Xanten APX stellt neue Bücher über das römische Xanten vor

Xanten · Wie sah es im "römischen Xanten" aus, bevor um das Jahr 100 herum die Colonia Ulpia Trajana gegründet wurde? Erkenntnisse dazu liefert der Band 25 der "Xantener Berichte", der gestern im Römermuseum vorgestellt wurde.

 Gundolf Precht, Patrick Jung und Martin Müller (von links) präsentierten gestern zwei neue Bände der Reihe "Xantener Berichte".

Gundolf Precht, Patrick Jung und Martin Müller (von links) präsentierten gestern zwei neue Bände der Reihe "Xantener Berichte".

Foto: armin fischer

Verfasst wurde das Buch von Gundolf Precht, dem 2002 aus dem Amt geschiedenen langjährigen Leiter des Archäologischen Parks Xanten (APX). Precht hat in zehnjähriger Arbeit Untersuchungen der "Capitolinsula" ausgewertet, des Quartiers der Römischen Stadt, auf dem in den Jahren 136/38 der wichtigste Tempel erbaut wurde. Das Gebäude wirkte, so der Autor gestern, wie eine Versiegelung der darunter liegenden Bodenschichten. In diesen gibt es Spuren (so ein für die Region ungewöhnliches "Langbettengrab"), die in die Bronzezeit (2200 bis 800 vor Christus) zurückreichen. Laut Precht gab es dann im ersten Jahrhundert nach Christus auf der späteren Capitol-Insula eine römische Siedlung, die zunächst durch ein verheerendes Rhein-Hochwasser und dann durch einen Brand zerstört wurde.

Ein weiteres Feuer legten die Siedler wohl selbst während des Bataveraufstands im Jahr 70: Die Menschen flüchteten in das Militärlager auf dem Fürstenberg und wollten nicht, dass ihre Häuser dem Feind in die Hände fallen. Auch für die Zeit nach dem Bataveraufstand bis zur Colonia-Gründung belegt Precht eine Besiedlung, die so bislang nicht bekannt war.

Unglaubliche Details fördert die Archäologie anhand von Bodenuntersuchen zutage. So weiß Precht von einem Haus zu berichten, dass aufgrund von Konstruktionsmängeln (das Holzgerüst faulte im feuchten Boden) wie ein Kartenhaus zusammengefallen sein müsse. "Es kann höchstens zehn Jahre gestanden haben." Dass Neubauten exakt auf den Parzellen der alten Häuser entstanden, zeige, dass es ein "Ordnungsamt" gegeben habe, das eine planvolle Entwicklung der Siedlung steuerte.

Als einen Meilenstein der Forschung wertete APX-Leiter Martin Müller gestern Prechts Arbeit. Er zeigte sich sicher, dass der ebenfalls vorgestellte Band 26 der "Xantener Berichte" das Interesse der internationalen Fachwelt erregen wird. Patrick Jung, ehemals im APX und jetzt am Ruhrmuseum Essen (Zeche Zollverein) tätig, hat sämtliche 2000 Funde aus Bein (bearbeiteter Knochen) aus der Colonia katalogisiert. In Zusammenarbeit mit Drechselmeisterin Astrid Dingeldey (Besuchern der Römischen Wochenenden im APX als Knochenschnitzerin bekannt) hat er die Technik der Herstellung der Haarnadeln, Spielsteine, Messergriffe und anderer beinerner Gebrauchsgegenstände untersucht. Der Kölner Spezialist Hubert Berke steuerte die Bestimmung des Materials bei: größtenteils Rinderknochen, zu acht Prozent Rothirsch-Geweih, zu zwei Prozent Elfenbein von Elefanten. Knochenschnitzer betrieben auch im römischen Xanten ihre Werkstätten. Das Arbeitsmaterial fiel als Schlachtabfall reichlich an und war beliebt — so etwas wie das "Plastik der Antike".

Die Reihe "Xantener Berichte" richtet sich an ein Fachpublikum. Sie erscheint im Verlag Philipp von Zabern Darmstadt/Mainz. Band 25, "Die Capitolinsula der Colonia Ulpia Traiana" (ein Doppelband im Schuber mit Texten und Beilagen) kostet 129 Euro. Band 26, "Die römischen Beinartefakte aus dem Gebiet der Colonia Ulpia Traiana", ist zum Preis von 75 Euro erhältlich.

(RP)
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