Xanten Am Dom werden Erdbeben gemessen

Xanten · Der Geologische Dienst NRW hat in einem Keller eines Kapitelhauses eine Beben-Messstation installiert. Sie gehört zu einem Netz, über das ab heute auch die Behörden im Notfall schnell informiert werden können.

 In Xanten gemessen: Peter Müller vom Geologischen Dienst NRW (links) und der Leiter der Dombauhütte, Johannes Schubert mit dem Datenprotokoll des verheerenden Bebens in Nepal am 25. April. Im Hintergrund links: die Messstation im Keller eines Kapitel-Hauses.

In Xanten gemessen: Peter Müller vom Geologischen Dienst NRW (links) und der Leiter der Dombauhütte, Johannes Schubert mit dem Datenprotokoll des verheerenden Bebens in Nepal am 25. April. Im Hintergrund links: die Messstation im Keller eines Kapitel-Hauses.

Foto: Armin Fischer

Bei einem starken Erdbeben sollen künftig die zuständigen Landesbehörden schneller informiert werden: Heute nimmt der Geologische Dienst NRW ein neues Erdbeben-Alarmsystem (EAS NRW) in Betrieb. Es beruht auf der Auswertung von 14 Messstationen in NRW. Mit dabei sind auch Daten aus Xanten.

Über eine Leiter geht es hinab in die Kellerwelt der Immunität. In einem Kellergang unter einem Kapitelhaus hat Peter Müller seine Apparaturen aufgebaut. Eine Art Topf mit drei Seismometern, die Erderschütterungen in der Senkrechten und in der Horizontalen messen. Das, so der Elektroingenieur, sei wichtig für räumliche Einordnung.

Dass in Xanten gemessen wird, ist dem Kontakt der Dombauhütte mit dem Geologischen Dienst zu verdanken. "Der Leiter des Amtes, Prof. Dr. Josef Klostermann, war uns bei der Suche nach den Sanden behilflich", sagt der Leiter der Dombauhütte, Johannes Schubert. "Die brauchen wir, um den teils 700 Jahre alten Mörtel des Doms nachzumischen." Anfang des Jahres fragte Klostermann dann nach, ob die Erdbebenmessstation im Bereich des Doms eingerichtet werden könnte - so wie auch schon in Aachen.

Zunächst allerdings wurde getestet, ob über dem Kiesel-Untergrund exakt gemessen werden kann. Das führt Peter Müller einmal in der Woche nach Xanten. Denn noch läuft alles über einen Uralt-Rechner im DOS-System samt Disketten, die Müller zum Auslesen und Auswerten mit nach Krefeld mit. So macht es Müller, der das Erdbebenmessnetz in NRW seit Anfang der 1980er Jahren mit aufgebaut hat, seit eh und je. "Bevor wir einen nagelneuen Messschrank installieren, von dem die durchgängig erfassten Daten alle zwei Minuten übers Internet zum Rechner in Krefeld überragen werden, muss klar sein, dass sich das auch lohnt", sagt der 62-Jährige.

Inzwischen steht fest, dass die Messungen in Xanten funktionieren und die Datenerfassung im Verbund mit den anderen Messpunkten - zum Beispiel an Talsperren oder in 400 Meter tiefen Bohrlöchern in der Kohleschicht bei Jackerath und Pulheim im Erftkreis - sinnvoll ist. Denn selbst die Erschütterungen der Erdbeben in Nepal konnten in Xanten aufgezeichnet werden. Und da sich der italienische Stiefel weiter unter die Alpen drückt, gleichzeitig der mittelatlantische Rücken mit Island in Gegenrichtung unterwegs ist, ist auch hierzulande die Erde immer wieder in Bewegung.

Die Beben bei Alsdorf, vor allem aber 1992 in Roermond mir der Stärke von 6,9 auf der Richterskala, stehen dafür. Daneben gibt es zum Beispiel immer wieder Gebirgsschläge durch den Bergbau. "Warnen können wir nicht", sagt Müller, "aber wir können den Ort eines Bebens lokalisieren und die Stärke."

Diese Meldungen gehen ab heute automatisch an die Polizei, die jetzt umgehend die Maßnahmen einleiten und die Medien informieren kann. So gelangen Informationen für die Bevölkerung unmittelbar ins Radio - einschließlich der Warnung vor möglichen Nachbeben. Müller: "Wir hoffen, dass durch das neue Informationssystem nach einem Beben nicht mehr so viele Leute mit der Polizei telefonieren wollen und das Kommunikationsnetz wie zum Beispiel damals in Roermond zusammenbricht."

(RP)
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