Xanten Antikes Römerschiff nimmt Gestalt an

Xanten · 500 Besucher des APX warfen beim Tag der Offenen Tür einen Blick hinter die Kulissen der Werft.

 Kees Sars, der Schiffsbauchef aus den Niederlanden (im blauen Shirt links) mit Familie Rathmann aus Alsdorf, die echte Experten im Schiffsbau sind und ihre Kenntnisse auf die römische Variante erweitern möchten. Im Bild zu sehen: Vater Sascha Rathmann mit seiner Frau Regina und den Kindern Leia, Luk, Lius und Jonas.

Kees Sars, der Schiffsbauchef aus den Niederlanden (im blauen Shirt links) mit Familie Rathmann aus Alsdorf, die echte Experten im Schiffsbau sind und ihre Kenntnisse auf die römische Variante erweitern möchten. Im Bild zu sehen: Vater Sascha Rathmann mit seiner Frau Regina und den Kindern Leia, Luk, Lius und Jonas.

Foto: Fischer

Vor drei Jahren startete der Archäologische Park Xanten (APX) mit dem detailgetreuen Nachbau der Nehalennia, der modernen Schwester eines römischen Plattbodenschiffes aus Wardt. Mittlerweile hat das Team um den niederländischen Schiffbauer Kees Sars drei antike Schiffe nachgebaut, die in der Werft nahe dem Römer-Museum zu besichtigen sind. Mit der "Minerva Tritonia" wird derzeit eines der mächtigen Segelschiffe rekonstruiert, die in der römischen Rheinflotte zum Transport von Soldaten und Handelsware eingesetzt wurden.

An den Arbeiten beteiligt sind mit David Janßen und Stefan Achterberg auch zwei Menschen mit Behinderung, die in einem neuen Modell über eine "theoriereduzierte Ausbildung" an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt werden sollen. Beim Tag der offenen Werft boten sie Einblicke in ihre Tätigkeit und kamen mit Besuchern ins Gespräch.

Immer wieder wurden sie gefragt, was sie am Bau des 18 Meter langen und rund fünf Tonnen schweren Seglers fasziniert. "Wie ein solches Schiff mit der Zeit Form annimmt und dass dann alles funktioniert und passt, ist ein unbeschreibliches Gefühl", erklärt Achterberg. Ausbilder Sars freut das besonders: "Die Arbeit mit den Jugendlichen ist ein großer Mehrwert bei diesem Projekt. Sie sind sehr motiviert und fleißig. Ich werde sie vermissen, wenn sie demnächst an drei Tagen in der Woche in der Schule sind." Auf den Schiffsbau müssen sich Janßen und Achterberg nach der Ausbildung nicht unbedingt konzentrieren. "Sie lernen das ganz normale Tischlerhandwerk. Wer ein Schiff bauen kann, der kann auch einen Tisch bauen", berichtet Sars.

Sechs Mal im Jahr lädt die Werft zum Tag der offenen Tür, rund 500 Besucher des APX nehmen das Angebot durchschnittlich an. Für Sars und seine Mitarbeiter sind die Sonntagsschichten keineswegs lästig. "Der Kontakt mit den Besuchern ist für uns das Wichtigste. Es gibt viele anregende, aber auch lustige Gespräche. Uns macht es Spaß, den Leuten unseren kleinen Palast zu zeigen", versichert der Niederländer. Viele der Besucher möchten wissen, nach welchen Plänen oder Vorlagen ein solches Schiff entsteht, immerhin ist es schon 1700 Jahre her, dass die "Minerva Tritonia" auf dem Rhein segelte. "Der Nachbau basiert auf einem Wrackfund bei Mainz. Anhand dieses Wracks haben wir die Maße und einen Überblick über den Aufbau", sagt Sars.

Bis zum Ende des Jahres rechnen die Schiffbauer mit der Fertigstellung. Zusammengehalten wird die "Minerva Tritonia" von mehr als 3000 Eisennägeln, die in der Werft handgeschmiedet werden. Das 56 Quadratmeter große Segel aus Flachs wird von einer Fachfirma angefertigt. Dieses Segel sorgt bei Sars für ein mulmiges Gefühl: "Es wird spannend zu sehen, wie das Schiff auf unterschiedliche Windstärken reagiert. Aber sinken wird es nicht."

(erko)
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