Xanten Besucherstrom zu den Schiffsbauern

Xanten · Tag der offenen Werft: Rund tausend Gäste sahen sich den Nachbau eines römischen Lastkahns genauer an.

 Der holländische Schiffbaumeister Kees Sars (dunkeles T-Shirt) und seine Helfer zeigten den Besuchern in der Werft ihr Können.

Der holländische Schiffbaumeister Kees Sars (dunkeles T-Shirt) und seine Helfer zeigten den Besuchern in der Werft ihr Können.

Foto: Arnulf Stoffel

Ans Arbeiten kam Schiffsbaumeister Kees Sars beim ersten Tag der offenen Werft im Archäologischen Park Xanten (APX) kaum. Rund 1000 Besucher nutzten die Osterfeiertage, um sich in dem Zelt am Römermuseum den nach der antiken Göttin Nehalennia getauften Nachbau eines römischen Lastkahns einmal genau anzusehen.

Eine ganze Menge Fragen an den Fachmann brachten sich gleich mit. Von den Baumethoden über die Arbeitswerkzeuge bis hin zu den technischen Daten des Schiffes interessierte die Gäste einfach alles an der Nehalennia. Schiffsbauer Sars freute der Andrang: "Dafür machen wir das Projekt schließlich. Die Leute sollen hautnah miterleben können, wie ein römisches Schiff erbaut wird. Es ist toll, dass soviel Interesse besteht."

Bis zur Jungfernfahrt können die Besucher den Baufortschritt des Plattbodenschiffes im APX mitverfolgen. Als originale Vorlage dient der 1991 bei Auskiesungen in Wardt geborgene römische Lastkahn aus der Zeit um das Jahr 100 nach Christus, der Gründungszeit der Colonia Ulpia Traiana. Der Fund war damals eine archäologische Sensation. Heute bildet das zur Hälfte erhaltene Plattbodenschiff nach aufwendigen Restaurationsarbeiten einen der Höhepunkte der Ausstellung im Römermuseum. "Wir haben uns gerade extra noch das Original angesehen, um es mit dem Nachbau vergleichen zu können. Es ist schon beeindruckend, mit ansehen zu können, wie so ein Schiff nach einer fast 2000 Jahre alten Herstellungsart gebaut wird", bemerkte Tanja Graber aus Nierst.

Sohn Lukas (8) hat sich bereits einige Fragen an den Schiffsbaumeister überlegt. Eine ganz wichtige war etwa, wie die Römer die Bodenplanken gebogen haben. "Eine kluge Frage", entgegnete Sars. "Darüber mussten wir uns zu Beginn auch erst einmal Gedanken machen", ergänzte der Fachmann und erläuterte daraufhin, wie die Bodenplanken mit der nach unten gerichteten Oberkante auf einen Bock gelegt, mit einem zweiten Bock beschwert, fixiert und anschließend mit einem Bunsenbrenner gebrannt werden.

"Durch die Hitze wird der natürliche Klebstoff im Holz weich. Zeitgleich verschieben sich die Holzfasern. Kühlt der Klebstoff wieder ab, hält er selbst die acht Zentimeter dicken Planken in der Form fest", erläuterte Sars. Bei den Spanen, die die Bodenplanken verbinden, sehe es wieder anders aus, ergänzte der Schiffsbauer. Die Herausforderung: die Spanten sind fast rechtwinklig. Eine Krümmung, die mit dem Brennverfahren nicht zu meistern ist. "Hierfür mussten einfach passende Bäume gefunden werden, aus denen wir die Spanten herausarbeiten konnten", sagte der Schiffsbaumeister.

Margot Stellingen aus Wegberg interessierte zudem, welches Material zwischen den Planken zum Abdichten verwendet wird, ihre Tochter Daniela (10) fragte, wie die Planken miteinander befestigt werden, während Philipp Rateike (15) aus Jülich wissen wollte, welche Lasten solch ein Plattbodenschiff überhaupt tragen kann und wie es sich stromaufwärts fortbewegte. Kaum hat der Schiffsbaumeister eine Frage beantwortet, standen schon wieder zwei neue im Raum. "Es ist einfach toll, dass die Leute sich so für das Projekt interessieren. Alle stellen wirklich gute Fragen und für mich sind die Plaudereien eine schöne Abwechslung zu der Arbeit", resümierte Sars lachend.

(beaw)
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