Xanten Alte Militärstraße soll Denkmal werden

Xanten · Das Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege will die Kronemannstraße schützen lassen - gegen den Willen Xantens.

Was Bodendenkmäler betrifft, profitiert die Stadt Xanten wie kaum eine andere Kommune am Niederrhein von deren Existenz. Alleine der Archäologische Park (APX) spült Jahr für Jahr ein erhebliches Sümmchen in die Kasse des Kämmerers. Nun aber soll ein Bodendenkmal hinzukommen, das so recht niemand haben möchte. Die Rede ist von einer ehemaligen Militärstraße im Ortsteil Lüttingen, die heute den Namen Kronemannstraße trägt. In der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Umwelt erläuterten Sandra Semrau und Wolfgang Wegener vom Rheinischen Amt für Bodendenkmalpflege Bonn, warum aus ihrer Sicht ein öffentliches Interesse daran besteht, diese Trasse in die Denkmalschutzliste aufzunehmen.

"Im Raum Xanten fand gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mit der Operation Plunder eine der größten Aktionen überhaupt statt. Über diese Straße kamen die Engländer an den linken Niederrhein, deshalb haben sie die Strecke mit einer damals üblichen Betondecke versehen. Es gibt keine solchen Straßen mehr aus dieser Zeit, die noch erhalten sind", erläuterte Wolfgang Wegener.

Genau das aber war der Punkt, der bei den Ausschussmitgliedern Verwunderung auslöste. Nicht nur, dass ein beträchtlicher Teil dieses Betons längst mit einer Teerdecke überzogen ist, gibt es ihn auch größtenteils nicht mehr. "4,50 Meter unter der Straße verläuft ein Kanal aus den 70er Jahren. Für dessen Verlegung musste die Betondecke auf einer Breite von mindestens 3,50 Meter zerstört werden. Es können sich also allenfalls noch Fragmente davon am Rand der Straße befinden", erklärte Thorsten Feldkamp (CDU). "Wir wissen, dass dort ein Kanal liegt. Aber das Denkmal selber hat Substanz aufgrund seines ideellen Wertes", erwiderte Wegener und erntete damit den Unmut der Anwesenden. "Wir haben schon länger deutlich gemacht, dass wir von dem Kram nichts halten", äußerte sich Detlev Achterberg (SPD) entsprechend verärgert. Michael Reuter (FBI) machte deutlich, warum das so ist: "Wenn diese Straße als Denkmal eingetragen wird, wird das ein teurer Spaß für Bauherren. Vielleicht können wir uns auf den Kompromiss einigen, dass nur ein Teilstück bis zum Kindergarten eingetragen wird." Sandra Semrau wollte sich darauf nicht einlassen, die Mitarbeiterin des Amtes für Bodendenkmalpflege goss sogar noch Öl ins Feuer: "Das Denkmalschutzgesetz sagt aus: Wenn wir feststellen, dass es sich um ein Denkmal handelt, wird es auch eingetragen."

So einfach wollten Xantens Politiker die Kröte allerdings nicht schlucken, auch weil nach wie vor der Umgang mit dem neuen Denkmal unklar ist. "Unter der Straße liegt ein Kanal mit einem Durchmesser von 1,50 Meter. Was ist, wenn der saniert werden muss?", wollte Feldkamp wissen. Die Antwort von Wolfgang Wegener konnte kaum jemanden zufriedenstellen: "Unterschutzstellung bedeutet nicht, dass für immer und ewig nichts mehr daran gemacht werden darf. Sie müssten dann einen Antrag stellen und abwarten."

Vor der Abstimmung klärte der Technische Dezernent Niklas Franke, über die Folgen auf: "Wenn Denkmalwürdigkeit nachgewiesen wird, ist es Pflicht, das einzutragen. Machen wir das nicht, geht der Vorgang zum Minister, der dann entscheiden muss." Darauf wollten es die Ausschussmitglieder ankommen lassen und votierten mehrheitlich gegen die Eintragung. Um Verhandlungsbereitschaft zu dokumentieren, stimmten sie aber der eventuellen Eintragung eines Teilbereiches zu.

(erko)
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