmal die Woche steht für Marvin zudem Berufsschule in Geldern auf dem Programm - das dann zur "normalen" Zeit von 8 bis kurz vor 16 Uhr. Dort wird mit Hilfe einer Versuchsbackstube gelernt. "Zum Beispiel, was im Teig passiert und wie man damit umgeht", sagt Marvin. Darüber hinaus wird dort auch die Theorie vermittelt. Wie das Mehl hierhin kommt, wie Maschinen funktionieren aber auch Mathe, Wirtschaftslehre und Politik.

Bei seinem Ausbildungsbetrieb Gebart gibt es unterschiedliche Bereiche, in denen (angehende) Bäcker arbeiten. Zum Beispiel Ofen, Teigmacher oder Brötchenstraße. Im zweiten Lehrjahr werden sie oft in der Backstube eingesetzt.

"Am Anfang hatte ich keine Lust mehr auf Brötchen", sagte Marvin. Doch diese Zeiten sind vorbei. Privat backt er übrigens gerne Hefezöpfe. In den Genuss sind am Wochenende beim Herbstlager auch die St.-Georgs-Pfadfinder gekommen, denen Marvin angehört. Dort hat er in einem Steinofen für einen besonderen Gaumenschmaus gesorgt.

Auch für die Zeit nach seiner Bäckerlehre hat er sich schon etwas überlegt. Der 18-Jährige möchte gerne eine Konditorausbildung anschließen. Dirk Rosentreter rät zudem, sich als junger Bäcker nach der Ausbildung mehrere Betreibe anzuschauen. Trotzdem, betont Rosentreter, versuche man, die guten zu übernehmen, denn es sei schwer, qualifiziertes Personal zu finden. Nach vier Jahren Berufserfahrung sei zudem der ideale Zeitpunkt gegeben, um seinen Meister zu machen. Davon ist Marvin aber noch ein Stück entfernt. Die nächste Hürde, die er nehmen muss, ist die Zwischenprüfung im Februar 2015. Die wird aus Theorie und Praxis bestehen. Nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung "steht einem als Bäcker die Welt offen", sagt Dirk Rosentreter. Schließlich habe deutsches Brot einen sehr guten Ruf.

(RP)
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