Sonsbeck Besuchsdienst sucht Menschen mit Zeit

Sonsbeck · Eine Gruppe von Ehrenamtlern kümmert sich um Pflegebedürftige und deren Angehörige in Sonsbeck und nun auch in Xanten.

Die Anrufe kommen unregelmäßig. Aber Gabi Paersch ist sicher, dass er anruft. Er, das ist jener alte Mann, der ohne Hilfe nicht mehr vor die Tür kommt. Seine Frau ist gestorben, die Familie wohnt nicht in der Nähe, kann nur am Wochenende vorbeikommen. Und Gabi Paersch hat sich seiner angenommen, nimmt sich die Zeit für einen Besuch.

Es sind die Kleinigkeiten, die solch ein Engagement ausmachen, sagt die ehemalige Lehrerin. Sie übernimmt keine Hausarbeiten und keine Pflegedienste. Aber sie ist da, wenn jener alte Mann einfach mal "quatschen" will oder auch zuhören, "wenn ich etwas erzähle".

Seit eineinhalb Jahren gibt es in Sonsbeck jetzt den ehrenamtlichen Besuchs- und Betreuungsdienst. Vier Damen und inzwischen auch ein Herr haben es sich zur Aufgabe gemacht, Pflegebedürftige und ihre Angehörige zu unterstützen. Sie kommen ins Haus, begleiten die Menschen zum Beispiel zum Arzt, zu Behörden, auch zu Veranstaltungen oder zum Einkaufen. Und sie gehen mit ihnen spazieren.

Wie wichtig solche Dienste sind, hat Gabi Paersch am eigenen Leibe erfahren. Jahrelang pflegte sie ihren Mann, der an Demenz litt. Und das, so weiß sie, ist eine Knochenarbeit. "Eine psychische vor allem", fügt sie hinzu. "Familiäre Pflege führt oftmals zum absoluten Burn out, da kann man einfach nicht mehr."

Und so geht es auch zunehmend anderen Menschen: Die Anzahl pflegebedürftiger Menschen steigt in Deutschland kontinuierlich an. Allein im Jahr 2011, so der Caritasverband, gab es rund 2,5 Millionen Menschen, die im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes pflegebedürftig waren. Der größte Anteil dieser Menschen konnte zu Hause gepflegt werden. Zwei Drittel aller Pflegepersonen gestalten den pflegerischen Alltag sogar ohne die Unterstützung irgendeines Pflegedienstes.

Der größte Anteil an Pflege und Betreuung wird demnach von Angehörigen und auch Bekannten zu Hause geleistet. Diese Menschen, so heißt es auch bei der Caritas, sind oftmals durch den Aufwand an Pflege und Betreuung zeitlich stark eingebunden und stellen ihre eigenen Bedürfnisse teilweise oder auch vollständig in den Hintergrund.

Helfen kann zumindest ein wenig Entlastung, sagt Gabi Paersch. Mal einen Tag rauskommen, mal zum Friseur. Oder auch zu Freunden Experten, die einfach da sind und gemeinsam Wege aus der Anspannung finden. Die Tagespflege zum Beispiel.

Da wollen sich die freiwilligen Helfer einbringen. "Die Bereitschaft sei da, sagt Paersch. Allerdings auch eine gewisse Fluktuation - oftmals wegen der eigenen Belastung oder wegen einer Krankheit. "Da müssen wir auch selber sehen, wie wir damit umgehen", sagt die Labbeckerin. "Ein freiwilliger Dienst darf nicht in verpflichtende, belastende Arbeit ausarten." Dabei hilft auch, sich auszukennen. Gabi Paersch hat selbst Kurse besucht, in denen es um Demenz geht. Und der runde Tisch Demenz, zu dem beruflich in diesem Bereich Tätige und freiwillige Helfer ais Xanten, Rheinberg, Sonsbeck und Alpen zusammenkommen. Hier wie auch bei den Treffen des Kreises in Sonsbeck geht es vor allen Dingen um eins: Ums Reden über die Menschen, die man besucht, über das eigene Befinden. "Patentrezepte gibt es nicht. Aber Versuche, sich den Fällen anzunähern", weiß Gabi Paersch.

Die Anfragen an den Dienst jedenfalls nehmen weiter zu. Deshalb benötigt das Team dringend Verstärkung - auch aus Xanten, denn inzwischen gibt es auch aus der Domstadt Menschen, die auf Menschen hoffen, die etwas Zeit für sie haben.

Info bei Jörg Giesen, Pflegeberater der Gemeinde Sonsbeck, 02838 3615, Petra Post, Beraterin für Pflege, Schwerbehinderung und Rente bei der Stadt Xanten, 02801 772 203, Gabi Paersch, 02801 706844. Zudem trifft sich das Team Pflegebedürftige mit ihren Angehörigen an jedem dritten Mittwoch im Monat zu Kaffee und Kuchen im Sonsbecker Rathaus. Dazu sind auch Gäste willkommen.

(RP)
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