Xanten Auf Stelzen im Einsatz für "Küvenkamp 2"

Xanten · In der Nachbarschaft des bisherigen Gebäudes entsteht derzeit die neue Flüchtlingsunterkunft für Xanten mit Platz für 184 Bewohner.

 Auf der Baustelle am Küvenkamp arbeitet André Multhauf von Trockenbau Bünder auf Stelzen bei der Montage der Wände.

Auf der Baustelle am Küvenkamp arbeitet André Multhauf von Trockenbau Bünder auf Stelzen bei der Montage der Wände.

Foto: ostermann

Fahrräder stehen vor der Tür, einige Jalousien sind hochgezogen, andere runtergelassen, der Postwagen fährt gerade vor und bringt Briefe, vielleicht aus der Heimat oder von Freunden aus anderen Städten, vielleicht von Behörden. Doch die Tage von Küvenkamp 1 sind längst gezählt. In der unmittelbaren Nachbarschaft entsteht derzeit die neue Flüchtlingsunterkunft Küvenkamp 2.

Ein H-förmig angelegter Neubau in Holzbauweise, in gerade mal zwei Monaten vom Kaarster Unternehmen Petersbau errichtet. Die Fassaden stehen, das Dach ist fertig, die Fenster sind eingebaut. Die Zwischenwände waren in Rekordzeit hochgezogen: Viereinhalb Wochen lang stapfte ein "Riese" standsicher durch den Rohbau der neuen Flüchtlingsunterkunft Küvenkamp 2. In der einen Hand einige Schrauben, in der anderen Hand den Akkuschrauber. Knapp drei Meter über dem Fußboden hat André Multhauf die Deckenplatten angebracht.

Auf ein Gerüst oder eine Leiter konnte er verzichten, denn der Trockenbauer arbeitete auf Stelzen. "Wir verwenden sie seit einigen Monaten", sagt sein Chef Dirk Bünder. "Dadurch haben wir eine enorme Zeitersparnis von 40 bis 50 Prozent." Peterbau hat sich vor allem auf das Bauen mit Holz spezialisiert. In Xanten hat das Unternehmen bereits die Mensa am Stiftsgymnasium errichtet und in Kaarst erstmals eine Flüchtlingsunterkunft. Nun also wieder Xanten, aber in einer gegenüber den ursprünglichen Planungen abgespeckten Version.

Denn die Prognosen für 2016, die von bis zu 1000, später dann von 850 zugewiesenen Flüchtlingen ausgingen, haben sich nicht bewahrheitet. Seit Monaten sind kaum noch Neuankömmlinge zu verzeichnen; andere Kommunen, die bislang ihre Quote nicht erfüllt haben, haben Vorrang. Im kommenden Spätwinter oder zum Frühjahrsanfang ist Bezug, dann werden andere Unterkünfte leergezogen und die dort lebenden Asylbewerber umquartiert.

Daher ist Küvenkamp 2 auch nur noch eingeschossig und statt für 300 nur noch für 184 Bewohner konzipiert, untergebracht in Wohngemeinschaften mit acht Personen, die sich zwei Schlafräume, ein Bad, eine Wohnküche und ein zweites WC teilen. Kein Vergleich mit den beengten Wohnverhältnissen in den improvisierten früheren Schulgebäuden. Jetzt kann man sich auch mal aus dem Weg gehen oder sich innerhalb einer kleinen Gruppe zurückziehen. Die Menschen werden für sich selbst kochen können, damit ist ein weiterer ständiger Konfliktherd untereinander aus dem Weg geräumt.

Beim Freiziehen alter Unterkünfte hat die frühere Förderschule gegenüber dem Gymnasium Vorrang. Finanzielle und soziale Gründe geben den Ausschlag. Sie gilt im Vergleich mit den anderen Unterkünften als besonders teuer, da dort ein Sicherheitsdienst ständig präsent ist. Außerdem leben dort viele Menschen auf engstem Raum. Zudem lässt sich das Gebäude vermutlich gut vermarkten. Gespräche über einen Verkauf laufen bereits.

Zuletzt werden in Küvenkamp 2 die Außenanlagen hergerichtet. "Wir haben noch keine konkreten Pläne", berichtet Franke. Aber das ist schon mal sicher: Der Zuweg wird gepflastert, es wird Parkplätze geben und Begegnungsorte für die Bewohner. Die Kinder können sich auf einen Bolzplatz freuen und auf einen Bereich mit Spielgeräten.

Das Haus ist so konzipiert, dass es später, falls es als Flüchtlingsunterkunft überflüssig geworden sein sollte, umgebaut und anderweitig genutzt werden kann. Es steht in einem Gewerbegebiet. Als Unterkunft ist es genehmigt, für Angebote auf dem regulären Wohnungsmarkt müsste erst das Planungsrecht geändert werden. Aber Unternehmen könnten sich hier durchaus niederlassen. Durch Versetzen einzelner Wände lassen sich die Geschäftsräume individuell anpassen.

Auf Facebook hat Trockenbauer Dirk Bünder Videos von seiner neuen Arbeitsweise eingestellt. Das Verfahren macht international Schlagzeilen. Ein Film lief sogar im chinesischen Fernsehen.

(pek)
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