Sonsbeck Ausfahrt-Abenteuer für behinderte Mitfahrer

Sonsbeck · So viele Teilnehmer und Beifahrer gab es noch nie: Zum 18 Jumborun kamen 187 Motorradfahrer aus Deutschland und den Niederlanden.

 Tina durfte bei Klaus Schnorbus im seltenen Corda-Gespann mitfahren, das in nur 18 Exemplaren mit Golf-Dieselmotor und Automatik hergestellt wurde.

Tina durfte bei Klaus Schnorbus im seltenen Corda-Gespann mitfahren, das in nur 18 Exemplaren mit Golf-Dieselmotor und Automatik hergestellt wurde.

Foto: arfi

Seit rund einer Stunde sitzen Cleo (5) und Lou (3) Aengenheister vor dem Haus, um die Motorräder der Aktion Zündkerze nicht zu verpassen. Am Morgen hatten die Mädchen oben am Fenster gestanden, aber kaum jemand hatte die winkenden Kinder bemerkt. Jetzt wollen sie ganz nah ran am Jumbo Ran, den die Sonsbiker wieder für behinderte Mitmenschen organisiert hatten. Dafür harren sie geduldig aus. Auch Heidi Stiel wartet auf die Rückkehr der Zündkerze-Fahrer. Ihre Tochter Eva (26) sitzt als Beifahrerin auf einem der Fahrzeuge. "Die Ausfahrt ist ein Abenteuer für sie", berichtet die Sonsbeckerin. Ihre Tochter liebe Schauspieler Tom Beck. Bei der Tour könne sie Motorrad fahren wie er, habe sie am Morgen gesagt. Eva Stiel fährt zum 18. Mal beim Jumborun mit, ist Beifahrerin der ersten Stunde. "Sie fragt das ganze Jahr, wann es wieder so weit ist", erzählt die Mutter.

188 Motorräder hat Gerda Joosten mit Bekannten und Verwandten am Morgen bei der ersten Sonsbike-Durchfahrt gezählt. "Zum 18. Mal stehe ich hier und winke", verrät sie. "Die Behinderten freuen sich wahnsinnig über jedes Winken." Anneliese van Loon berichtet: "Ich bekomme immer eine Gänsehaut und Tränen in den Augen, wenn ich sehe, wie die behinderten Menschen sich freuen. Das ist einfach rührend."

Anna Pinders winkt ebenfalls seit Jahren Fahrern und Beifahrern zu. "Das ist immer schön. Wenn es wieder so weit ist, dass sie fahren, dann muss man da einfach hin!" Damit ihr Mann das beeindruckende Erlebnis der vorbeiziehenden Motorräder einmal live statt nur auf Video erlebt, haben Renate und Wilhelm Linders am Straßenrand Position bezogen.

Dabei stand die Tour zwischenzeitlich auf der Kippe, nachdem der Regen den geplanten Zeltplatz unbrauchbar hatte werden lassen und weitere Unwetter gemeldet waren. Sie hatten einen guten Zeitplan für das Wochenende. Aber dann . . .In einer Krisensitzung beschlossen die 14 Mitglieder des Organisationsteams: Die Tour soll stattfinden. Man werde sie den Wetterbedingungen anpassen und notfalls die Strecke kürzen, wie Willi Kisters und Gregor Joosten berichteten.

Diese Entscheidung bedeutete einen ganz neuen Countdown für das Kernteam. Mit Unterstützung der Gemeinde gelang es, einen anderen Zeltplatz zu bekommen, die After-Tour-Party wurde ins Kastell verlegt. Es wurde geplant, geändert, informiert und angepasst, bis alles wieder passte.

Der Lohn für die Mühe: Menschen wie Pascal Kalthoff. Der 22-Jährige saß bereits um acht Uhr am Kastell, um den gewünschten Trikeplatz zu bekommen und die Abfahrt nicht zu verpassen. Oder Bernhard Nold, der aus Mainz anreiste. "Toll organisiert!" lobt er. Freunde waren im vergangenen Jahr mitgefahren und hatten so geschwärmt, dass er als Fahrer dabei sein wollte. So wie 187 andere Biker aus ganz Deutschland und den Niederlanden.

(rih)
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