Sonsbeck Bewegende Rede zum Volkstrauertag in Sonsbeck

Sonsbeck · "Nur im Dialog wird Geschichte lebendig, kann Trennendes überwunden werden, kann das Verständnis für das Gegenüber entstehen." So formulierte Agnes Quinders (CDU) ihr Anliegen, das sie bei der Gedenkfeier zum Volkstrauertag 200 Sonsbeckern mit auf den Weg gab, nachdem sie am Ehrenmal auf dem Sonsbecker Friedhof den Kranz niedergelegt hatte. Dann zitierte die stellvertretende Bürgermeisterin den Philosophen und Psychiater Karl Jaspers, der in den letzten Jahren neu entdeckt wird, nachdem er mit seinem Tod 1969 in Vergessenheit geraten war. "Die Menschheit zu Freiheit zu bewegen, das heißt, sie zum Miteinanderreden zu bringen", hatte der große Denker gesagt, der in den 1920er Jahren Professor an der Heidelberger Universität gewesen war. "Die Vergangenheit beleuchtet das Gegenwärtige", zitierte Quinders wiederum Jaspers. Die Schatten der Nazi-Herrschaft seien lang. Die Spuren von Todesgefahr, Flucht und Vertreibung seien in Sonsbecker Familien präsent, wie sie aus persönlichen Begegnungen wisse. Kriegskinder und Kriegsenkel würden noch unter den unverarbeiteten Traumata ihrer Eltern und Großeltern leiden. "Deshalb ist es wichtig, miteinander darüber zu reden, was mörderische Kriege - nicht nur äußerlich sichtbar - mit den Menschen anrichten", forderte sie zum Generationen-Dialog auf.

 Die stellvertretende Bürgermeisterin Agnes Quinders (CDU) bei ihrer Rede zum Volkstrauertag in Sonsbeck.

Die stellvertretende Bürgermeisterin Agnes Quinders (CDU) bei ihrer Rede zum Volkstrauertag in Sonsbeck.

Foto: Armin Fischer

Diesen Dialog sah sie in Zusammenhang mit dem Miteinanderreden mit den 200 Menschen, die in Sonsbeck Schutz gesucht haben, weil in vielen Ländern Krieg und Gewalt herrschten, in Europa aber Frieden, wenn auch ein labiler. Die Sonsbecker setzten sich auf ganz unterschiedliche Weise für "Frieden, Toleranz und Völkerverständigung" ein. "Dieses Engagement ist wichtig, weil Sie die Menschen miteinander ins Gespräch bringen", betonte Agnes Quinders.

Zum Abschluss rief zu einer Gedenkminute auf, um "an das unsagbare Leid zu denken, das Gewalt und Krieg über Menschen aller Völker gebracht" habe. Sie appellierte, sich für "eine friedliche und offene Gesellschaft" einzusetzen, bevor der Musikverein Sonsbeck-Labbeck "Näher, mein Gott, zu mir" und die Nationalhymne spielte.

(got)
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