Xanten Bei Familie Ries grassiert "Krippenvirus"

Xanten · 54 Figuren stellen auf rund sieben Quadratmetern die Szene im Stall zu Bethlehem dar. Angefangen hat alles vor rund 20 Jahren eher zufällig. Ein Krippenbauer fragte Harold Ries nach besonders trockenem und dünnem Eichenholz.

 Die Geburt Christi: Den Engel kaufte Harold Ries in diesem Jahr bei einem Besuch in Kevelaer.

Die Geburt Christi: Den Engel kaufte Harold Ries in diesem Jahr bei einem Besuch in Kevelaer.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Eigentlich sollte das Unternehmen "Krippenerweiterung" längst abgeschlossen sein. Eigentlich. Doch dann fuhr Harold Ries wieder einmal dienstlich nach Kevelaer und konnte dort den Verlockungen der Holzschnitzkunst nicht widerstehen. Zurück kam er mit einem weiteren Exponat für die Darstellung der Heiligen Nacht im Souterrain seines Hauses. So stellen in diesem Jahr 54 Figuren auf rund sieben Quadratmetern die Szene im Stall zu Bethlehem dar. Möglicherweise liegen in anderen Kartons und Kisten noch weitere Stücke, mit den Jahren ging der Überblick etwas verloren. Aber für dieses Jahr sei sie fertig, hat Christiane Ries beschlossen. Begonnen hatte der "Krippenvirus", wie sie es nennt, vor rund zwei Jahrzehnten mit einer Zufallsbegegnung. Ein Krippenbauer fragte Harold Ries, damals noch Förster in Mönchengladbach, nach besonders trockenem und dünnem Eichenholz. Es entwickelte sich ein Gespräch, später kaufte er bei dem Kunsthandwerker einen Stall. Inklusive Drei-Generationen-Garantie, betont Harold Ries. Also kein Befall durch Holzwürmer oder Schimmel auf viele Jahrzehnte hinaus. Diese Krippe bildete den Grundstock für die umfangreiche Sammlung, die Jahr für Jahr umfangreicher wurde. Anfangs passte sie noch unter den Christbaum, inzwischen aber machen sich auf den aufgebockten Holzplatten ganze Heerscharen auf den Weg nach Bethlehem zum Stall. Mittendrin einige Legionäre. "Damit ist der Bezug zu Xanten und seiner römischen Geschichte hergestellt", sagt Ries.

 Römische Soldaten am Wegesrand - für Ries die Verbindung nach Xanten.

Römische Soldaten am Wegesrand - für Ries die Verbindung nach Xanten.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Die Szene um die Geburt Jesu stellt Christiane Ries in jedem Jahr in einer anderen Kulisse dar. Inzwischen dauert es nur noch zwei Wochen, bis der Stall mal in einer sandigen Einöde, mal umgeben von saftigem Grün steht. Diesmal hat sie sich für eine Weidelandschaft entschieden, dazu viel Moos und Zweige. Das Bild zeigt viel Liebe zum Detail. An einem Brunnen stehen einige Tonamphoren, die nur darauf warten, abgeholt zu werden. An einem Dreibein hängt ein Kochtopf. Zwei Jungen haben eine Stange geschultert, an der kleine silberfarbene Karaffen und Kessel herunterhängen.

 Auf einem Elefanten reitet König Balthasar ein.

Auf einem Elefanten reitet König Balthasar ein.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Eine Figur hat es Harold Ries besonders angetan: Den Heiligen Josef schätzt der Vorsitzende des Kolpingwerks im Diözesanverband Münster wegen des äußerlich bescheidenen Auftreten. Er sei bei den Ereignissen dabei, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, erläutert er. Das zeige sich auch äußerlich an der wenig auffälligen braunen Kleidung. Außerdem ist er als Handwerker, "der anpackt, wo es sein muss", der Schutzpatron des Kolpingwerks. Dessen Gründer Adolph Kolping sei ein großer Verehrer von Josef gewesen. Die Heilige Schrift erwähnt nur selten den Namen des Zimmermanns, seine Persönlichkeit tritt hinter das zurück, was seine Berufung durch Gott gewesen ist: Pflegevater Jesu zu sein. "Er zeigt uns, dass die Berufung eines Christen nicht die ist, möglichst im Mittelpunkt zu stehen. Sondern es gilt zu entdecken, welche Aufgabe Gott einem zugewiesen hat. Auch, wenn diese Aufgabe am Rand des Geschehens gelöst werden soll", sagt Ries.

 Harold, Christiane und Christian Ries (von links) vor ihrer Krippenlandschaft. Die Szene um die Geburt Jesu stellt Christiane Ries in jedem Jahr in einer anderen Kulisse dar.

Harold, Christiane und Christian Ries (von links) vor ihrer Krippenlandschaft. Die Szene um die Geburt Jesu stellt Christiane Ries in jedem Jahr in einer anderen Kulisse dar.

Foto: Armin Fischer

Selbstverständlich bringen auch im Hause Ries die Heiligen Drei Könige Jesu ihre Geschenke. Doch unter die Menge hat sich ein vierter gemischt, dem Aussehen nach ein Asiat vielleicht aus der Mongolei. Einer Legende und einer literarischen Vorlage nach hatte er sich einst auch auf den weiten Weg nach Bethlehem gemacht. Doch erst nach drei Jahrzehnten traf er Jesu gerade noch rechtzeitig zur Kreuzigung. Seine mitgebrachten Gaben gab er daraufhin für Werke der Barmherzigkeit hin. In der Darstellung bei der Familie Ries ist er hingegen seinem Ziel schon in der Heiligen Nacht nur wenige Schritte entfernt.

(pek)
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